Dezentrale Strukturen hinderlich
Für Thomas Oestreich, Chief EPM Strategist bei Oracle, hängt dieser Befund auch mit der deutschen Tradition zusammen, auf dezentrale Strukturen zu setzen und Verantwortung so weit wie möglich auf die einzelnen Bereiche zu übertragen. Entsprechend gebe es in jedem jedem Unternehmen eine Reihe von Definitionen schon alleine für einen Begriff wie Umsatz. "Die Finanzabteilung spricht von Umsatz, wenn gebucht oder bezahlt wurde“, so Oestreich. "Aus Vertriebssicht fällt aber bereits Umsatz an, wenn ein entsprechender Vertrag unterzeichnet ist."
Zeitgemäße Planungssoftware wichtig
Entsprechend anspruchsvoll ist in vielen hiesigen Firmen die Einführung von zeitgemäßer Planungssoftware, da einheitliche Strukturen und Definitionen wesentlicher Bestandteil einer bereichsübergreifenden, integrierten Planung sind. "Nur wer seine transaktionalen Systeme weitgehend sauber hat, kann sinnvollerweise Business Intelligence oder Performance Management implementieren", so Oestreich.
Finanzielle Leistungsfähigkeit leidet
Laut Studie können rund 92 Prozent der hiesigen Manager Gewinne nicht vollständig den Geschäftsbereichen zuordnen. Fast die Hälfte der deutschen Entscheider befürchtet, dass die finanzielle Leistungsfähigkeit ihres Unternehmens durch diese "blinden Flecken" eingeschränkt werde.
Keine Angst vor falschen Entscheidungen
Dabei scheint die Gefahr der Unübersichtlichkeit von Daten nicht so hoch bewertet zu werden: Lediglich 37 Prozent der deutschen Entscheider sehen ein hohes Risiko, dadurch falsche Geschäftsentscheidungen zu treffen. Sogar nur 30 Prozent denken hierzulande, dass fehlerhafte Planung infolge des mangelnden Durchblicks den Erfolg des Unternehmens beeinträchtige.
Branchenabhängige Strategie
Thomas Oestreich erkennt indes gute Gründe für die nicht eben panische Einschätzung der deutschen Entscheider. Weil die geschäftliche Situation im stark industriell geprägten Deutschland stabiler sei als in Länder mit höherem Dienstleistungsgrad, erscheine der strategische Leidensdruck hierzulande auch geringer. "Den deutschen Unternehmen geht es insgesamt gut", so Oestreich. "Und ein mittelständischer Maschinenbauer muss sich eben weniger mit Marktvolatilität befassen als ein etwa ein Finanzdienstleister."