Die Themen Industrie 4.0 und Internet of Things (IoT) beschäftigen derzeit wohl fast alle Unternehmen - zu Recht, denn wie Microsofts "IoT-Chef" Arkan befindet: Nichts zu tun sei hier keine Option. Zwar stelle die digitale Transformation in einem gewissen Sinn eine Bedrohung dar, gleichzeitig biete sie aber auch völlig neue Möglichkeiten, erklärt er im CW-Gespräch. Was etwa die Befürchtung angehe, dass die Automatisierung der Produktion von einem riesigen Stellenabbau begleitet werde, sei klar, dass die Veränderung durch IoT neue Skills erfordere. Gleichzeitig habe eine Automatisierung, bei der Roboter sehr leichte, aber auch sehr schwere Arbeiten übernehmen, aber etwa den Vorteil, dass ältere Arbeiter länger erwerbstätig sein können, so der Microsoft-Manager.
Darüber hinaus habe es solche Entwicklungen schon früher gegeben, erklärt Arkan. Man dürfe nicht vergessen, dass in den USA der 1950er Jahre 50 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt waren - heute seien dies nur noch rund zwei Prozent.
Was die Digitale Transformation angeht, rät der Microsoft-Mann Managern, diese nicht nur rein technisch zu betrachten. "Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten für IoT-Szenarien. Voraussetzung ist jedoch vor allem Leadership, bereit zu sein für die revolutionäre Veränderung des Business", so Arkan.
Es gibt nicht den einen Weg zur Digitalisierung
Strategisch gibt der IoT-Experte Unternehmen folgende fünf Tipps auf den Weg:
1. Man muss jetzt anfangen, Maßnahmen zu ergreifen und mit dem ersten kleinen Schritt beginnen.
2. Es gibt nicht den einen Weg hin zur Digitalisierung. Unternehmen können die digitale Transformation von ganz verschiedenen Perspektiven aus angehen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, nämlich durch:
- das Empowerment von Kunden und/oder Mitarbeitern;
- den Start vom "Backend" aus; oder
- die Transformation ganzer Geschäftsmodelle.
3. Man braucht ein Digital Mindset und eine Data Culture. Die Analyse von Daten ist kein Selbstzweck. Es geht darum, aus Erkenntnissen konkrete Aktionen abzuleiten, die wiederum zu einem gewünschten Resultat führen.
4. Man muss eine kundenzentrierte Kultur einführen: Dadurch weiß man mehr über den Kunden, dessen Vorlieben, welche Teile eines Produkts oder Services er nutzt, und kann das praxisnah und direkt in den Innovationsprozess einfließen lassen, Resultat ist ein stetiger Update-Zyklus, basierend auf Kundeninformationen.
5. Man muss einen Kulturwandel im Unternehmen umsetzen: Man muss die Mitarbeiter mitnehmen, ihnen zeigen, warum ein neues Verhalten, neue Skills erforderlich sind, zeigen, wie sich weiterentwickeln können.
Scheitern ist Teil des Erfolgs
Als Verantwortlicher für die weltweite Entwicklung und Ausführung von Microsofts Strategie im Bereich Manufacturing & Resources hat Arkan einen guten Blick auf den Stand der Dinge in Sachen Industrie 4.0 und IoT rund um den Globus. Eine klare Führungsrolle hat dabei nach seiner Meinung noch kein Land eingenommen, vielmehr gibt es IoT-Projekte überall und in jeder Branche.
"Es gibt frühe Anzeichen von Transformation, wir sehen Projekte und Use-Cases", berichtet er. Bis es zu einer Durchdringung kommt, könnten aber zehn bis 15 Jahre vergehen. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass er Unternehmen empfiehlt, das Thema Digitale Transformation langsam anzugehen. Eher im Gegenteil: "Es ist eine lange Reise", so Arkan. "Noch ist es nicht zu spät, aber man sollte jetzt anfangen." Die beste Vorgehensweise ist dabei aus seiner Sicht: Fail fast, learn rapidly, sprich Implementieren, Fehler machen, lernen, weiterentwickeln. "Scheitern ist Teil des Erfolgs", erklärt der Microsoft-Manager. Damit entspreche sein Tipp in etwa dem, was er schon vor Jahren zu seiner Sales-Mannschaft gesagt habe: Jedes Nein bringt Dich näher an ein Ja".