Netzwerk-Anbieter finden

In 7 Schritten zum Network Service Provider

09.04.2023
Von 
John Edwards ist freier Autor für Themen rund um die Business-IT.
Den richtigen (Netzwerk-)Dienstleister zu finden, geht auch einfach. Eine Hilfestellung.
So finden Sie zum richtigen Network Service Provider für Ihre Zwecke.
So finden Sie zum richtigen Network Service Provider für Ihre Zwecke.
Foto: Funtap - shutterstock.com

Angesichts der Vielzahl an Anbietern und Optionen, kann es ein frustrierender und langwieriger Vorgang sein, den besten Provider für SD-WAN, SASE, MPLS, CDN, 5G und andere Network Services zu identifizieren. Im Folgenden finden Sie eine Reihe von Empfehlungen, die IT-Führungskräften dabei helfen, sich in jeder Phase des Prozesses zurechtzufinden.

1. Internes Team bilden

Rob Long, Partner beim Beratungsunternehmen ISG, empfiehlt als Startpunkt für die Suche nach einem Netzwerk-Dienstleister: "Bilden Sie ein Stakeholder-Team, das die verfügbaren Optionen prüft und dann eine klare Vision und eine Konsensstrategie auf der Grundlage von Network-Service- und Performance-Zielen dokumentiert."

Um den gewünschten Return on Investment zu erreichen, rät Amit Dhingra, Executive Vice President bei NTT Network Services, dazu Business- und IT-Teams auf gemeinsame Ziele einzuschwören: "Alle Beteiligten auf Linie zu halten, ist entscheidend für die Suche nach dem richtigen Partner, der Sie dabei unterstützt, Ihre Netzwerke zu entwickeln, zu managen und zu optimieren."

2. Prioritäten setzen

Angesichts der ständig wachsenden Zahl von Optionen ist die Auswahl von Netzwerkdiensten immer komplexer geworden. Zwischen der Bereitstellung von Anwendungen über die Cloud und der Unterstützung von hybrider und/oder Remote-Arbeit auf mobilen Geräten, die ortsunabhängigen Zugriff erfordern, benötigen Unternehmen Netzwerkdienstleister, die sich problemlos auf ihre Anforderungen einstellen können.

"Sichere, dynamische und schnell anpassbare Netzwerke sind entscheidend für den Geschäftserfolg", weiß Karen Falcone, Senior Product Director bei Juniper Networks und fügt hinzu, dass eine genaue Bewertung der technischen Prioritäten entscheidend für die Auswahl des optimalen Netzwerks und Anbieters sei. Die drei wichtigsten Prioritäten sollten ihrer Meinung nach sein:

  • Benutzerfreundlichkeit,

  • Sicherheit und

  • Kosten.

Die Managerin unterstreicht die Notwendigkeit einer stabilen IT-Sicherheit: "Netzwerkplaner müssen starke Sicherheitssysteme und -praktiken einführen um die Priovatsphäre der Nutzer zu schützen - etwa Zero-Trust-Prinzipien. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit ist wichtig, denn zu viele Middlebox-Eingriffe können das Benutzererlebnis beeinträchtigen und die Netzwerk-Performance stören."

Arun Santhanam, Vice President beim Beratungsunternehmen Capgemini Americas, rät in Sachen Prioritätensetzung: "Beginnen Sie mit einer umfassenden Liste von End-to-End-Anwendungsfällen und Ergebnissen, die Sie in den nächsten zwölf bis 36 Monaten erreichen wollen."

3. Technologiekriterien bestimmen

Einer der Gründe, warum Unternehmen in Sachen Netzwerk auf einen Dienstleister setzen möchten: die Erwartung, dass dieser innovative, Cloud-basierte Technologien bereitstellen kann, die die Skills oder Experiences der internen Mitarbeiter übersteigen. Dazu gehören:

  • Automatisierung: Die Automatisierung hat sich in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten Netzwerkfunktionen entwickelt. Sie sollten Ihren Anbieter beispielsweise fragen, ob es möglich ist, Templates automatisch zu erstellen, meint Falcone: "Wenn in Ihrem Unternehmen Tausende von Routern schnell und korrekt konfiguriert und bereitgestellt werden müssen, können Sie mit Hilfe von Templates menschliche Fehler drastisch reduzieren."

