"Zeitarbeit ist ein Thema, das mit IT nicht sofort in Verbindung gebracht wird und mit Vorurteilen auf beiden Seiten zu kämpfen hat", erklärt Kai Becker, Bereichsleiter IT Temp des Personaldienstleisters Hays. Seit 2005 verfügt das Recruiting-Unternehmen über einen eigenen Sektor IT-Zeitarbeit. "Wer als Anbieter von Zeitarbeit im Hightech-Sektor erfolgreich sein will, muss entsprechenden Service bieten", so Beckers Begründung. Dazu gehöre, den Arbeitsmarkt und die Arbeitsplätze, die besetzt werden sollen, genau zu kennen. Laut Becker wird nicht jeder Bewerber genommen. Wenn sich ein Kandidat überschätze, falle das spätestens beim Interview auf.
Dem Personalexperten zufolge bevorzugen die Auftraggeber ohnehin den Einsatz von IT-Zeitarbeitern, weil für sie in dieser Konstellation Rechtssicherheit vorherrsche. Hays setzt die Zeitarbeiter nämlich im Rahmen von Arbeitnehmerüberlassung (AÜ) auf Gebieten ein, in denen auch Systemhäuser agieren: "Zeitarbeit eignet sich für ITler im Support, für Helpdesk-Tätigkeiten, in der Administration oder im Rechenzentrum", beschreibt der Hays-Manager den Status quo. Hochqualifizierte IT-Berater seien indes bei Zeitarbeitsfirmen so gut wie nicht tätig.
Steigender Bedarf an IT-Zeitarbeitern
Laut der aktuellen BA-Statistik sind hierzulande 16.500 IT-Zeitarbeiter tätig. Allerdings werden von den Zeitarbeitsfirmen vielfach sogenannte Floor Runner (die Tastaturen und Monitore tragen) oder Call-Center-Beschäftigte als IT-Mitarbeiter deklariert. Gleichzeitig gibt es eine Vielzahl von IT-Kräften, die im Rahmen von Werkverträgen oder bei Systemhäusern in Outsourcing- und Managed-Service-Verträgen eingesetzt werden und in den Statistiken von daher nicht auftauchen. Der Personaldienstleister Hays schätzt den Markt für IT Temp in Deutschland auf rund 35.000 Mitarbeiter in den Sektoren Support, Administration, Rechenzentrum, Softwaretest und Projektassistenten. Laut Hays wird für das Jahr 2015 – je nach Studie – ein Wachstum für IT-Zeitarbeit zwischen 2,6 und 5,9 Prozent erwartet.
Laut Becker gibt es in der Zeitarbeit mehr offene Positionen, als offiziell bekannt ist. "Vielleicht liegt das immer noch an dem gewissen Geschmäckle", mutmaßt er. Die Vermutung des Hays-Managers könnte durchaus zutreffen, denn zu diesem Thema befragte IT-Chefs wollten sich ungern zitieren lassen. Ihre Kernaussage lautet: IT-Zeitarbeit ist für einige Aufgabenbereiche nützlich, hochqualifizierte Fachleute stellen sie jedoch weiterhin lieber selbst ein oder suchen sie als Freelancer auf Vermittlungsbasis.
Nicht nur wegen der Vorurteile entlohnt Hays seine Zeitarbeiter eigenen Angaben zufolge marktgerecht und vielfach sogar etwas besser als eine Reihe von Systemhäusern. Dies sei wichtig, um an die guten Kandidaten zu kommen. Laut Becker liegt die Verdienstspanne im Support zwischen 25.000 und 35.000 Euro Jahresgehalt, bei Administratoren und RZ-Mitarbeitern bewegen sich die Gehälter von 30.000 bis zu 60.000 Euro jährlich - je nach Qualifikation und Erfahrung.
Warum IT-Zeitarbeiter ihren Marktwert steigern
Einen weiteren Vorteil für die Zeitarbeiter sieht Becker darin, dass sie angesichts des hohen Bedarfs schnell vermittelt und von dem breiten Stamm an Kunden sowie deren unterschiedlichen Anforderungen profitieren können. "IT-Zeitarbeiter sind typischerweise für zwei bis drei Jahre Mitarbeiter von Hays", erklärt Becker. Während dieser Zeit seien sie für verschiedene Kunden tätig. Das bedeute, dass sie mit unterschiedlichen organisatorischen Abläufen befasst sind, ihr Know-how erweitern und andere Kulturen kennenlernen können. Auf diese Weise, so Becker, steigern sie ihren Marktwert, ohne den Arbeitgeber wechseln zu müssen.
