Traumjobs

Junge Profis zieht es zu BMW, Bosch und Audi

05.11.2018
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Sie sind im Schnitt 30 Jahre alt, in der Regel zufrieden mit ihrem Job und sehen BMW, Bosch oder Audi als Traumarbeitgeber an, so die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter Young Professionals.
  • Die ITK-Branche rangiert in der Beliebtheit Jobsuchender hinter der Automobilindustrie.
  • ITK-Unternehmen wecken als Arbeitgeber zunehmend das Interesse der Frauen.
  • Schlechter Führungsstil und zu geringe Bezahlung sind die Hauptgründe für Jobwechsel.

Google bleibt innerhalb der ITK-Branche weiter der attraktivste Arbeitgeber. Das hat das Berliner Trendence Institut errechnet, das über 18.000 Akademiker mit bis zu zehn Jahren Berufserfahrung für das "Trendence Young Professionals Barometer 2018" befragte. Gut 1400 von ihnen arbeiten in der IT- und Telekommunikationsindustrie. Fast jeder zweite dieser ITK-Profis würde am liebsten für den kalifornischen Internet-Konzern arbeiten. Auf Rang zwei und drei der beliebtesten ITK-Arbeitgeber rangieren Apple (26,9 Prozent der Stimmen) und SAP (26,3 Prozent).

In den Top Five der beliebtesten Arbeitgeber bleibt die Autoindustrie mit Herstellern wie BMW, Audi, Porsche und Daimler sowie Bosch als einem der größten Zulieferer unter sich.
In den Top Five der beliebtesten Arbeitgeber bleibt die Autoindustrie mit Herstellern wie BMW, Audi, Porsche und Daimler sowie Bosch als einem der größten Zulieferer unter sich.
Foto: Vadim Rodnev - shutterstock.com

Alle wollen in die Autoindustrie

Blickt man auf das branchenübergreifende Ranking der beliebtesten Arbeitgeber und damit auf die Befragung aller Young Professionals, landen die ITK-Unternehmen allerdings nur im Mittelfeld. In den Top Five der beliebtesten Arbeitgeber bleibt die Autoindustrie mit Herstellern wie BMW, Audi, Porsche und Daimler sowie Bosch als einem der größten Zulieferer unter sich. Google folgt hier erst auf Platz sechs, Apple auf Platz 18 und SAP auf Platz 32. "Allerdings gewinnen ITK-Unternehmen vor allem neue Fans unter den Frauen", kommentiert Trendence-Geschäftsführer Holger Koch das Ergebnis.

Beliebteste Arbeitgeber

1. BMW

2. Bosch

3. Audi

4. Porsche

5. Daimler

6. Google

7. Siemens

8. DLR

9. Fraunhofer-Gesellschaft

10. BASF

11. Airbus

12. Bayer

13. BCG

13. McKinsey

15. Continental

Die Umfrage zeigt, dass sich inzwischen alle Branchen für ITK-Talente hübsch machen. Die Folge ist laut Koch, dass die "Young Professionals aufgeschlossener sind und sich mehr Branchen bei der Wahl eines neuen Jobs öffnen". Die Akzeptanz für Arbeitgeber aller Branchen ist gestiegen - nur die Autoindustrie verschlechterte sich leicht, bleibt aber mit 42 Prozent klarer Sieger vor der Maschinenbauindustrie, die für 30,5 Prozent der Befragten die attraktivste Branche ist.

Holger Koch: "Wenn die Young Professionals der ITK-Branche unzufrieden sind, dann liegt es meist am Gehalt."
Holger Koch: "Wenn die Young Professionals der ITK-Branche unzufrieden sind, dann liegt es meist am Gehalt."
Foto: Trendence

Erstaunlich groß ist die Loyalität der jungen ITler, die in der ITK-Welt arbeiten: Sie würden sich zu 72 Prozent wieder in der gleichen Branche bewerben - auch hier ist die Tendenz steigend, die Erfahrungswerte sind demnach gut. Der Blick auf alle Young Professionals ergibt für die ITK-Branche allerdings deutlich niedrigere Werte: So würden sich nur 27 Prozent aller befragten Young Professionals auf jeden Fall in der ITK-Branche bewerben, und jeder Fünfte schließt das sogar aus.