  • Sichtbarkeit: Ein effektiver Netzwerkdienst sollte zudem ein Level an Transparenz bieten, das einen detaillierten Überblick über das gesamte Netzwerk ermöglicht. Die Netzwerktransparenz ist unerlässlich, um alltägliche Probleme effizient lösen zu können. Außerdem können Netzwerkmanager auf diese Weise IT-Ressourcen einsparen, während Teammitglieder mehr Zeit haben, sich auf langfristige Projekte und den Aufbau kritischer Infrastrukturstrategien zu konzentrieren.

  • Skalierbarkeit: Evaluieren Sie sowohl den initialen Rollout, als auch wie der Dienst bei wachsenden Anforderungen skaliert. "Konzentrieren Sie sich auf die Funktionen, die Ihnen dabei helfen, die Einführung zu beschleunigen und Ihre Lösung zu skalieren", unterstreicht Falcone.

  • KI: Unternehmen setzen zunehmend auf KI-gesteuerte Netzwerktechnologien, um Probleme schnell zu beheben. Dabei sollte man jedoch eines nicht vergessen, meint Falcone: "Nicht überall, wo KI draufsteht, steckt KI drin. Sie sollten also ganz genau analysieren, wie sich KI in der betreffenden Lösung manifestiert. Das gilt insbesondere für den Reifegrad des Tools und die reale operative Leistung."

Sich blind auf die Versprechen der Anbieter zu verlassen sei alles andere als empfehlenswert, warnt Santhanam. "Definieren Sie die spezifischen Funktionen, die Sie benötigen und testen Sie so viele Anwendungsfälle wie möglich in einer kontrollierten Laborumgebung mit mehreren Anbietern. Nur so können Sie feststellen, was sich am besten eignet."

4. Nicht überstürzen, nicht trödeln

Die zahlreichen, verschiedenen Netzwerk-Plattformen und -Dienste zu evaluieren, kann insbesondere Neueinsteiger verwirren. Der Markt entwickelt sich schnell weiter, die Anbieter haben ständig neue Servicepläne und -pakete im Angebot. Das könnte einige Unternehmen in Versuchung führen, vorschnell zu handeln um sich (vermeintliche) Vorteile zu sichern. In anderen Fällen kann ein Analyse-Paralyse eintreten.

Für Kevin Koke, President of Business Development beim Telekommunikationsdienstleister CC3 Solutions, ist erstgenanntes regelmäßig der größte Fehler, den Entscheider begehen: Lassen Sie sich nicht durch auslaufende Produktlinien, plötzlich verfügbare Budgets oder andere unternehmensbezogene Faktoren zu überstürzten Implementierungen hinreißen. Heute ist es mehr denn je angebracht, Technologieanschaffungen zu planen, lange bevor sie eingesetzt werden."

ISG-Experte Long stimmt zu und empfiehlt Unternehmen eine detaillierte und gut durchdachte Liste von Präferenzen aufzustellen, auf dessen Basis der Anbieter einen Lösungsvorschlag unterbreiten kann. Damit sei der Prozess jedoch noch nicht zu Ende: "Sobald eine Lösung in Betracht gezogen wird, kann der Unternehmenskunde seine Anforderungen in mehreren Runden an das Marktangebot anpassen. Mit jeder Iterationsrunde kann der Anbieter sein Offering anpassen und verfeinern, da der Kunde immer besser weiß, was funktioniert."

Um sich insbesondere bei der Recherche nicht zu verzetteln, rät Koke dazu, die Dinge einfach zu halten und die Auswahl anhand definierter Kriterien zu begrenzen: "Entscheiden Sie sich zwischen privatem oder öffentlichem, gemeinsam genutztem oder dediziertem, kabelgebundenem oder drahtlosem Netzwerk - all das hat Einfluss darauf, wie das Netzwerk gestaltet werden kann und welche Geräte benötigt werden."

Long indes warnt davor, zu viel zu recherchieren, noch bevor die endgültigen Ziele feststehen. Die Anwender müssten die Anzahl und die Art der zu versorgenden Endpunkte genau bestimmen und dann ermitteln, welche Art von Konnektivität und Hardware für jeden Standort benötigt werde: "Es empfiehlt sich ein zweistufiger Prozess. Zunächst wird das Feld auf eine kleine, sorgfältig ausgewählte Gruppe von Anbietern eingegrenzt, die Umfang, Zielen und Budget des Unternehmens am ehesten entsprechen. Dann führen Sie die intensive Bewertung mit dieser kleinen Gruppe von Finalisten durch."

