Die weltweiten IT-Ausgaben sollen sich 2023 auf insgesamt gut 4,6 Billionen Dollar belaufen, prognostiziert Gartner. Gegenüber dem Vorjahr entspräche dies einem Wachstum von 5,5 Prozent. Im kommenden Jahr sollen die globalen IT-Geschäfte noch stärker zulegen. Die Gartner-Auguren rechnen für 2024 mit einem Plus von 8,6 Prozent. Damit sollen die IT-Ausgaben erstmals die Marke von fünf Billionen Dollar durchbrechen.
Gartner-Prognosen für 2023: 6 Trends bei IT-Infrastruktur und Betrieb
"Makroökonomischer Gegenwind bremst die digitale Transformation nicht", sagt John-David Lovelock, Distinguished VP Analyst bei Gartner. Die IT-Ausgaben würden hoch bleiben, auch wenn für viele Länder 2023 ein nahezu stagnierendes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und eine hohe Inflation prognostiziert würden. "CIOs müssen Prioritäten setzen, um ihre Ausgaben zu optimieren, während gleichzeitig digitale Technologien genutzt werden, um das Wertversprechen des Unternehmens, den Umsatz und die Kundeninteraktionen zu steigern."
Software treibt den IT-Markt an
Getrieben wird das Wachstum in erster Linie durch Software. Dieses Segment soll im laufenden Jahr um 12,3 Prozent auf gut 891 Milliarden Dollar zulegen und im kommenden Jahr um weitere 13,1 Prozent auf eine gute Billion Dollar zu wachsen. Anwenderunternehmen würden ihre Ausgaben auf Software priorisieren, stellen die Gartner-Analysten fest. Damit verfolgten sie das Ziel, Wettbewerbsvorteile durch Produktivitätssteigerung, Automatisierung und andere softwaregesteuerte Transformationsinitiativen zu erzielen.
Die Geräteanbieter scheinen derweil das Schlimmste hinter sich zu haben. Nachdem der Markt im vergangenen Jahr um über zehn Prozent auf 717 Milliarden Dollar eingebrochen war, verlangsamt sich der Absturz 2023 Gartner zufolge auf minus 4,6 Prozent (684 Milliarden Dollar). Viele Verbraucher würden Anschaffungen aufgrund sinkender Kaufkraft und mangelnder Kaufanreize immer noch aufschieben, stellen die Analysten fest. Für das kommende Jahr rechnen sie an dieser Stelle allerdings wieder mit einem deutlichen Plus von elf Prozent auf gut 759 Milliarden Dollar.
CIOs würden ihre IT-Ausgaben neu ausbalancieren, stellt Gartner-Analyst Lovelock insgesamt fest. Beispielsweise würden die Ausgaben für Data-Center-Systeme in diesem Jahr nur moderat um 3,7 Prozent wachsen. "Ausgaben haben sich auf Cloud-Optionen verlagert, was sich im Wachstum der IT-Services widerspiegelt", so Lovelock. Dieser Bereich soll 2023 um 9,1 Prozent deutlich stärker zulegen als noch im vergangenen Jahr (plus 3,5 Prozent). Das IT-Servicesegment werde seinen Wachstumskurs bis 2024 fortsetzen (plus 10,2 Prozent), vor allem angetrieben durch den Infrastructure-as-a-Service-Markt, für den Gartner in diesem Jahr ein Wachstum von über 30 Prozent prognostiziert.
Bankenkrise - auf Störungen vorbereiten
Gartner mahnt die Tech-CIOs, die makroökonomischen Entwicklungen genau im Auge zu behalten und sich auf Störungen vorzubereiten. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, der Signature Bank und der Credit Suisse habe in der Banken- und Tech-Branche eine Schockwelle ausgelöst. Auch wenn sich das Risiko in Grenzen halte, sollte man gerade die Startup-Szene gut beobachten.
"Dies ist nicht nur ein Tech-Problem, da diese Firmen Geld an alle Arten von Start-ups verliehen haben - nicht nur an IT-Unternehmen", sagt Lovelock. Die CEOs von Tech-Unternehmen müssten sicherstellen, dass sie ihr Unternehmen am Laufen halten und weiter voranbringen. Das gelinge allerdings nur mit dem notwendigen Betriebskapital erhalten. Es gelte, die Auswirkungen auf die Liquidität zu überwachen, den Zugang zu Krediten sicherstellen und ein wachsames Auge auf Talente und Kultur haben.
Trotz Entlassungen - Fachkräftemangel hält an
Auch wenn sich die Entlassungen in der gesamten Technologiebranche fortsetzen, gebe es immer noch einen kritischen Mangel an qualifizierten IT-Fachkräften, warnt Gartner. Die Nachfrage nach IT-Experten übersteige das Angebot bei weitem. Dies werde bis mindestens 2026 anhalten.
"Entlassungen in der Tech-Branche bedeuten nicht, dass der IT-Fachkräftemangel vorbei ist", so Lovelock. Die IT-Ausgaben für interne Dienstleistungen würden in allen Branchen zurückgehen, und die Unternehmen könnten mit den Lohnsteigerungen nicht Schritt halten. Infolgedessen müssten die Betriebe mehr Geld ausgeben, um weniger Mitarbeiter zu halten. "Sie werden sich an IT-Dienstleister wenden, um die Lücken zu füllen."