IT-Zeitarbeit statt Arbeitslosigkeit
Dem kann IT-Zeitarbeiter Andreas Zimmermann, zurzeit bei eine großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft als Administrator tätig, nur zustimmen: "Ich finde Zeitarbeit für Computerfachleute genial." Er habe bereits jede Menge Erfahrung gewonnen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist für den 24-jährigen Fachinformatiker mit Ausbildungsschwerpunkt Systemintegration bis dato der größter Arbeitgeber. Begonnen hat seine berufliche Karriere als fest angestellter IT-Profi in einem mittelständischen Unternehmen. Nachdem dessen IT ins Ausland verlagert wurde, verlor Zimmermann betriebsbedingt seinen Job. "Ich war überzeugt, auf dem Arbeitsmarkt rasch wieder Fuß fassen zu können", sagt der IT-Fachmann. Doch die Realität sah anders aus.
Nach zwei Monaten absoluter Flaute stellte Zimmermann sein Profil auf das Portal der Bundesagentur für Arbeit und bewarb sich für eine Stelle, die von Hays ausgeschrieben worden war. Zu seiner Freude reagierte der Personaldienstleister postwendend. Bereits beim zweiten Angebot habe es geklappt und sei er als IT-Zeitarbeiter bei einer deutschlandweit tätigen Handelskette gelandet. Dort habe er sein IT-Wissen intensiv vertiefen können. Für Zimmermann stand bald fest, dass Zeitarbeit - zumindest zum damaligen Zeitpunkt - die richtige Alternative war: "Als Freelancer fühlte ich mich nicht qualifiziert genug, und Akquise lag mir auch nicht besonders."
Wenn man sich als Freelancer umorientieren und einen neuen Kunden suchen muss, stellt sich die Frage: Ist mein Profil bei Personalagenturen, Zeitarbeitsfirmen oder Personalservice-Unternehmen noch aktuell? Das Unternehmen GULP als Projektportal und Personalagentur für externe IT- und Engineering-Spezialisten weiß, was gute Freelancer-Profile ausmacht.- 1. Stellen Sie Ihren Schwerpunkt heraus
Das Online-Profil eines Selbstständigen sollte einen roten Faden haben. Wenn ein Freiberufler zu viele Schwerpunkte setzt und keine klare Linie hat, ist es schwer für den Kunden oder den Vermittler, das Können herauszulesen. Keiner kann alles – meistens ist der Selbstständige auf etwas spezialisiert. Und das muss rüberkommen. - 2. Beschönigen Sie nichts
Schreiben Sie keine falschen Angaben ins Profil. Auch sollten Sie nichts beschönigen, denn das weckt Misstrauen. Kennzeichnen Sie zum Beispiel ein nicht abgeschlossenes Studium als solches. Wenn Sie mehrere Monate zu Hause mit Selbststudium verbracht haben, weil Sie kein Projekt gefunden haben, ist das nicht unüblich. - 3. Reduzieren Sie die Fehlerquote
Natürlich ist keiner perfekt, aber: Selbstständige sollten sich bemühen, die Anzahl der Rechtschreib-, Satzbau- und Satzzeichen-Fehler im Profil so gering wie möglich zu halten. Überhaupt ist es hilfreich, wenn das gesamte Profil ansprechend formatiert ist. - 4. Projekthistorie gut ausfüllen
Die meisten Recruiter achten vor allem auf die Projekthistorie. Dort sollten alle Projekte eingetragen sein – dabei sollte das letzte oder aktuelle Projekt an oberster Stelle stehen. Folgende Angaben dürfen nicht fehlen: Zeitraum, Kunde, Rolle im Projekt, Branche, Tools und Aufgabe im Projekt. - 5. Projekte verständlich beschreiben?
Selbstständige sollten ihre Projekte so beschreiben, dass es auch für jemanden einigermaßen verständlich ist. Allzu banal sollte es natürlich auch nicht sein – aber nur Abkürzungen zu verwenden, ist nicht förderlich. Ebenso wenig hilft es weiter, Skills nicht zu erwähnen im Glauben, dass das ohnehin jeder weiß. - 6. Wenn Foto im Profil, dann aktuell und professionell?
Ein professionelles Bewerbungsfoto wirkt sich auf jeden Fall positiv aus. Aber es muss ein gutes und aktuelles Bild sein. GULP berichtet von Fällen, in denen biometrische Fotos, Partyfotos oder Fotos aus den 80er Jahren ins Profil gestellt werden. Generell kann ein Entwickler ein legereres Bild haben als zum Beispiel ein Projektleiter. - 7. Konzentration auf die letzen Jahre?
Manche Freelancer packen zu viele alte Inhalte ins Profil. Recruiter und Kunden interessieren die aktuellen Themen – ihnen reicht es, über die letzten zehn Jahre Bescheid zu wissen. So vermeidet der Freelancer gleichzeitig, dass das Profil allzu lang und ausführlich wird und dass eine klare Linie fehlt. - 8. Verfügbarkeitsdatum aktuell halten?