IT-Gehälter könnten höher sein

Dennoch gibt es Dinge, die auch Arbeitgeber in der ITK-Branche verbessern können. "Wenn die Young Professionals dieser Branche unzufrieden sind, dann liegt es meist am Gehalt", sagt Koch. 44 Prozent der unzufriedenen ITK-Young-Professionals sehen Verbesserungsbedarf bei ihrem Gehalt. Auf Platz zwei folgt ein schlechter Führungsstil. Damit unterscheidet sich die ITK-Branche von anderen Branchen: In der allgemeinen Auswertung führt der mangelhafte Führungsstil am häufigsten zu Unzufriedenheit, das vermeintlich zu geringe Gehalt liegt an zweiter Stelle der "Frust-Tabelle".

Tatsächlich liegen die Gehälter in der ITK-Branche unter dem Durchschnitt aller Branchen. Während die jungen IT-Professionals im Mittel 60.200 Euro brutto im Jahr ­verdienen, sind es in der ITK-Branche 58.800 Euro. Am besten zahlt die Automobilbranche mit rund 67.000 Euro, gefolgt von den Finanzdienst­leistern und den Maschinenbauern mit rund 65.000 Euro und der Elektronik- und Elektro­technikindustrie mit etwa 64.000 Euro. Schluss­licht ist der öffentliche Dienst, wo im Jahresdurchschnitt um die 46.500 Euro gezahlt werden. Damit es zu keinen Missverständnissen kommt: Es geht nicht um Einstiegsgehälter, sondern um Young Professionals mit bis zu zehn Jahren Joberfahrung.

Der Chef macht in der ITK den Unterschied

Das Trendence Institut beschäftigt sich in seiner Studie auch eingehend mit der Frage, worauf Young Professionals bei der Wahl eines Arbeitsgebers achten. Fast alle erwarten attraktive Arbeitsaufgaben, eine Wertschätzung ihrer Arbeit und ihrer Person sowie die Möglichkeit, sich persönlich zu entwickeln. Ebenso wichtig sind guter Führungsstil und Kollegialität. Für junge Profis in der ITK-Branche ist das Führungsverhalten sogar das ausschlaggebendste Argument, das für einen Unternehmenswechsel spricht.

Doch was macht eine gute Führungskraft aus? Aus Sicht der Young Professionals sollen Chefs motivieren und organisieren, aber auch Konflikte managen können. Ferner wünschen sie sich empathische, offene und kritikfähige Führungskräfte. Fachwissen, Innovationsbereitschaft und Pflichtbewusstsein stufen die Nachwuchskräfte dagegen als weniger wichtig für einen guten Führungsstil ein.

Abgesehen vom Führungsstil beeinflussen auch die Arbeitsbedingungen das Wohlgefühl eines Mitarbeiters. Für ein Gros der Befragten sind flexible Arbeitszeiten die wichtigste Rahmenbedingung eines attraktiven Arbeitsplatzes. Die Möglichkeiten, Überstunden zu kompensieren und sich weiterzubilden, sind ebenso wichtig wie auch von zu Hause aus zu arbeiten.

Männer legen Wert auf leistungsbezogene Boni

In Sachen Home Office offenbart sich aber eine unterschiedliche Gewichtung: Für 42 Prozent der ITK-Profis gehört Home Office zum attraktiven Arbeitsplatz dazu, aber nur für 32 Prozent der Young Professionals, die in anderen Branchen arbeiten. Das kann damit zusammenhängen, dass in Technologiefirmen mobiles Arbeiten dank der eigenen Produkte schon weiter verbreitet ist als in anderen Unternehmen.

Auch das Thema leistungsgerechte Bezahlung ist nicht für alle gleich entscheidend. Hier zeigen sich die größten Unterschiede zwischen Männern und Frauen. So legen 26 Prozent der befragten Männer auf leistungsbezogene Boni Wert, aber nur 12,5 Prozent der Frauen. Diese finden auch geldwerte Vorteile wie Firmenwagen nicht so attraktiv als ihre männlichen Kollegen. Dafür sind den weiblichen Nachwuchskräften familienfreundliche Arbeitszeiten wichtiger. Das passt auch dazu, dass eine schlechte Work-Life-Balance nicht nur für Frauen, sondern auch für die Männer der vierthäufigste Grund ist, warum sie mit ihrem Job unzufrieden sind.