Studie von ABI Research und Nokia

Industrieunternehmen setzen auf 4G- und 5G-Netze

12.05.2020
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Im Rahmen ihrer Transformation in Richtung Industrie 4.0 wollen viele Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie ihre Fabriken mit Mobilfunktechnik ausrüsten. So zumindest der Stand vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie.

Geht es darum, IoT- und andere Industrie-4.0-Anwendungen anzubinden, spielt drahtlose Kommunikation eine zunehmend wichtige Rolle. So prognostiziert ABI Research, dass es bis 2025 im Digital-Factory-Umfeld weltweit knapp 12 Milliarden LTE-Verbindungen geben wird. Außerdem soll der Nachfolger 5G in den kommenden fünf Jahren mit einem Anstieg auf mehr als 5 Millionen Verbindungen allmählich Fahrt aufnehmen. Bis 2030, so die Auguren, werde sich der Mobilfunkstandard dann mit 344 Millionen Verbindungen zur wichtigsten Connectivity-Lösung in digitalen Fabriken entwickeln.

Die digitale Fabrik steht und fällt mit der Konnektivität. Hier prüfen viele Unternehmen nun den Einsatz von 4G- und/oder 5G-Mobilfunk.
Die digitale Fabrik steht und fällt mit der Konnektivität. Hier prüfen viele Unternehmen nun den Einsatz von 4G- und/oder 5G-Mobilfunk.
Foto: PaO_STUDIO - shutterstock.com

Um mehr über die Investitionsstrategien rund um die geplante Vernetzung von Produktionsstätten zu erfahren, befragte der Mobilfunkausrüster Nokia zusammen mit ABI Research bis Ende 2019 mehr als 600 internationale Entscheider in der verarbeitenden Industrie (Automobilindustrie, Maschinenbau und Unterhaltungselektronik) - diese ist laut ABI Research führend in Hinblick auf die Einführung fortschrittlicher Fertigungstechnologie.

Die Ergebnisse klingen vielversprechend: Rund drei Viertel der befragten Entscheider planen, ihre Kommunikations- und Steuerungsnetze in den nächsten zwei Jahren aufzurüsten. Außerdem prüfen mehr als 90 Prozent den Einsatz von 4G- und/oder 5G-Mobilfunk in ihren Betrieben. Sie wollen damit die bestehende Infrastruktur digitalisieren und verbessern (63 Prozent), mittels Robotik die Automatisierung vorantreiben (51 Prozent) und die Produktivität der Mitarbeiter erhöhen (42 Prozent). 84 Prozent von ihnen würden für diese Zwecke ein eigenes lokales Campusnetz bevorzugen.

Und was ist mit Wi-Fi (6)?

Die knappe Mehrheit der Anlagenbetreiber setzt auf 4G/5G statt WLAN.
Die knappe Mehrheit der Anlagenbetreiber setzt auf 4G/5G statt WLAN.
Foto: ABI Research

Wi-Fi beziehungsweise Industrial WLAN ( IWLAN) kommen interessanterweise nicht ganz so gut an. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) glaubt, dass die neueste Generation von Mobilfunktechnik (4G/LTE beziehungsweise 5G) erforderlich sein wird, um die eigenen Transformationsziele zu erreichen. Bei IWLAN und Wi-Fi 6 waren nur 28, respektive 20 Prozent dieser Auffassung. Die Studienautoren untersuchten auch die kurzfristigen Faktoren, die Investitionsentscheidungen für neue industrielle Systeme beeinflussen - und zwar aus IT- und OT-Sicht (Operational Technology).

IT-Treiber sind in erster Linie die Reduktion von Ausfallzeiten (53 Prozent), die Verbesserung der operativen Effizienz (42 Prozent) und der Sicherheit (36 Prozent). Bei den Anlagenbetreibern wurden dagegen der Wunsch, veraltete Infrastruktur zu ersetzen (43 Prozent), die Effizienz zu verbessern (40 Prozent) und die Kapazität zu erhöhen (38 Prozent) als treibende Faktoren identifiziert.

Geht es um Investitionen in die industriellen Systeme, verfolgen IT und OT oft unterschiedliche Ziele.
Geht es um Investitionen in die industriellen Systeme, verfolgen IT und OT oft unterschiedliche Ziele.
Foto: ABI Research

4G/5G ein großes Thema für die deutsche Industrie

In Deutschland, wo immerhin 100 Entscheidungsträger aus der Industrie befragt wurden, zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier beschäftigen sich laut Studie rund drei von vier Entscheidern (76 Prozent) mit dem Einsatz von 4G/5G in der Fertigung. Weitere 15 Prozent befassen sich ausschließlich mit 5G. Als wichtigste Business Cases, die durch 4G oder 5G unterstützt werden könnten, nennen 22 Prozent der Befragten die Digitalisierung bestehender Anlagen und Maschinen. Bei 17 Prozent spielt das Thema Sicherheit/Überwachung die größte Rolle bei dem geplanten Deployment.

Bei den Gründen für Investitionen in die industriellen Systeme geben hierzulande 60 Prozent (international 53 Prozent) der Befragten als wichtigsten Faktor im IT-Bereich an, die Ausfallzeiten von Maschinen reduzieren zu wollen. Im Bereich Operational Technology (OT) werden vorrangig Verbesserungen bei Qualität und Effizienz mit je 38 Prozent als Investitionstreiber gesehen. Im Ländervergleich ist laut ABI Research das Thema Sicherheit (31 Prozent) für die Teilnehmer aus Deutschland besonders wichtig.

Was bleibt nach der Pandemie?

Welchen Einfluss die aktuelle COVID-19-Pandemie auf die Investitionsbereitschaft der Industrieunternehmen haben könnte, wurde in der Studie nicht behandelt, da die Befragungen noch 2019 weit vor der Corona-Krise stattfanden. Allerdings ist momentan auch schwer abzuschätzen, welche Folgen die Krise auf das Investitionsverhalten der Unternehmen hat. Während die einen erwarten, dass jetzt die Digitalisierung verstärkt und schneller vorangetrieben wird - wer frühzeitig auf Automatisierung und Digital Factory gesetzt hatte, konnte seine Produktion weiterfahren --, gehen andere davon aus, dass zunächst einmal die Investitionen gestoppt oder auf essentielle Dinge wie die Aufnahme/Aufrechterhaltung der Produktion reduziert werden.

Mittel- und längerfristig wird auch das Thema lokales 4G/5G-Netz wieder auf der Agenda stehen. So postuliert ABI Research, dass die digitale Fabrik mit zunehmendem Reifegrad ein hohes Maß an drahtloser Konnektivität erfordert. Diese werde umso stärker benötigt, je näher man sich dem Level 5, der "Lights Out"-Fabrik nähert, wo KI-Anwendungen über 5G und Edge Computing laufen und die dynamische Produktion durch drahtlose Cobots und autonome mobile Roboter erfolgt.