5. Arbeitsbeziehung aufbauen

Long empfiehlt zudem, in der Zusammenarbeit mit einem Network Service Provider die Vorteile der Kooperation zu nutzen: "Eine Beziehung zu einem Anbieter, die von Vertrauen und Glaubwürdigkeit geprägt ist, ist von unschätzbarem Wert und erleichtert eine rationale Entscheidungsfindung."

Es sei zwar wichtig, eine Liste mit Kriterien, Zielen und Ergebnissen zu haben - allerdings auch, dem Dienstleister die Möglichkeit zu geben, seine Fähigkeiten zu präsentieren, so Long: "Das schafft gleich zu Beginn des Beschaffungsprozesses ein tieferes Vertrauen und Verständnis zwischen Unternehmenskunden und Anbieter. Es öffnet auch die Tür zu leistungsstarken Technologien und Fähigkeiten, die bei einer eng definierten Ausschreibung wahrscheinlich unter den Tisch fallen würden."

Geht es darum, eine Strategie für den Netzwerkbetrieb zu entwickeln, ist es außerdem wichtig, die Rolle des Service Providers genau zu definieren: Ist es sinnvoll, dass Ihr IT-Team den Service managt oder soll der Anbieter diese Aufgaben übernehmen? Vielleicht empfiehlt sich auch ein gemischter Ansatz.

Achten Sie außerdem darauf, dass der Service Provider der digitalen Transformation Priorität einräumt und sich darauf konzentriert, die Anforderungen der sich schnell entwickelnden Netzwerke von heute zu erfüllen, rät Falcone: "Ein guter Dienstleister wird innovative Lösungen und Technologien empfehlen, die den Anforderungen Ihres Netzwerks gerecht werden."

6. Mit dem Dienstleister verhandeln

Es lässt sich nicht leugnen, dass Kosten bei der Suche nach einer optimalen Netzwerktechnologie eine wichtige Rolle spielen. Allerdings variieren die Preise stark und hängen von der Geschwindigkeit, dem Umfang und vielen anderen Faktoren ab. Santhanam empfiehlt an dieser Stelle: "Der beste Weg, das Preisniveau auszuhandeln: Bezahlen Sie für die von Ihnen genutzten Funktionen und nicht für Ihren vermeintlichen Bedarf. Vermeiden Sie zudem langfristige Verträge."

Joe Andrews, Vice President bei CC3 Solutions, rät: "Sie müssen verstehen, wohin sich der Markt in Bezug auf Preise und Servicelevel bewegt, um alternative Optionen zu identifizieren. Der Schlüssel zu jeder Verhandlung ist die Fähigkeit, auszusteigen."

7. Langfristigen Übergangsplan erstellen

Einn weitere wichtige Anforderung nennt Falcone - nämlich die Fähigkeit , langfristige Netzwerkanforderungen zu antizipieren. "Eine bestimmte Technologie mag zwar für Ihre aktuellen Netzwerkanforderungen geeignet sein, aber denken Sie darüber nach, ob sie mit der zunehmenden Netzwerkkomplexität und einer wachsenden Infrastruktur Schritt halten kann."

Nach Longs Überzeugung ist es zudem von entscheidender Bedeutung, einen Übergangsplan festzulegen, sobald ein Netzwerkdienstleister ausgewählt wurde: "Unsere Untersuchungen zeigen, dass die meisten Beziehungen, die ohne einen soliden und vernünftigen Übergangsplan beginnen, innerhalb der ersten Laufzeit enden."

Dieser Übergangsplan sollte die Verantwortlichkeiten beider Parteien regeln. Dabei können folgende Fragen eine Rolle spielen:

  • Wann ist der neue Service verfügbar?

  • Welche Vorbereitungen muss das Unternehmen treffen?

  • Welche Metriken werden zur Performance- und Kostenmessung verwendet?

  • Welche Service-Level-Vereinbarungen werden getroffen?

  • Welche Verantwortlichkeiten hat das Management?

  • Welche Reportings werden erstellt?

Auf der Beziehungsseite sollten zudem Ansprechpartner festgelegt werden, die miteinander in Kontakt bleiben. Das stelle sicher, dass beide Parteien langfristig zufrieden blieben. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Network World.