Freiberufler

Jeder siebte Projektvertrag kommt nicht zustande

22.05.2012
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Beim Abschluss von Verträgen zwischen Freiberuflern und Projektanbietern gibt es wieder mehr Diskussionsstoff. Nur 60 Prozent der Freiberufler unterschreiben den vorgelegten Vertrag ohne Änderung, jeder siebte Vertrag kommt gar nicht erst zustande.

Vor vier Jahren gaben noch 67,5 Prozent der IT-Freiberufler an, dass sie den Vertrag des Projektanbieters ohne Änderung unterschrieben haben. 2011 waren es nur noch 60,8 Prozent. Etwa ein Siebtel der Verträge wurde 2011 von den Selbstständigen abgelehnt und kam gar nicht zustande. Das besagt eine Auswertung von der Projektbörse und Personalagentur Gulp.

Wenn Freiberufler den projektvertrag nicht unterschreiben, liegt das oft auch an Abweichungen von mündlichen Vereinbarungen oder Vertragsstrafen.
Wenn Freiberufler den projektvertrag nicht unterschreiben, liegt das oft auch an Abweichungen von mündlichen Vereinbarungen oder Vertragsstrafen.
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Es muss nicht unbedingt an den Verträgen liegen, dass Freiberufler nun wieder häufiger "Nein" sagen. Die Selbstständigen profitieren derzeit auch von einer starken Verhandlungsposition. Im ersten Quartal 2012 wurden über Gulp insgesamt 46.518 Projektanfragen an Freiberufler geschickt - so viele wie nie zuvor innerhalb von drei Monaten. Die Auftragslage ist gut, und die meisten Freelancer sind - abhängig von Qualifikation, Region oder Stundensatz - gut ausgelastet. Da können viele Selbstständige es sich leisten, ein paar Punkte im Vertrag anzusprechen, die sie vielleicht hinnehmen würden, wenn die Auftragslage schmäler wäre. Diskussionsstoff bieten meist unvollständige oder schwammige Tätigkeitsbeschreibungen, falsche Vertragsbezeichnungen, Abweichung von mündlichen Vereinbarungen, Klauseln zu Kundenschutz und Zahlungsfristen, Verträge in Entwurfsfassung oder Vertragsstrafen.

Die Verträge müssen nicht schuld sein an der hohen Quote der Nichtunterschreiber - können aber. Stefan Symanek, Marketing-Leiter von Gulp: "Es empfiehlt sich natürlich, nicht erst mit dem Verhandeln zu beginnen, wenn der Vertrag final auf dem Tisch liegt. Das spart den Vertragsparteien Zeit und Ärger und führt dazu, dass sich Freiberufler und Projektanbieter zum Zeitpunkt des Signierens einig sind."