Als Michael P. die Tür zu seiner Wohnung aufschließt, verschlägt es ihm den Atem: Schuhe, Kleidung, Geschirr liegen am Boden verstreut, der Parkettboden im Wohnzimmer ist übersät mit Glassplittern, an der Terrassentür klafft ein riesiges Loch. Einbrecher hatten sich an Michaels Haus zu schaffen gemacht, als er und seine Frau über das Wochenende die Schwiegereltern besuchten. Die Schadenssumme: 20.000 Euro. Zu den gestohlenen Gegenständen zählen außer Schmuck, Hi-Fi-Anlage, Laptop und Datenträger auch das iPad – auf dem private Fotos, Filme, Dokumente und E-Mails gespeichert sind.
Der Verlust von Michael P.s iPad ist jedoch nicht typisch: Laut Polizeilicher Kriminalstatistik machten Wohnungseinbrüche im Jahr 2011 gerade einmal 7,8 Prozent der Gesamtverbrechen aus. Diebstähle nahmen hingegen mit 40 Prozent einen sehr großen Anteil ein. In 45,6 Prozent der Fälle handelt es sich bei den geklauten Gegenständen um Schmuck, Kleidung und Elektrogeräte.
Neuer US-Trend: iPad-Picking
In den USA macht gerade ein ganz gefährlicher Trend die Runde: „iPad-Picking“. Betroffen sind dabei vor allem Starbucks-Filialen in Großstädten. Die Diebe ziehen den Gästen, die dort ihren Kaffee trinken und das kostenlose WLAN nutzen, ihre iPads förmlich unter den Händen weg – und zwar so schnell, dass Gegenwehr zwecklos ist. Die Banden sind gut organisiert. In den meisten Fällen flüchteten die Diebe sofort in ein Auto, das mit laufendem Motor vor dem Eingang wartete.
Auch wenn iPad-Picking in Deutschland nicht die Regel ist, sind auch hier die Gefahren nicht zu unterschätzen: Ein unachtsamer Moment in der U-Bahn oder ein kurzer Gang in der Bibliothek vom Lesesaal zum Bücherregal können ausreichen – und schon ist das iPad weg. Dabei muss es nicht mal Diebstahl sein: Auch wenn man das iPad aus Versehen im ICE liegen lässt, kann es mitunter lange dauern, bis man das Tablet wieder in den Händen hält.
Umso wichtiger ist es, sich im Vorfeld mit dem iPad gut auszukennen und zu wissen, wie man seine Daten sichert. Schließlich wollen Sie ja nicht, dass Unbefugte Ihre E-Mails lesen, Apps in Ihrem Namen kaufen oder sich durch Präsentationen blättern, die eigentlich fürs nächste Meeting geplant waren.
Apple selbst hält sich beim Thema Diebstahl sehr bedeckt. Der Apple-Support rät, sich an die nächste Polizeidienststelle zu wenden, falls das iPad geklaut werde. Die Nachverfolgung der Geräte seitens Apple sei nicht vorgesehen. Die Polizei nimmt eine Ortung – wenn überhaupt – nur dann vor, falls Leib und Leben in Gefahr sind. Jeder Nutzer ist also selber gefragt, das iPad im Vorfeld ausreichend abzusichern.
Wichtig: Code-Sperre einrichten
Schon wenn Sie Ihr neues iPad zum ersten Mal einrichten, sollten Sie unter „Einstellungen“ / „Allgemein“ die Code-Sperre aktivieren. Der einfache Code besteht aus einer vierstelligen Zahl und ist mit Brute-Force-Methoden knackbar, besser richten Sie daher einen alphanumerischen Code ein. Erst nach dessen Eingabe im Sperrbildschirm haben Sie wieder vollen Zugriff auf E-Mails, Internet und Apps. Nach zehn fehlgeschlagenen Anmeldeversuchen werden auf Wunsch sämtliche Daten auf dem iPad automatisch gelöscht.
In den Einstellungen muss unter dem Punkt „iCloud“ der Reiter „Mein iPad suchen“ aktiviert sein, um Ihr iPad orten zu können. Voraussetzung ist jedoch, dass das verloren gegangene iPad mit dem Internet verbunden ist. Hat das iPad keine Internet-Verbindung, wird es als „offline“ angezeigt. Die Funktion „Mein iPad suchen“ gibt es schon ab iOS 5. Das bedeutet, dass Sie sogar das Ur-iPad orten können.
Die Funktion „Mein iPad suchen“ bedeutet nicht, dass Sie bei erfolgreicher Ortung dem Dieb hinterherlaufen sollen, um ihn eigenmächtig zur Herausgabe des Tablets zu zwingen. Vielmehr haben Sie nun die Möglichkeit, das iPad zu sperren beziehungsweise sämtliche Inhalte und Einstellungen darauf komplett zu löschen. Das geht nur, wenn das iPad eine Internetverbindung hat. Ist das iPad offline, werden sämtliche Daten erst gelöscht, sobald es sich wieder mit dem Netz verbindet.
Jedes iPad hat zudem eine individuelle Seriennummer. Im Falle eines Diebstahls empfiehlt es sich, diese parat zu haben, um bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Die Seriennummer ist auf der Geräterückseite eingraviert und den Karton gedruckt. Sie können die Nummer aber auch auf Apples Website unter „MeinSupportprofil“ abrufen. Dazu müssen Sie sich mit Ihrer Apple ID anmelden und bekommen alle gekauften Geräte angezeigt.
Daten retten
Ist Ihr iPad gestohlen worden, können Sie die Daten nur retten, wenn Sie vorher regelmäßige Backups durchgeführt haben. Für die externe Speicherung von Daten eignen sich entweder Dropbox, iTunes oder iCloud. iCloud ist besonders praktisch, wenn Sie iWork-Dateien von Keynote, Pages oder Numbers auf dem iPad gespeichert haben, da Sie bei der Synchronisation mit iCloud sofort Zugriff von der Webseite www.icloud.com darauf haben. Allerdings synchronisiert iCloud nur Musik, Fotos, Apps, Bücher, eigene gedrehte Videos und Dokumente. Filme, die Sie über iTunes gekauft haben, bleiben außen vor.
Auf Nummer sicher gehen Sie also, wenn Sie das Backup über iTunes durchführen. Allerdings sollten Sie dann auch immer bei einer Apple-ID bleiben und das Backup mit ein und dem selben Rechner durchführen.
Das Problem: Haben Sie Filme ausschließlich über das iPad gekauft, sind diese bei Verlust des Tablets unwiderruflich verloren, wenn Sie die Videos nicht zuvor gesichert haben. Dazu müssen Sie bei der nächsten Synchronisation mit iTunes den Haken bei „Musik und Videos manuell verwalten“ setzen. Anschließend können Sie Ihre Videos, die Sie sich auf Ihr iPad geladen haben, in iTunes importieren. Nun finden Sie die Filme unter „gekaufte Artikel“. Bei gekauften Filmen empfiehlt es sich außerdem, diese auf eine externe Festplatte zu speichern.