Für das kommende Jahr rechnen 73 Prozent der Betriebe mit steigenden IT-Budgets. Das ergab eine Umfrage von Capgemini unter knapp 200 IT- und Fachverantwortlichen von Großunternehmen und Behörden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Den Analysten zufolge sei dies der höchste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2003.
Knapp ein Drittel der Befragten wolle seine IT-Investitionen 2022 sogar um mehr als zehn Prozent erhöhen. Im Vorjahr wollten nur 20 Prozent ihr Budget zweistellig aufstocken. Jedes zehnte Unternehmen plant im kommenden Jahr, seine IT-Ausgaben kürzen, für 2021 hatten sich das noch knapp 15 Prozent vorgenommen. Auch die Prognosen für 2023 sind positiv: Knapp drei Viertel der Befragten rechnen mit höheren IT-Ausgaben, fast ein Drittel mit Steigerungen von mehr als zehn Prozent.
IT als Katalysator für Wachstum
Die Betriebe hoffen, mit steigenden IT-Investitionen ihre Expansion beschleunigen zu können. Etwa 83 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Organisation 2022 wirtschaftlich oder organisatorisch wachsen solle. Lediglich zehn Prozent verfolgen keine derartigen Pläne und reden eher davon, ihr Geschäft zu stabilisieren.
"IT spielt in den Expansionsplänen vieler Organisationen eine entscheidende Rolle, das zeigen die hohen Investitionen in diesen Bereich", kommentiert Sven L. Roth, Head of Business & Technology Solutions bei Capgemini in Deutschland, die Umfrageergebnisse. "Digitalisierung und der Einsatz intelligenter Systeme sollen nicht nur Wettbewerbsvorteile generieren. Sie tragen auch dazu bei, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und gleichzeitig den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel abzufedern, indem etwa Mitarbeiter von Routineaufgaben entlastet werden",
Mehr Geld für Modernisierung und die Cloud
Mit den steigenden IT-Ausgaben verschieben sich auch die Investitionsschwerpunkte. Unternehmen und Behörden wollen Capgemini zufolge mehr Geld für Modernisierungen ausgeben: Der Anteil der entsprechenden Investitionen am IT-Budget steigt von rund 27 Prozent im Vorjahr auf jetzt knapp 32 Prozent. Stattdessen werden im kommenden Jahr nur noch knapp 44 Prozent der IT-Ausgaben in den Erhalt der bestehenden Systemlandschaft gesteckt, 2021 waren es noch knapp 47 Prozent. Auch die Ausgaben für Neuentwicklungen werden anteilig leicht sinken: von rund 26 Prozent im Vorjahr auf 24 Prozent.
"Wir gehen davon aus, dass es sich bei den Modernisierungen in vielen Fällen um Projekte handelt, bei denen Anwendungen Cloud-fähig gemacht werde", erklärt Thomas Heimann, Enterprise Architect Director bei Capgemini und Co-Autor der IT-Trends-Studie. Angesichts der hohen Sicherheits- und Umweltstandards, dem breiten Serviceangebot und dem Preis-Leistungs-Verhältnis lohne es sich zunehmend, jetzt auch ältere Kernanwendungen zu modernisieren und in die Cloud zu bringen.
Auch das Business stemmt IT-Projekte
Auch die Strukturen in den Unternehmen verändern sich und werden durchlässiger. Capgemini zufolge werden IT-Innovationen inzwischen fast genauso häufig von der Business- wie von der IT-Seite finanziert. Das sei ein Beleg dafür, dass das Kerngeschäft vieler Unternehmen mittlerweile auf IT fußt. Außerdem würden Business-Entscheider die IT stärker als Wettbewerbsfaktor einstufen und deutlich mehr Digitalprojekte als früher initiieren.
Vielerorts gilt jedoch nach wie vor: Wer zahlt, schafft an. Bei den gemeinsamen IT-Vorhaben arbeiten die Bereiche Business- und IT nur in etwa jedem zehnten Betrieb auf Augenhöhe zusammen. Bei allen anderen gilt immer noch, dass der Hauptgeldgeber den größten Einfluss auf Entscheidungen hat.