Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat eine tiefgreifende Transformation in der Geschäftswelt ausgelöst. Immer mehr Aufgaben können durch KI unterstützt oder sogar vollständig übernommen werden: von einfachen Empfehlungssystemen bei Netflix und Spotify über die Spracherkennung in Servicehotlines und der medizinischen Diagnostik bis hin zu hochkomplexen Analysen in Echtzeit, die das Risiko von Investitionsentscheidungen minimieren und autonome Fahrzeuge unfallfrei durch den Verkehr führen.
Die Einsatzmöglichkeiten von KI werden immer größer, speziell die prompte Entscheidungsfindung in Situationen, die eine menschliche Kapazität weit übersteigen, ist ein absoluter Game Changer. Unter anderem stellt sich dadurch Führungsetagen eine interessante Frage: Könnte KI schon in kurz- bis mittelfristiger Zukunft eine vollwertige Alternative für mittlere Managementebenen sein?
Von reiner Unterstützung zum vollständigen Ersatz?
Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich zunächst vor Augen halten, was gute Führung ausmacht. Und hier fällt schnell auf, dass die wichtigsten Anforderungen menschlicher Natur sind: Allem voran stehen Empathie und Fingerspitzengefühl. Denn um einen Menschen fordern und fördern zu können, muss man zunächst erkennen, um was für einen Menschen es sich genau handelt.
Was sind seine spezifischen Stärken und Schwächen, kulturelle Überzeugungen und teilweise private Vorerfahrungen, in welchen Situationen kann ich pushen, wann muss ich Freiraum geben? Bisher kann KI vor allem relativ präzise unsere Konsumpräferenzen vorhersagen. Aber von einer tiefgehenden Beurteilung (und letztendlich Vorhersage) von komplexen Charakterzügen und -entwicklungen sind wir noch weit entfernt.
KI liefert noch genug Mißverständliches
Auch die allgemeine Kommunikationsfähigkeit ist bei KI noch nicht weit genug fortgeschritten, um endgültige Führungsverantwortung zu übernehmen. Dies führt häufig zu ulkigen Missverständnissen: Wenn man einem KI-basierten "Text-to-Image-Generator" etwa vorgibt, einen Menschen mit einer Zigarette im Mund zu erstellen, wird die generierte Zigarette häufig falsch herum geraucht, also mit angezündetem Filter. In zu vielen Belangen fehlt KI noch das Kontextverständnis, um wirklich Verantwortung für Karrieren und Mitarbeiter zu übernehmen.
Diese Missverständnisse sind für Unternehmen natürlich alles andere als ulkig, wenn sie in der Kommunikation einer Führungskraft auftreten, zumal die Wahrscheinlichkeit eines Missverständnisses analog zur Komplexität der Situation steigt. Besonders wenn es gilt, Konflikte innerhalb der Belegschaft zu lösen, kann dies für zusätzlich explosives Konfliktpotenzial sorgen.
Kann KI Mitarbeiter motivieren?
Auch die Fähigkeit zur Motivation der Belegschaft sehe ich bei KI noch überhaupt nicht, das setzt ja ebenfalls Empathie voraus. Dazu ist das Vorleben der eingeforderten Werte von Seiten der Führungskraft ein wesentlicher Motivationsfaktor für Angestellte. Wie soll eine KI dazu in der Lage sein? Darüber hinaus ist die Möglichkeit, in eine mittlere Managementposition vorzurücken, natürlich für viele eine wichtige Motivation, die komplett entfiele.