Silver Lake bietet 2,2 Milliarden Euro

Investoren wollen Software AG übernehmen

25.04.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
US-Investoren haben ein Angebot für die Übernahme der Software AG abgegeben. Damit könnte ein langes Kapitel deutscher Softwaregeschichte zu Ende gehen.
Der Software AG dürfen mit der Übernahme durch die Investoren von Silve Lake unruhige Zeiten bevorstehen.
Der Software AG dürfen mit der Übernahme durch die Investoren von Silve Lake unruhige Zeiten bevorstehen.
Foto: Jer123 - shutterstock.com

Silver Lake will für insgesamt 2,2 Milliarden Euro die Software AG übernehmen. Die US-amerikanische Investorengruppe bietet 30 Euro je Aktie in bar. Die Offerte bedeutet einen Aufschlag von rund 50 Prozent auf den Schlusskurs kurz vor der Veröffentlichung des Angebots. Das Angebot unterliege einer Mindestannahmequote von 50 Prozent plus einer Aktie sowie den üblichen Vollzugsbedingungen einschließlich regulatorischer Freigaben, hieß es in einer Mitteilung des Darmstädter Softwareherstellers.

Die Software AG-Stiftung als größte Aktionärin des Unternehmens unterstützt das Angebot und hat bereits einen Vertrag über den Verkauf von 25,1 Prozent aller Aktien mit dem Investor unterzeichnet. "Wir begrüßen die geplante Übernahme der Software AG durch Silver Lake", sagte Peter Schnell, Vorstandsvorsitzender der Software AG-Stiftung und Mitbegründer sowie früherer Vorstandsvorsitzender der Software AG. "Silver Lake war seit dem initialen Investment ein idealer Partner für die Software AG und für uns."

Wachstumserwartungen verfehlt

Die Darmstädter hatten sich Silver Lake im Dezember 2021 als Investor mit an Bord geholt. Die Investmentgesellschaft steckte damals 344 Millionen Euro in das hessische Softwarehaus. Die Verantwortlichen hofften so, das Wachstum in der Cloud beschleunigen und das Transformationsprogramm Helix mit mehr Druck vorantreiben zu können.

Doch die Erwartungen erfüllten sich nicht. Anfang Februar 2023 kündigte das Softwarehaus an, 400 Stellen zu streichen. Auch die Ziele für das laufende Geschäftsjahr wurden zurückgeschraubt. Die Verantwortlichen in Darmstadt begründeten dies mit dem schwierigen konjunkturellen Umfeld, das viele Kunden veranlasse, IT-Investitionen hinauszuzögern.

Software-AG-Vorstand im Interview: "Der IoT-Markt wurde deutlich überschätzt"

Die Software AG wurde 1969 gegründet und hat ihren Stammsitz in Darmstadt. Sie bedient eignen Angeben zufolge mehr als 10.000 Firmenkunden. Das Unternehmen bietet eine breite Palette an Infrastruktursoftware an. Das reicht von der Adabas-Datenbank und der Entwicklungsumgebung Natural über Integrationswerkzeuge und API-Management, IoT- und Analytics-Lösungen bis hin zu Tools für das Business Process Management, die vor allem auf den zugekauften Produkten von WebMethods und IDS Scheer basieren.

Sanjay Brahmawar, CEO der Software AG, ist es bis dato nicht gelungen, dem Geschäft der Darmstädter entscheidende Impulse zu geben.
Sanjay Brahmawar, CEO der Software AG, ist es bis dato nicht gelungen, dem Geschäft der Darmstädter entscheidende Impulse zu geben.
Foto: Software AG

Wirtschaftlich tut sich das Management rund um den seit 2018 agierenden CEO Sanjay Brahmawar schwer, eine Wachstumsstory zu entwickeln. 2022 standen Einnahmen von rund 958 Millionen Euro zu Buche. Damit gelang zwar wieder ein Umsatzwachstum, nachdem im Jahr zuvor die Einnahmen stagnierten. Das selbst gesteckte Ziel, endlich die Umsatz-Milliarde zu knacken, wurde jedoch wieder einmal verfehlt. Unter dem Strich stand ein magerer Gewinn von 19 Millionen Euro, ein Minus von 77 Prozent gegenüber dem Vorjahr (84 Millionen Euro).

Investoren sollen neuen Schwung geben

Brahmawar hofft mit der Übernahme durch Silver Lake auf neuen Schwung. "Durch ihre umfassende Expertise beim Thema Integration, die Erfahrung bei der Umstellung von Unternehmen auf SaaS-zentrierte Geschäftsmodelle und umfangreiches M&A-Know-how ist Silver Lake ein wertvoller langfristiger Partner für die Software AG und unsere Kunden", sagte der Software-AG-Chef. "Eine erfolgreiche Transaktion würde uns befähigen, die Umsetzung unserer Strategie zu beschleunigen, unsere Innovationskraft im Bereich Integration maßgeblich zu stärken, und uns zusätzliche Möglichkeiten zur Talentgewinnung und -entwicklung eröffnen."

Software AG kauft StreamSets

Mit der Übernahme durch die Investmentgesellschaft könnten den Darmstädtern allerdings tiefgreifende Veränderungen ins Haus stehen. Silver Lake dürfte die Software AG von der Börse nehmen und könnte das Softwarehaus in der Folge in verschiedene Teile zerschlagen, mutmaßen Experten. Die beiden Geschäftsbereiche Digital Business, das mit knapp 550 Millionen Euro den Löwenanteil am Software-AG-Geschäft ausmacht, und der Großrechnerbereich (Adabas und Natural) passen nicht so recht zusammen. Allerdings steigerte auch das A&N-Segement im vergangenen Jahr seine Einnahmen um 15 Prozent auf knapp 246 Millionen Euro.

Droht die Zerschlagung?

Das klassische Business läuft indes solide mit einem Segementergebnis von 169 Millionen Euro und einer Marge von fast 69 Prozent. Davon kann der Hersteller im Digital Business nur träumen. Mit einem Segmentergebnis von gut 38 Millionen Euro und einer Marge von knapp sieben Prozent hinkt die Software AG in diesem Geschäft, das eigentlich die Zukunft sein soll, den Erwartungen weit hinterher.

Hier dürften die Investoren den Hebel ansetzen. Silver Lake unterstütze die strategische Vision des Unternehmens, sich auf die Märkte Cloud-Anwendungen und Datenintegration zu fokussieren, den Fokus auf ein SaaS-Geschäftsmodell zu legen sowie Möglichkeiten für Zukäufe zu erschließen, hieß es in der Mitteilung zur geplanten Übernahme. "Die Software AG strebt im Segment Digital Business weiterhin ein zweistelliges Umsatzwachstum an. Sie bekräftigt ferner das Ziel, mittelfristig eine operative Marge im hohen Zwanzigerbereich zu erreichen."