Von Angst und Unsicherheit keine Spur: Laut der Studie sehen 49,3 Prozent der deutschen IT-Studenten Selbständigkeit als attraktive Karriereoption. Nimmt man die Befragten dazu, die Freiberuflichkeit zumindest in Betracht ziehen, ergeben sich immerhin 83,4 Prozent. In anderen Studien ist die Rede davon, dass der Wille zum Freelancing sinkt. Nicht so bei hochqualifizierten IT-Experten - hier steigt er.
Überraschende Ergebnisse zeigt die Studie auch bei der Form der Selbständigkeit: Nicht nur eine Unternehmensgründung im Rahmen eines Startups ist beliebt, insgesamt 61 Prozent können sich heute auch eine Tätigkeit als Solo-Selbständiger vorstellen. Die wichtigsten Gründe dafür, Freelancer zu werden, sind Aussichten auf mehr Selbstbestimmtheit in der beruflichen Tätigkeit, Abwechslung und Freiheit. Das mögliche höhere Einkommen spielt dagegen eine nachgeordnete Rolle. Selbständigkeit - so scheint es - ist für die Wissensarbeiter von morgen nicht nur Erwerbs-, sondern eben auch Lebensmodell.
Ohne Umwege von der Uni in die Selbständigkeit
"Die Digitalisierung der Wirtschaft fängt erst richtig an und die Auswirkungen auf die Beschäftigung werden zunehmend deutlicher. Auf jeden Fall wird uns das zweite Maschinenzeitalter noch sehr lange beschäftigen", ist Matthias Hamann, wissenschaftlicher Leiter der Studie und Professor an der Hochschule Ludwigshafen, überzeugt. Innovationen im Zuge von Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge schafften permanent neuen Bedarf für Spezialisten. "Dabei gewinnt das Modell Selbständigkeit weiter an Attraktivität", ist sich der Wissenschaftler sicher. Diese Entwicklung zwinge Unternehmen zum Umdenken, denn "hochspezialisierte Freiberufler, die sich in ständig wechselnden Projekten mit neuesten Technologien beweisen wollen, werden Firmen als Festangestellte immer weniger zur Verfügung stehen", analysiert Hamann. Das bedeute für ihn: In diesem Segment wird der Fachkräftebedarf weiter zunehmen.
Eine weitere Zahl verdeutlicht die Herausforderung für Unternehmen: Mehr als ein Fünftel der Befragten spielt mit dem Gedanken, sich direkt nach Abschluss des Studiums selbständig zu machen, weitere 27,4 Prozent können sich dies zumindest vorstellen. Als Gründe gaben die Studenten häufig an, dass sie schon immer selbständig sein wollten, viele weisen auch darauf hin, dass ihre Qualifikation am Markt sehr gefragt ist. Eine Festanstellung ist für diese IT-Profis eher Hemmschuh als Sicherheitsnetz. Viele bemerken das bereits noch vor ihrer eigentlichen Karriere: Mehr als ein Viertel übt schon während des Studiums eine selbständige Tätigkeit aus und hat damit den ersten Schritt Richtung Freelancing bereits gemacht.
Generation Y setzt auf Sinn statt Sicherheit
"Die Wissensarbeiter der 'Generation Y' wollen einen interessanten Beruf mit flexiblen Arbeitszeiten - und dank ihrer gefragten Qualifikationen können sie sich solche Ansprüche auch leisten", meint Etengo-Vorstandsvorsitzender Nikolaus Reuter. Anders als oft unterstellt, flüchte die Generation aber nicht pauschal in die vermeintliche Sicherheit der Festanstellung oder Verbeamtung. Eine freiberufliche Tätigkeit könne ihren Wunsch nach selbstbestimmter und abwechslungsreicher Arbeit häufig viel besser erfüllen - besonders in der IT. "Sinn ist ihnen wichtiger als Sicherheit", kommentiert Reuter. "Wir beobachten die Entwicklung hin zur Projektwirtschaft schon seit fast einer Dekade. Aber dass sich die Bereitschaft zur Selbständigkeit so klar zeigt, hat unsere Erwartungen dennoch übertroffen" , freut sich der Etengo-Chef.
Die neuen Freelancer
Die Studie "(Solo-)Selbständigkeit in der Wissensarbeit - das Modell der Zukunft?" wurde an der Hochschule Ludwigshafen im Auftrag der Etengo (Deutschland) AG erstellt. Sie stand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. rer. oec. habil. Matthias Hamann, und Anna Wennemers setzte sie um. An der Online-Befragung nahmen 399 Studenten der Informatik und Wirtschaftsinformatik aus ganz Deutschland teil. Damit ist die Studie nicht vollständig repräsentativ, erlaubt jedoch fundierte Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit der Informatikstudenten in Deutschland.
- Die zehn größten Freiberufler-Vermittler ...
... hat Lünendonk in der Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland" im Jahr 2014 ermittelt - gemessen an ihren Umsätzen. - Gute Aussichten für Vermittlungsagenturen
Wer einen von derzeit etwa 92.000 IT-Freiberuflern auf dem deutschen Markt vermittelt, hat gut lachen ... - Zwei Drittel der Umsätze werden mit Freiberufler-Vermittlung generiert
Externes Third Party Management und Zeitarbeit spielen dagegen nur eine geringe Rolle. - Platz 10: top itservices ...
