Anforderungen an Arbeit

Junge Generation sucht Sinn und mehr Zeit

11.04.2016
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Die Generation Y definiert Arbeit anders. Aus Sicht von Stephan Grabmeier, ­Innovation Evangelist bei Haufe-Umantis, passt der Begriff Work-Life-Balance nicht mehr. Es geht darum, Lebens- und Arbeitsmodelle zu verknüpfen.

CW: Fordern jüngere Mitarbeiter wirklich mehr Freizeit?

Stephan Grabmeier: Jüngere Mitarbeiter, aber auch schon die Vertreter der Generation X wünschen sich eine Work-Life-Integration - eine Verknüpfung von Lebens- und Arbeitsmodellen. Manche wollen ihre Arbeitszeit freier gestalten, andere benötigen mehr Zeit für ihre Kinder oder die Pflege von Angehörigen. Aber aus meiner Erfahrung weiß ich auch, dass sich vor allem jüngere Mitarbeiter mehr Zeit für sich wünschen. Diese gesellschaftliche Entwicklung dürfen wir nicht ignorieren.

Stephan Grabmeier arbeitet er als Innovation Evangelist für Haufe-Umantis.
Stephan Grabmeier arbeitet er als Innovation Evangelist für Haufe-Umantis.
Foto: Privat

CW: Sind Berufsanfänger heute selbstbewusster?

Stephan Grabmeier: Ich beobachte, dass Berufsanfänger heute sehr selbstbewusst sind und sich nicht scheuen, auch Forderungen zu stellen. Allerdings brauchen wir eine Balance zwischen den Wünschen der Mitarbeiter und denen der Unternehmen. Hier sind die Personal- und Projektverantwortlichen gefragt, die Teams und Aufgaben steuern, damit gute Arbeitsergebnisse und flexible Arbeitsmodelle verknüpft werden können.

CW: Manchmal entsteht der Eindruck, dass es Unternehmen mit dem Versprechen flexibler Arbeitsmodelle nicht ernst meinen und eigentlich Talente für Vollzeitjobs suchen.

Stephan Grabmeier: Viele Unternehmen und vor allem Konzerne haben schon lange flexible Modelle. Ob das aber immer gelebt und von jeder Führungskraft gefördert wird, ist eine andere Sache. Ich erlebe insbesondere ältere Manager, die nach außen hin flexible Arbeitsmodelle loben, an ihrem Führungsstil aber kaum etwas ändern. Oft unterscheiden sich die verschiedenen Abteilungen eines Konzerns ganz erheblich. Für einen Kulturwandel im Unternehmen braucht es aus meiner Sicht noch mehr Engagement von Vorständen und Führungskräften. In vielen Vorstandsetagen sitzen die sogenannten Baby Boomer, die mit hierarchischen Strukturen und einem Vollzeitjob sozialisiert wurden. Um diese Veränderungen anzugehen, brauchen Unternehmen eine starke HR-Leitung und Führungskräfte, die den Prozess steuern und begleiten.

CW: Der Kulturwandel in den Unternehmen wird sicher nicht nur die Arbeitszeitmodelle betreffen.

Stephan Grabmeier: Ich erlebe, dass die Menschen viel stärker einen Sinn in ihrer Arbeit suchen. Sie erwarten eine andere Führung und Organisationsstruktur, mehr Austausch, Freiheiten und digitales Arbeiten. Doch das lässt sich nicht klar am Alter festmachen. Es ist wichtig zu wissen, was jemanden motiviert und welche Werte ihm wichtig sind. Nur so erreichen wir generationengerechtes Arbeiten.

Stephan Grabmeier

Dass sich die Personalarbeit in den Unternehmen rasant wandelt, kann Stephan Grabmeier aufgrund seiner verschiedenen Positionen in mehreren Unternehmen nur bestätigen. Ob als HR-Manager in der Hypovereinsbank FMIS in München, bei Cortal Consors in Nürnberg, als Geschäftsführer der Yourcha AG, Managing Director der Master Management Deutschland oder als Head of Culture ­Initiatives bei der Deutschen Telekom - Wandel und digitale Trans­formation trieben ihn stets an. Seit 2015 arbeitet er als Innovation Evangelist für Haufe-Umantis.

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