Keine Gefahr durch Outsourcing

Java-Entwickler gehören zu gefragtesten Freiberuflern

20.07.2015
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Die Nachfrage nach Externen steigt – angetrieben von der starken Entwicklung im Web-Sektor. Gefragt sind vorrangig Entwickler mit Java- und C++-Wissen.
  • Outsourcing stellt für freiberufliche Softwareentwickler keine Bedrohung dar
  • Freiberufliche IT-Experten profitieren vom Fachkräftemangel

"Softwareentwickler gehören zu den meistgesuchten Experten - vor allem solche mit Java-Know-how", erklärt Thomas Müller, Geschäftsführer des Personaldienstleisters Solcom. Diese Programmiersprache sei durch die ständige Weiterentwicklung, einfache Verfügbarkeit und die Vielzahl an kostenlos verfügbaren Frameworks in der Web- und Anwendungsentwicklung sehr gefragt. So würde Java-, aber auch C++Know-how eine konstant hohe Nachfrage verzeichnen.

Mit den Aufträgen stiegen allerdings auch die Anforderungen an die Programmierer, so der Solcom-Geschäftsführer: "Aufgrund der zunehmenden Komplexität werden sich Experten weiter spezialisieren - gleichzeitig aber auch in übergreifenden Strukturen denken müssen." Dabei gelte: je komplexer eine Aufgabe, desto häufiger würden freiberufliche Experten beauftragt. Schließlich seien IT-Freelancer berufsbedingt immer auf dem neuesten Stand der Technik und brächten aufgrund ihrer vielfältigen Projekterfahrung viel Know-how mit. "Je vielfältiger eine Technologie ist, desto mehr mögliche Einfalltore gibt es auch", meint Müller. Hier tut sich seiner Meinung nach noch ein großes Feld für qualifizierte Externe auf.

Auftragsflut für Softwareentwickler

Dass die Chancen für freiberufliche Softwareentwickler seit Jahren durch Outsourcing bedroht sein sollen, kann Müller nicht bestätigen. Seiner Erfahrung nach sind von Outsourcing hauptsächlich wenig komplexe und hochstandardisierte Anwendungen betroffen - aber auch zeitaufwändige Programmierarbeiten, zum Beispiel in der Anwendungsentwicklung oder das Netzwerk- und Daten-Management.

"Wer Softwareentwickler ist, kann sich in der Tat nicht über mangelnde Nachfrage beklagen", bestätigt auch Christian Müller, freiberuflicher Java Backend-Entwickler. So hätten Kollegen, die bislang pendeln mussten, in kürzester Zeit neue Aufträge in der Nähe ihres Heimatortes gefunden. Da er vorwiegend in der Web-Entwicklung arbeite, spielten Hype-Themen wie das Internet of Things noch keine so große Rolle. Es gehe da eher um Schnittstellenprogrammierung. Der Freelancer ist aber sicher, dass sich hier für Selbständige neue Felder auftun.

Nach wie vor hätten App-Entwickler gute Chancen, schnell vermittelt zu werden. "Last, but not least, ist der Wille, jeden Tag Neues zu erlernen, für weitere Projekte entscheidend", betont Müller. Der Informatiker, der seine ersten Jahre als Festangestellter verbrachte und seit drei Jahren freiberuflich tätig ist, blickt optimistisch nach vorne: "Die Entwickler stehen auf der Wunschliste der Unternehmen weit oben, und ich kann unternehmerisch tätig sein." Vor allem das zähle für ihn.

Für IT-Freelancer wird es auch in Zukunft steil bergauf gehen.
Für IT-Freelancer wird es auch in Zukunft steil bergauf gehen.
Foto: Serg Nvns - Fotolia.com

Im Westen mehr Arbeit als im Osten

Das sieht Alexander Gehre, Geschäftsführer der Semproc GmbH ähnlich: "Gerade kleine und mittlere Unternehmen bekommen den Mangel an qualifizierten und erfahrenen Informatikern zurzeit schmerzhaft zu spüren." Davon würden freiberufliche IT-Experten allemal profitieren. Allerdings gibt es seiner Meinung nach für Java-Entwickler ein ausgeprägtes Ost-/West-Gefälle. Während Auftraggeber in den östlichen Bundesländern nur wenige Projekte anbieten können, stünden in Städten wie München, Hamburg oder Frankfurt den IT-Freiberuflern die Türen weit offen.

Gehre arbeitet als Java-Architekt und -Entwickler hauptsächlich an Projekten kleinerer und mittlerer Größe, an denen er von Anfang bis Ende beteiligt ist. "Beginnend mit der Anforderungsanalyse erstelle ich meist selbst das Projektheft, arbeite Architektur, Entwicklungsplan und die Aufwandsabschätzung aus und implementiere danach selbständig oder im kleinen Team das jeweilige Projekt", beschreibt er seine Tätigkeit.

Keine zu enge Spezialisierung bei komplexeren Technologien

Obwohl er als sogenannter Full-Stack-Developer breit einsetzbar ist, hat er sich zusätzlich in der Entwicklung von Desktop-Anwendungen auf die noch recht neue Technologie "JavaFX" spezialisiert. Der Softwareexperte empfiehlt eine gute, aber nicht zu enge Spezialisierung in etwas komplexeren Technologien: "Hier lassen sich wesentlich bessere Stundensätze durchsetzen als in Einstiegstechnologien."

Ein entscheidender Faktor sei ebenfalls ein Skill- und Projektprofil des Freelancers, das möglichst genau zu den gesuchten Anforderungen passen müsse. Dazu gehöre die kontinuierliche Abgleichung der Entwicklung mit den Erwartungen der Fachabteilungen - insbesondere für die Programmierung der Bedienoberflächen. Weitere Anforderungen der Auftraggeber seien flexible Einsatzzeiten, die Bereitschaft, Termine vor Ort wahrzunehmen, sofortige Verfügbarkeit sowie die Beherrschung von Fremdsprachen.

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