Wenn Bewerber in den Stellenmärkten nach Jobs suchen, sind sie oft frustriert. Trotz einer wachsenden Zahl offener Stellen bleibt die Auswahl auch im Konjunkturaufschwung dürftig. Das liegt vor allem an der Art der Stellen: Am meisten gesucht werden Berater mit oft hundertprozentiger Reisebereitschaft, 2.500 solcher Stellen gibt es allein bei Monster.de. Viele Stellen sind befristet. Andere haben Anforderungen, die kaum jemand erfüllen kann. Traumjobs sind das selten.
Und das hat seinen Grund, sagt die Hamburger Karriereberaterin Svenja Hofert. "Die Stellen in den Jobbörsen sind meist Stellen, für die sich auf anderem Weg keiner gefunden hat. Anders ausgedrückt: Es sind Jobs mit kleinen oder größeren Makeln." Uneingeschränkte Reisebereitschaft ist so einer, zumindest für alle, die einmal zwei Jahre in Hotels hinter sich haben - aber auch schlechte Bezahlung, Befristung oder schlechtes Arbeitsklima.
Dass zwei Drittel aller Stellen nie ausgeschrieben werden, ist bereits seit Jahren, unter anderem durch eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarktforschung (IAB), bekannt. Doch diese Zahl, so die Einschätzung der Karriereberaterin nimmt weiter zu. Zudem zeigten sich zwei Tendenzen:
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Neben den unbeliebten sind es mehr und mehr auch stark spezialisierte Jobs, die in Stellenmärkten landen. "Generalistisch geprägte Stellen, die eindeutig die Mehrzahl des gesamten Stellenangebots darstellen, finden sich immer seltener in Form eines Inserats", so Hofert.
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Auch kleinere Unternehmen würden sehr selten mit einer Anzeige suchen. Stattdessen aktivieren Inhaber von Unternehmen und Personal suchende Manager statt den Headhunter immer öfter das eigene Netzwerk.
Kleine Unternehmen rekrutieren über ihr Netzwerk
Ein Beispiel dafür liefert Michael Silberberger, Geschäftsführer des Seminaranbieters Semigator AG in Berlin. Anstatt in Stellenbörsen zu schalten, schickte er kürzlich eine Mail an seine Xing-Kontakte. In dieser warb er für offene Positionen im Vertrieb, unter anderem mit einer Beschreibung des guten Arbeitsumfelds. "Die Chance, auf diesem Weg passende Kandidaten zu bekommen, ist deutlich höher als über eine normale Anzeige", sagt Silberberger aus Erfahrung.
Die Logik dahinter: Wer jemanden aus seinem Netzwerk empfiehlt, kennt diese Person meist und kann nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch die Persönlichkeit einschätzen - und diese ist außerhalb der Spezialistenwelt nun mal oft das wichtigste Fundament. "Zudem haben Angestellte, die sich als gute Mitarbeiter erwiesen haben, meist ebensolche Freunde und Bekannte", so Hofert. Nicht zuletzt würden Freunde oft viel besser zusammenarbeiten als Fremde - auch im Team. Für Arbeitgeber ist diese Form der Jobsuche nicht nur die günstigste, sondern auch die erfolgreichste Variante.
Was das für Jobsuchende bedeutet? "Wer sozial abgeschottet ist und zudem das Internet meidet, bekommt mehr und mehr ein Problem", so Hofert. Denn der aufgezeigte Trend werde sich weiter verstärken.