Während halb Europa fror, wurde in der Wüste Nevadas bereits wieder an den der technischen Zukunft gefeilt. An die 4500 Aussteller hatten sich in der zweiten Januarwoche auf den Weg nach Las Vegas gemacht, um die neuesten Entwicklungen im Bereich Unterhaltungselektronik zu zeigen. Wobei dieser Begriff mit dem von IBM präsentierten ersten kommerziellen Quantencomputer, einem industriellen Brotbackautomaten und Dutzenden von - zumeist autonomen - Fahrzeugen teilweise arg strapaziert wurde.
Wenn es dabei einen Trend gibt, der sich kontinuierlich über die aktuelle CES, aber auch die vergangenen Ausgaben der Technik-Messe beobachten ließ, dann die inflationäre Verwendung des Prädikats "smart". Am einfachsten (und günstigsten) wurde dies durch die Integration eines Sprachassistenten erreicht. Nachdem Amazon vorgeprescht war, und seine Sprachassistentin Alexa bereits auf mehr als 100 Millionen Geräten unterbringen konnte, scheint nun Google die Aufholjagd zu starten. Der Internetkonzern rechnet zwar damit, in Kürze beim Google Assistant die Marke von einer Milliarde Installationen zu knacken. Den größten Teil steuern dabei aktuell Android-Smartphones bei, auf denen der Sprachassistent installiert ist, aber nicht zwingend auch genutzt wird.
Auf der CES stellte Google jetzt eine Plattform vor, mit deren Hilfe Hersteller den Google Assistant einfacher in ihre Produkte integrieren können. Außerdem enthält der Sprachassistent nun einen Übersetzungsmodus, der zu Beginn 27 Sprachen unterstützt. Dazu gehören neben Deutsch unter anderem auch Französisch, Italienisch, Schwedisch, Russisch, Koreanisch und Japanisch. Das Feature ist zunächst nur auf dem Google Home Hub, den verschiedenen Google-Home-Lautsprechern und mit Google Assistant ausgestatteten Smart Displays von Drittanbietern erhältlich.
Zudem kündigte Google an, dass der Assistent nun auch in Google Maps funktioniert. Auf diese Weise könne man während der Fahrt auf Nachrichten antworten oder die voraussichtliche Ankunftszeit durchgeben.
"Alexa, bitte spülen"
Auf der CES wurden aber auch zahlreiche neue Produkte mit Amazon Alexa gezeigt, wobei das Spektrum von Beleuchtungs-Kits über Smart Mirrors bis hin zur sprachgesteuerten Toilette reicht. Die vom Hersteller Kohler vorgestellteNumi Intelligent Toiletbietet aber nicht nur Antwort auf alle drückenden Fragen, sondern verfügt noch über weitere praktische Features wie ein intelligentes Beleuchtungssystem oder personalisierte Reinigungsprogramme.
Wer will (und das nötige Geld dazu hat), kann sich bei Kohler auch gleich ein komplettes smartes Badezimmer zusammenstellen. Zu den möglichen Elementen gehört etwa der wahlweise mit Google Assistant oder Amazon Alexa ausgestattete Smart Mirror Verdera, die sprachgesteuerte freistehende Badewanne mit "PerfectFill"-Technologie oder das digitale Duschsystem DTV+, das via Touchscreen oder die Kohler Konnect App individuell konfigurierbare Wellness-Programme bietet.
Auf der CES wurden auch intelligente Produkte für die Hygiene von Haustieren vorgestellt, etwa die (angeblich erste) vollautomatische Hundetoilette Inubox für kleine bis mittelgroße Vierbeiner oder - wenn wir schon mal beim Thema sind - die IoT-KatzentoiletteLavvieBotvon PurrSong, die nur alle zwei bis drei Wochen neu befüllt werden muss. Das Smart Device reinigt sich nicht nur selbst, sondern überwacht auch den Gesundheitszustand der Katze, indem Stuhlgang und Gewichtsveränderungen getrackt werden. Die Status-Updates werden dann über die dazugehörige PurrSong-App an den Besitzer geschickt. Dieser kann über die App auch gleich per Fingerdruck neues Katzenstreu nachbestellen. Allerdings ist noch nicht klar, ob Inubox und LavvieBot auf den Markt kommen: Wie bei vielen exotischen Exponaten auf der CES muss erst die Finanzierung über Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter und Indigogo sichergestellt werden.
Samsung macht den Kühlschrank zum Familien-Treffpunkt
Dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz manchmal in die falsche Richtung geht, zeigt sich auch bei der neue Generation von Samsungs smarten Kühlschrank Family Hub. Das Gerät verfügt über eine Art digitaler Pinnwand (Family Board), auf der die Familienmitglieder Nachrichten und Fotos ablegen können. Außerdem soll der integrierte Sprachassistent Bixby nun in der Lage sein, die Familienmitglieder an der Stimme zu erkennen und so auf sie abgestimmte Informationen bereitzustellen. Auch die Funktionen der dazugehörigen SmartThings-App wurden erweitert. Dank künstlicher Intelligenz kann der Family Hub etwa erkennen, dass die Kühlschranktür offen gelassen wurde und den Nutzer via Smartphone verständigen. An die einfache Lösung, die Tür nach einer gewissen Zeit automatisch selbst zu schließen, wurde dagegen nicht gedacht.
"IoT like a Bosch"
Welche mannigfaltigen Möglichkeiten das Internet der Dinge bereits bietet - besonders in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz - zeigte der Elektronikkonzern Bosch. Das Unternehmen hatte seinen CES-Auftritt unter das Motto "IoT like a Bosch" gestellt und präsentierte eine entsprechend große Palette an vernetzten Produkten und Lösungen. Dazu gehört etwa eine neue Funktion für vernetzte Kühlschränke: die Lebensmittelerkennung mit Aufbewahrungsempfehlung. Dabei erkennt die Innenraumkamera automatisch rund 60 verschiedene Obst- und Gemüsesorten und gibt per App Hinweise zum idealen Lagerort in oder außerhalb des Kühlschranks.
Mit dem PAI präsentierte Bosch außerdem einen Projektor, der über der Küchenarbeitsplatte montiert wird und dort eine virtuelle Bedienschnittstelle bereitstellt. Ein integrierter 3D-Sensor erfasst die Berührungen und ermöglicht damit die Touch-Steuerung der Bedienfläche. Auf diese Weise kann der Nutzer während des Kochens oder Backens komfortabel online Rezepte heraussuchen oder sogar übers Internet telefonieren. Anders als bei Smartphone oder Tablet spielt es dabei keine Rolle, ob die Finger nass oder anderweitig verunreinigt sind.
Bosch stellte auf der CES auch seinen neuen vernetzten Roboter-Mäher Indego S+ vor. Dieser kann nicht nur dank Alexa-Integration mit Sprachbefehlen gesteuert werden, sondern ermittelt anhand einer Wettervorhersage aus dem Internet automatisch den besten Zeitpunkt für den nächsten Rasenschnitt. Außerdem wertet das Gerät sensorbasierte Daten wie Motorströme, Beschleunigung, Drehzahl und Ausrichtung via Machine Learning aus, um Hindernisse auf dem Rasen besser zu erkennen.