IDC-Erhebung

Industrie 4.0 - die unbekannte Revolution

31.07.2014
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die Marktforscher von IDC haben Fach- und Führungskräfte aus dem verarbeitenden Gewerbe zur Industrie 4.0 befragt. Die Erwartungen driften erheblich stark auseinander, je nachdem, ob man Anlagenbauer oder -betreiber befragt.
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Mit "Industrie 4.0" versuchen die Schöpfer des Begriffs eine Marke zu etablieren, die nachhaltige (deutsche) Ingenieursarbeit und schnelllebige IT-Trends vereint. Das dahinter liegende technische Konzept will physikalischer Produkten, Maschinen und Anlagen mit virtuellen, aus Unmengen von Daten errichteten Welten verschmelzen.

Datenquellen sind in diesem Konstrukt intelligente embedded Systems (eingebettete Systeme mit Prozessor und Betriebssystem) sowie Sensoren, die mit zentralen Steuerungs- und Datenverarbeitungseinheiten vernetzt sind.

Typische in der Forschung und Theorie genannte Anwendungsfelder für Industrie 4.0 sind:

• Fertigung individueller Produkte nach den Prinzipien und zu Kosten der Serienfertigung (Losgröße 1),

• Vernetzte Liefer- und Wertschöpfungsketten in der Produktion,

• Vorausschauende Wartung von Maschinen ("Predictive Maintenance"), sowie

• neue, Service-basierende Geschäftsmodelle

Marktforscher von IDC haben nun 211 Praktiker aus dem verarbeitenden Gewerbe zum Thema befragt. Dabei zeigt sich, dass die Ziele der Verantwortlichen viel bodenständiger sind, als die der Forscher und Vorreiter. Zudem unterscheiden sich die Anforderungen der befragten Manager je nachdem, ob sie Maschinen, Geräte und Anlagen fertigen, oder ob sie sie betreiben.

Die Betreiber von Produktionsanlagen haben - wenig verwunderlich - vor allem die Effizienz und Kosten im Blick. Künftige intelligente Fertigungsstraßen sollen Kosten senken (46 Prozent), Prozesse automatisieren (34 Prozent), Kapazitäten erhöhen (32 Prozent) und Energie sparen. Sie wollen also vornehmlich das vorhandene Inventar verbessern und denken weniger an neue Geschäftsmodelle.

Die Hersteller von Produkten, Maschinen und Anlagen haben stärker künftige Entwicklungen im Blick. Sie benötigen die Komponenten einer Industrie 4.0, um die Komplexität ihrer Produkte bewältigen zu können (42 Prozent), schneller auf veränderte Anforderungen zu reagieren (38 Prozent) und Entwicklungszeiten zu verkürzen (30 Prozent). Ihr Augenmerk ist erkennbar stärker auf Innovationen und neue Geschäftsmöglichkeiten ausgerichtet (die Umfrageergebnisse sind in der folgenden Bilderstrecke zu sehen).

Die Unterschiede zwischen den Befragungsgruppen sind schlüssig und keineswegs überraschend. Sie zeigen aber auch, dass die Vorhaben in der Industrie 4.0 differenziert betrachtet werden müssen.