Design Thinking vs. Future Thinking

Kalter Kaffee im Thermobecher

18.11.2023
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Seit meiner akademischen Ausbildung gestalte und begleite ich diverse Startups der Tech-Branche sowie mein eigenes Startup eat app live - der App-Verlag. Darüber hinaus hatte ich die Chance, digitale Lösungen wie die ZNS GET-App und die Commerzbank Baufi-App erfolgreich mit zu planen und zu konzipieren. Mit Begeisterung beteilige ich mich daneben aktiv an der digitalen Start-Up-Branche u.a. durch Interviews und Beitragsreihen.

Innovationsmethoden mit nachhaltigerem Effekt

Um Innovationen mit einem höheren Neuheitsgrad zu entwickeln, entstanden neue Methoden, zum Beispiel das "Future Thinking". Doch was ist der entscheidende Unterschied zwischen "Future Thinking" und "Design Thinking"? Wie in den vorherigen Beispielen dargestellt, geht das Design Thinking von der aktuellen Welt aus und leitet davon Produkt- oder Prozessverbesserungen ab. Beim Future Thinking werden zuerst

  • Trends,

  • Treiber,

  • Benchmarks und

  • Zukunftsprognosen

betrachtet, um dann Produkte für eine bestimmte Zielgruppe zu entwickeln. Die Zielgruppe wird dabei jedoch nur in seltenen Fällen direkt befragt, wobei eine indirekte Befragung und sogenannte "Lightning Talks" durchaus sinnvoll integriert werden können.

Design Thinking vs. Future Thinking
Design Thinking vs. Future Thinking
Foto: Anne Schulze

Im Beispiel des Thermokannenherstellers würde das wie folgt aussehen: Der Hersteller scannt aktuelle Trends, dabei fällt auf, dass es drei wichtige Themen unabhängig von seinen eigenen Kunden gibt: Energiesparen, Pfandsystem bei To-Go-Produkten und reduzierter Kaffeekonsum. Im Rahmen des Kreativprozesses wird dabei betrachtet, wie diese Trends sich auf das Konsumentenverhalten in Bezug auf das eigene Unternehmen auswirken können. Es wurden auf der Straße auch Personen mit dem neuen Pfandbecher-System gefragt, was sie davon hielten, um einen Eindruck von dieser Neuheit zu erhalten. Als Produktinnovationen werden dabei folgende Ansätze entwickelt:

  • Ein faltbarer und selbstreinigender Thermobecher für unterwegs.

  • Ein Wasserkocher, der so gut isoliert ist, dass zu viel gekochtes Wasser für Stunden warm gehalten werden kann.

Die Idee des Design Thinking, einen Thermobecher für eine spezielle Kapselmaschine zu entwickeln, wäre unter diesen Aspekten nicht evaluiert worden, da es keinen Anhaltspunkt dafür gegeben hätte - und auch der Trend zu "weniger Kaffee" hätte gezeigt, dass es kein langfristiger Erfolg gewesen wäre.

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Design Thinking eignet sich ausschließlich für Verbesserungen und kurzfristige Fragestellungen. Für nachhaltiges Wachstum sollte auf Innovationssprünge gesetzt werden. Idealerweise sollte ein Unternehmen beide Ansätze fahren - Design Thinking für das Halten des Umsatzes und Future Thinking für langfristiges Wachstum. (bw)