...2013 noch nicht in den Top Ten, hat 2014 mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern einen Umsatz von 48,5 Millionen Euro erzielt und hat damit Platz 10 des Rankings ergattert. Der Gesamtumsatz des Unternehmens betrug 73,7 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter konnte gegenüber 2013 fast um 100 auf nun 783 Angestellte gesteigert werden. - Platz 9: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 57 Millionen Euro Umsatz und damit zwölf Millionen mehr als 2013 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 51 auf 61 im Jahr 2014. - Platz 8: Westhouse Consulting ...
... ist unter anderem auf die Vermittlung von SAP-Freiberuflern spezialisiert. 2014 konnten die großen Umsatzzuwächse der Vergangenheit nicht wiederholt werden, mit der Freiberuflervermittlung erwirtschaftete Westhouse Consulting 65 Millionen Euro (2013: 62 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz stagniert bei 71 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl wuchs von 87 auf 103. - Platz 7: 1st solution consulting
Mit 65,3 Millionen Euro Umsatz durch die Freiberuflervermittlung im Jahr 2014 hat 1st Solution den Wert des Vorjahres deutlich gesteigert (46,6 Mio). Auch der Gesamtumsatz konnte in diesem Zeitraum von 23 Millionen auf 82 Millionen Euro zulegen. 1st solution beschäftigt 74 Mitarbeiter und somit nur geringfügig mehr als 2013 (68). - Platz 6: Questax Gruppe
Questax, hervorgegangen aus der ehemaligen Quest Softwaredienstleistung und der krisengeschüttelten Reutax, kommt auf 68,2 Millionen Euro Umsatz durch Freiberuflervermittlung und beschäftigt 120 Mitarbeiter. Der Gesamtumsatz beträgt 75,8 Millionen Euro. - Platz 5: Solcom Unternehmensberatung
Die Solcom Unternehmensberatung hat mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern 79 Millionen Euro und damit etwa zehn Millionen Euro mehr umgesetzt als im Vorjahr. Auch die Zahl der Angestellten ist um zehn auf 120 angewachsen. - Platz 4: SThree
Im Vorjahr noch auf Platz fünf, hat sich die Freiberufler-Vermittlung SThree an Solcom vorbeigeschoben: Das Unternehmen beschäftigt 25 Mitarbeiter mehr als noch 2013 (505). Die Gesamtumsatzsteigerung um 32 Millionen auf 173 Millionen wird nur vom Erstplatzierten des Rankings übertroffen. Der Umsatz mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern weist mit 97,6 Millionen Euro ebenfalls ein deutliches Plus von 11,4 Millionen gegenüber dem Vorjahr aus. - Platz 3: Allgeier Experts
Bronze geht wie im Vorjahr an Allgeier Experts: Das Unternehmen erzielte mit der Vermittlung von Freiberuflern 183,2 Millionen Euro Umsatz, was einem Plus von 22 Millionen Euro entspricht. Gleichzeitig ging die Mitarbeiterzahl von 437 auf 418 zurück. Der Gesamtumsatz sank von 239,4 Millionen auf 228,6 Millionen Euro. - Platz 2: Gulp Information Services
Die Top Drei der IT-Freiberufler-Vermittlungen bleiben dieses Jahr unter sich: Auch Gulp, im Bild Geschäftsführer Michael Moser, macht da mit Silber keine Ausnahme und untermauert die "Vizemeisterschaft" mit einem Mitarbeiterzuwachs von 47 neuen Beschäftigten gegenüber 2013 (180), einem Umsatzplus von 31,6 Millionen Euro (2013: 268,3 Millionen Euro) sowie der Steigerung des Gesamtumsatzes auf 313,3 Millionen Euro (2013: 278,4 Millionen Euro). - Platz 1: Hays
Praktisch der FC Bayern der IT-Freiberufler-Vermittlungen ist Hays, hier im Bild Vorstandschef Klaus Breitschopf. Das Unternehmen setzte 2014 mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern sagenhafte 781,20 Millionen Euro um, was im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 70,6 Millionen bedeutet. Auch die Mitarbeiterzahlen sind wesentlich höher als bei der Konkurrenz, 2014 arbeiteten 1400 Beschäftigte für Hays (2013: 1.300). Der Gesamtumsatz wurde auf 1,350 Milliarden Euro und im Vergleich zu 2013 um 250 Millionen Euro gesteigert. - Wachstumskurs setzt sich fort
Die Markt für Freiberuflervermittlung wird immer größer: Die Anzahl der freiberuflichen IT-Experten in Deutschland ist 2014 auf 92.000 angewachsen (2013: 87.500). Die Umsätze konnten gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent gesteigert werden und liegen nun bei neun Milliarden Euro (2013: 8,4 Milliarden Euro). - Freiberufliche Security-Spezialisten haben gute Karten ...
... laut Studie profitieren sie vom Sicherheitsbedürfnis der Firmen. Ihre Honorare steigen besonders stark. - Welche Skills Firmen nachfragen
Projekt- und Qualitätsmanagement-Kompetenz ist die am häugsten nachgefragte Fähikgkeit. Auf Platz zwei und drei folgen Security und SAP.