Das Verfügbarkeitsdatum, also der Zeitpunkt, zu dem das nächste Projekt angetreten werden kann, sollte immer wieder angepasst werden. Wenn ein Freelancer seit 1.2.14 verfügbar ist, aber es ist schon der 1.3. – dann sollte er das Verfügbarkeitsdatum auf den 1.3. stellen. - 9. Stundensatz: Verhandlungsbasis ins Profil eintragen
Ein Selbstständiger sollte einen Stundensatz in sein Profil eintragen, der eine Verhandlungsbasis ist – am besten ohne Spesen. Diese Angabe brauchen Personalagenturen, um ungefähr abschätzen zu können, ob Kunde und Freelancer auch finanziell zusammen passen. - 10. Kurzen Bewerbungstext schreiben?
Selbstständige können ihre Erfolgsquote erhöhen, wenn sie bei der Bewerbung auf ein Projekt nicht nur ihr Profil mitschicken, sondern in zwei bis drei Sätzen beschreiben, inwiefern sie die geforderten Kompetenzen mitbringen.
IT-Wissen aneignen und auf Festanstellung hoffen
Bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kümmert sich Zimmermann als Server- und Storage-Administrator um eine Umgebung mit 150 physikalischen Servern. Neben der reinen Erstellung einer Infrastruktur für Tausende Mitarbeiter deutschlandweit ist die Abstimmung und Kommunikation mit den Kollegen enorm wichtig. Dass er voll in das Unternehmen integriert ist, kann ihm nur recht sein, denn "alleine im Server-Raum herumzuschrauben" sei nichts für ihn.
Mit seinem Gehalt ist der IT-Fachmann zufrieden, räumt aber ein, dass sein IT-Wissen hier eine Rolle spiele. Für die Zukunft wünscht sich Zimmermann, irgendwann wieder direkt in einer IT-Abteilung fest angestellt zu sein. Bis dahin will er seinen Horizont erweitern und sich weiteres IT-Wissen aneignen. "Wenn man erst 24 Jahre alt ist, liegt die berufliche Zukunft ja noch vor einem."
Entlassung führte auch bei Friedrich Schwarzinger dazu, in einem großen Chemieunternehmen als Zeitarbeiter tätig zu werden. Nach 23 Jahren als Festangestellter in einer amerikanischen Company verlor er 2008 aufgrund der Finanzkrise im Alter von 54 Jahren seinen Job. Genau wie sein wesentlich jüngerer Kollege Zimmermann litt er in den folgenden Monaten unter der kritischen Bewerbungssituation. Nachdem sein Profil im Internet stand, wurde ihm von Hays zunächst eine Tätigkeit als IT-Freelancer angeboten. Genau wie Zimmermann fehlte ihm hierzu jedoch der Mut.
Gehaltseinbußen für mehr Jobsicherheit
Der 60-Jährige bezeichnet sich als Allrounder, dessen IT-Karriere 1985 mit dem IBM-PC begann. "Danach habe ich mich in etlichen Bereichen von der Pike auf hochgearbeitet - IT gehörte auf jeden Fall dazu." Als ihm Hays dann einen Job als IT-Zeitarbeiter anbot, habe er zunächst ebenfalls Bedenken gehabt. Schließlich sei das Thema Zeitarbeit nicht gerade positiv besetzt. Nachdem die Jobsuche weiterhin schleppend verlief, sagte Schwarzinger zu. Immerhin sei die Festanstellung bei einem Personaldienstleister einigermaßen sicher. In Sachen Gehalt musste er eigenen Angaben zufolge aber Einbußen hinnehmen.
Der Chemiebetrieb, in dem er seit vier Jahren tätig ist, habe zusätzliche IT-Profis benötigt, da er damals im Begriff war, von IBM auf Microsoft umzusteigen. Dementsprechend sei die neueste Microsoft-Palette ins Haus geholt worden. Das Vorstellungsgespräch überzeugte Schwarzinger, an der richtigen Adresse zu sein.
Seitdem arbeitet er in einem großen Team, lernt neues IT-Know-how und spricht täglich mit Kollegen. Heute ist er froh, bei einem Personaldienstleister unter Dach und Fach zu sein: "Für mich ist IT-Zeitarbeit okay, denn ich habe mich bewusst gegen das Risiko und für die Sicherheit entschieden." Ob er in jungen Jahren genauso gehandelt hätte, kann er nicht sagen. Dass er in ein paar Jahren in Rente geht, habe ihm die Entscheidung auf jeden Fall erleichtert. (pg)