CIO des Jahres

CIO des Jahres 2022 – Großunternehmen - Finalisten

IT-Transformation gelingt nur im Team

14.10.2022
Von  und
Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Die CIOs Benjamin Beinroth (Fressnapf), Thomas Buck (Vitesco), Mario Daberkow (VWFS) und Tobias Günthör (Stada) gehören zu den Finalisten beim CIO des Jahres in der Kategorie Großunternehmen.
CIO des Jahres 2022: Benjamin Beinroth, CIO von Fressnapf, gehört zu den fünf Finalisten in der Kategorie Großunternehmen.
CIO des Jahres 2022: Benjamin Beinroth, CIO von Fressnapf, gehört zu den fünf Finalisten in der Kategorie Großunternehmen.
Foto: Photographie Yvonne Ploenes

Neben dem Sieger Michael Müller-Wünsch, CIO von Otto, hat die Jury vom CIO des Jahres 2022 auch vier weitere CIOs unter die Finalisten in der Kategorie Großunternehmen gewählt:

Fressnapf versorgt mit seinen Filialen und im Onlineshop Haustierbesitzer mit allem, was ihre Lieb­linge brauchen. Chief Information Officer Benjamin Beinroth hat in einem Changeprojekt sein Team auf eine neue Vorgehensweise eingeschworen. Er arbeitet zudem daran, ein kanalübergreifendes Ökosystem rund um Haus­tiere auch digital abzubilden.

Eine klassische IT-Organisation mit ihren festen Hierarchien sieht der 44-jährige Wirtschaftsinformatiker als überholt an. Er setzt auf agile Organisationsstrukturen bei Fressnapf. In dem Changeprojekt ging es aber auch darum, alle IT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Veränderungen vorzubereiten. "Unser Ziel ist die Persönlichkeitsentwicklung unserer Mitarbeitenden. Sie sollen erleben, wie sich ihre innere Haltung auf den gesamten Prozess, ihre Arbeit und die Ergebnisse auswirkt", sagt er. Erste Erfolge sind sichtbar. Die anfangs noch un­gewohnten Arbeitsweisen sind einer Routine gewichen, eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ersetzt das frühere Silodenken. Beinroth: "Heute unterstützen sich die Teammitglieder viel selbstverständlicher."

IT-Entflechtung bei Vitesco

Thomas Buck, CIO von Vitesco, hat die komplizierte IT von Continental und Vitesco entflochten.
Thomas Buck, CIO von Vitesco, hat die komplizierte IT von Continental und Vitesco entflochten.
Foto: Vitesco

Nur 18 Monate Zeit hatte Vitesco-CIO Thomas Buck, um die eng miteinander verknüpften IT-Systeme von Continental und Vitesco Technologies zu entflechten. Im März 2020 hatte der Aufsichtsrat der Continental AG beschlossen, die Sparte für Antriebstechnologien unter dem Namen Vitesco als selbstständiges Unternehmen auszugliedern. Bereits im September 2021 sollte der Prozess abgeschlossen sein. Keine leichte Aufgabe für Buck und sein 650-köpfiges IT-Team.

Der IT-Chef wählte für alle Applikationen außer SAP einen Cloud-only-Ansatz. Heute nutzen die Beschäftigten rund 85 Prozent aller Anwendungen über die Cloud. Das IT-Team musste zudem mehr als 70 SAP-Systeme aus dem Mutterkonzern herauslösen. Herausfordernd war auch der Umzug der Office-365-Konten von über 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, denn in der Übergangsphase sollten alle Beschäftigten problemlos weiterarbeiten können. "Das Projekt wäre ohne die Entscheidung für eine Cloud-Lösung in dieser kurzen Zeit nicht umsetzbar gewesen", resümiert Buck.

Captive-IT bei Volkswagen

Mario Daberkow, CIO von Volkswagen Financial Services, überzeugte mit seiner "Car Cloud".
Mario Daberkow, CIO von Volkswagen Financial Services, überzeugte mit seiner "Car Cloud".
Foto: Volkswagen Financial Services

Konzerneigene (captive) IT galt mal als hip bei Volks­wagen. Dann fanden 20 Jahre lang alle die eigene IT gar nicht attraktiv. Und nun lautet das Motto von Mario Daberkow wieder: "Wir wollen captive sein!" Der CIO der Volkswagen Financial Services AG sagt dazu salomonisch: "Jede Zeit hat ihre Lösung." Seit 2013 lenkt er als Vorstand die IT-Geschicke für die weltweit 16.849 Mitarbeitenden des Finanzdienstleisters, davon rund 6.000 in Braunschweig. Mehr als jeder zehnte von ihnen arbeitet in der IT. "Ich finde es unheimlich wichtig, eigene Mitarbeiter zu haben, die das können", betont Daberkow.

Warum, verdeutlicht er an seinem Projekt "CRM²", das seit Anfang 2021 läuft und im aktuellen Scope bis Ende 2023 geplant ist. Schon vor Covid-19 entstand die "Car-Cloud", mit der Daberkow die Historie der User-Relationship und der Car-Relationship "tracked und matched". In die Car-Cloud eingeflossen sind viele Eigenentwicklungen, viel Salesforce, viel Adobe, viel Informatica und viel AWS. Das Beste aus allen Welten zusammenzuführen, das sei eben nur mit einer captive IT möglich, sagt der CIO.

Stada: Bringing Data to the People

Tobias Günthör, CIO von Stada, setzt auf Agilität.
Tobias Günthör, CIO von Stada, setzt auf Agilität.
Foto: STADA Corporate Communications

Mitarbeitende des Arzneimittelherstellers Stada sollen vier Werte hochhalten: Integrity, Agility, Entrepreneurship und "One-Stada". Letzteres braucht Erklärung - und IT. "One-Stada meint, dass jeder Einzelne von uns im besten Interesse des Unternehmens als Ganzes und nicht nur seiner Geschäftseinheit handelt", sagt Tobias Günthör, seit April 2021 CIO der Stada Arzneimittel AG.

Um die (sehr agile) Go-to-Market-Struktur zu unterstützen, hat Stada neue Gesellschaften teilweise nur unvollständig in die IT-Landschaft integriert. Das IT-Team betreibt inzwischen mehr als 500 Legacy-Applikationen und mehrere ERP-Plattformen. Klassisches Reporting basierte bislang auf fünf SAP-BW-Systemen und unzähligen lokalen MS SQL Servern.

"Self-Service war unbekannt", berichtet der Chief Information Officer. Das Team habe deshalb in einem ersten Schritt einen Data Lake geschaffen, in dem jetzt mehr als 12.500 Stada-Mitarbeitende aus mehr als 20 Ländern nach Informationen fischen könnten. Günthör: "Speziell die Werte Agility und Entrepreneurship helfen dabei unserem modularen Architekturansatz. Das ist die Kultur, die wir vorantreiben wollen." (kf)