Den Überblick behalten

Information zwischen Organisation, Technik und Mensch

24.06.2014
Von 
Dr. Thomas Franz leitet den Technologiebeirat der adesso AG. Er promovierte in einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz, dem "Semantic Web", und verfügt über zehn Jahre Erfahrung in KI-Projekten.

Eine neue und alltägliche Umgangsform?

Eine neue Umgangsform für Informationen geht auch mit neuen Anforderungen an die verwendete Informationstechnologie einher, insbesondere an die Datenbanktechnologie. Um ein stabiles Information Management einrichten zu können, wäre ein dreistufiges Vorgehen denkbar:

  1. Information sammeln - ohne hohen Vorabmodellierungsaufwand - trotz fehlerhafter, fehlender und variierender Informationen und unterschiedlicher Strukturierung dieser.

  2. Information verwalten und analysieren um aus den gesammelten Informationen zu lernen - kontinuierlich.

  3. Information bereitstellen, beispielsweise in der Form grafischer Darstellungen, aber auch mittels einfach zu nutzender, generischer Explorationswerkzeuge. Diese müssen robust gegenüber Veränderungen der Information sein (beispielsweise bei neuen Attributen, variierenden Repräsentationen).

Anwender müssen alle drei Schritte gehen können - auch bei Fehlerhaftigkeit, fehlender oder unterschiedlicher Information. Obwohl diese Umgangsform im Unternehmenskontext noch neu ist, kennen wir sie aus der täglichen Verwendung von Internetsuchmaschinen.

Für ein stabiles Information Management müssen die Daten gesammelt, verwaltet und analysiert sowie für andere Anwendungen bereitgestellt werden.
Für ein stabiles Information Management müssen die Daten gesammelt, verwaltet und analysiert sowie für andere Anwendungen bereitgestellt werden.
Foto: adesso AG

Um die aufgeführten Eigenschaften erfüllen zu können, müssen die eigensetzten Datenbanktechnologien insbesondere zwei Eigenschaften aufweisen:

  • Flexibilität, damit die Sammlung von Informationen trotz Unterschiedlichkeit, fehlender oder variierender Detailinformationen (Attribute) nicht den Information-Management-Prozess stoppt und insbesondere Vorabmodellierung nicht den Prozess langfristig verzögert.

  • Horizontale Skalierbarkeit, um auf wachsende Informationsmengen oder wechselnde Performance-Anforderungen reagieren zu können.

Solche Technologien finden sich aktuell im Bereich der Big-Data-Technologien - insbesondere die sogenannten "Not only SQL-Lösungen" (NoSQL) bieten hier neue Umgangsformen an. Auch bei den etablierten Datenbanken zeichnet sich ein Trend in Richtung Flexibilität und horizontale Skalierbarkeit ab - das Stichwort hier lautet "New SQL".

Fazit

Ohne Überblick wird es schwierig, geschäftliche Entscheidungen zu treffen - denn auf welchen Fakten (Daten) sollen sie basieren, wollen wir uns nicht auf das Bauchgefühl alleine verlassen? Übersicht bedeutet, Daten aus mehreren Quellen einfach anfragen und überblicken (beispielsweise durchstöbern) zu können.

Überblickendendes, unternehmensweites Information Management geht weit über die Verwaltung von Bestandsdaten hinaus. Es bedarf einer zusätzlichen, unsicherheitsbehafteten, aber auch gesamten Sicht, um einen Überblick über sämtliche Informationen zu erlangen. Erst dann werden ein tieferes Geschäftsverständnis und Effizienzgewinne möglich.

Wer den neuen Weg gehen möchte, sollte mit kleinen überschaubaren Projekten starten. Es ist am Management, die Voraussetzungen für ein gelungenes Information Management zu schaffen. Schließlich betrifft es das gesamte Unternehmen. (sh)

Die wichtigsten Eckpfeiler für die Umsetzung des Ansatzes sind abschließend noch einmal übersichtlich skizziert:

Die Unterstützung fachspezifischer Prozesse bei gleichzeitiger Förderung der Informationsbereitstellung im Unternehmen über organisatorische Grenzen hinweg.
Agile und kontinuierliche Informationsverarbeitung trotz Heterogenität, Wachstum und Veränderung von Informationen im Unternehmen. Flexibilität und Skalierbarkeit der verwendeten Technologie.
Anwender, die unpräzise Antworten verarbeiten können. Entwickler, die technologische und methodische Kompetenz für die Nutzung von Verfahren für den Umgang mit unvollständiger, fehlerhafter, duplizierter Information mitbringen. Neue IT-Studiengänge wie „Data Science“ und „Web Science“ beinhalten heute bereits diese Kompetenzen.