MySQL ist seit vielen Jahren nicht mehr aus dem Open-Source-Universum wegzudenken und dient als Datenbank-Backend für eine Vielzahl von Applikationen - von Netzwerk-Monitoring-Frameworks über Content-Management-Systeme bis hin zu sozialen Netzwerken. Wenn Sie nur so ungefähr wissen, wie Datenbanken funktionieren und MySQL erstmalig einrichten möchten, kann das leider eine frustrierende Erfahrung werden.
Dieser Leitfaden gibt Ihnen die nötigen Tipps und Konzepte an die Hand, um schnell und möglichst frustfrei eine neue MySQL-Instanz aufzusetzen, sie zu konfigurieren und mit einer Applikation zu verbinden.
1. MySQL installieren
Das Wichtigste zuerst: Sie müssen MySQL auf Ihrem System installieren. Dieser Prozess differiert je nach Betriebssystem (mehr dazu gleich). Dabei ist zu bedenken, dass Sie neben dem MySQL-Code unter Umständen weitere Packages benötigen, um Ihre Anwendung zum Laufen zu bringen. Handelt es sich beispielsweise um eine App auf PHP-Basis, brauchen Sie die entsprechenden Packages, die ermöglichen, über PHP mit MySQL-Servern zu kommunizieren.
MySQL-Komponenten
Bevor wir einen Blick auf die einzelnen Installationsprozesse unter Windows, Linux und macOS werfen, lohnt sich ein Überblick über die Komponenten von MySQL, von denen einige essenziell und andere optional sind.
Beim MySQL Server handelt es sich um den eigentlichen Datenbankserver, also die wesentliche - und unverzichtbare - Komponente von MySQL.
Die MySQL Shell ist das interaktive Kommandozeilen-Interface zu MySQL. Diese sollte auf dem demselben System wie der Server installiert werden und ermöglicht es Ihnen, über jeden Client-Rechner direkt mit MySQL zu interagieren.
Die MySQL Workbench ist ein reichhaltiges GUI, um zum Beispiel Datenbanken zu managen, Abfragen zu erstellen und zu analysieren. Über die Workbench mit MySQL zu arbeiten, geht oft deutlich simpler vonstatten als nur über die Kommandozeile - es ist deshalb empfehlenswert, sie auf jedem Client zu installieren, der zum Einsatz kommt, um MySQL zu managen.
Der MySQL Router ist eine Softwarekomponente, die dazu dient, Hochverfügbarkeitsszenarien für MySQL-Installationen einzurichten. Für einfache MySQL-Setups wird sie nicht benötigt. Bei Bedarf kann der Router jederzeit nachträglich installiert werden.
MySQL unter Microsoft Windows installieren
MySQL unter Microsoft Windows einzurichten, funktioniert wie mit den meisten anderen Applikationen. Oracle hat zu diesem Zweck zweierlei Executables im Angebot. Das kleinere, netzwerkbasierte Installationsprogramm lädt im Gegensatz zum Full-Size-Installer nur die MySQL-Parts herunter, die Sie für Ihr spezielles Setup benötigen.
Im Rahmen der Installation bieten sich wie im untenstehenden Screenshot zu sehen, vier Optionen. Über die "Custom"-Option dürfen Sie die gewünschten Komponenten nach Belieben kombinieren. Dabei ist zu beachten, dass der Legacy-Installer MySQL ausschließlich bis Version 8.0.39 bereitstellt.
Für höhere Versionen von MySQL können Sie den MySQL Installer for Windows nutzen. Dieser bietet einen etwas schlankeren Prozess, nutzt aber ebenfalls eine grafische Benutzeroberfläche. Für den Anfang können Sie die Standardeinstellungen beibehalten - diese sind für die gängigen Use Cases geeignet.
Eine Option, die Sie in der grafischen Benutzeroberfläche hingegen ändern sollten, ist der Serverkonfigurationstyp, der das Memory-Profil von MySQL steuert. Hier stehen folgende Optionen zur Wahl:
Development Computer ist die Standardeinstellung mit einer relativ geringen Speichernutzung. Sie sorgt dafür, dass MySQL neben anderen Anwendungen und Ihren Entwicklungs-Tools koexistieren kann.
Die Option Server Computer resultiert in moderatem Memory-Verbrauch, weil andere Anwendungen weiterhin auf dem Server laufen - hauptsächlich, um MySQL zu nutzen.
Im Fall von Dedicated Computer steigt die Memory-Auslastung auf das Maximum.
Wenn Sie sich für Manual entscheiden, werden die Standardeinstellungen beibehalten und Sie können Speichernutzung und andere Optionen später konfigurieren.
Winget ist Microsofts nativer Paketmanager für Windows und stellt MySQL unter dem Alias Oracle.MySQL
zur Verfügung. Folgender Befehl legt einen Installer (nicht die Anwendung selbst) im Verzeichnis Program Files (x86)/MySQ
L
ab:
winget install Oracle.MySQL
Um den Installer mit der Community-Edition von MySQL zu starten, führen Sie MySQLInstaller.exe Community
aus. Wenn Sie stattdessen MySQLInstaller.exe
wählen, wird die kommerzielle Version von MySQL installiert - die nur mit einer entsprechenden Lizenz funktioniert.
Darüber hinaus können Sie MySQL unter Windows auch über den Application Stack des XAMPP-Projekts zu installieren. Dieses bietet eine Apache-Webserver-Distribution mit MySQL als Komponente und ist sowohl für Windows-, als auch macOS- und Linux-Systeme verfügbar.
MySQL unter macOS installieren
Für macOS (14) steht MySQL als Binärdatei (sowohl für ARM- als auch X86-basierte Systeme) zur Verfügung. Dabei haben Sie die Wahl zwischen einem DMG-Archiv und einer .tar-Datei. An dieser Stelle sollten Sie erstgenannte Option bevorzugen. Das gewährleistet, dass sich der Installationsprozess nicht wesentlich von dem für andere Mac-Apps unterscheidet. Die Benutzeroberfläche des Installers für macOS ist nahezu identisch mit der ihres Windows-Gegenstücks.
Darüber hinaus können Sie MySQL auf dem Mac auch über den Homewbrew Package Manager installieren. Um MySQL (8) und einige essenzielle Abhängigkeiten auf Ihr System zu bekommen, genügt der Befehl:
brew install mysql@8.0
Bestandteil des Installationspakets ist auch bei macOS ein Preference Plane, das Ihnen ermöglicht, den Service zu stoppen, neu zu starten oder allgemeine Konfigurationsoptionen anzupassen.
MySQL unter Linux installieren
Was Linux angeht, wird ein Paket wie MySQL in der Regel über den Package Manager der jeweils verwendeten Distribution installiert:
Im Fall von Ubuntu und Debian nutzen Sie
apt
, um dasmysql-server
-Package zu installieren.Unter Red Hat Enterprise Linux (RHEL) und Fedora verwenden Sie
dnf
, umcommunity-mysql-server
zu installieren.
Darüber hinaus stehen auf der MySQL-Webpräsenz auch Linux-Binärdateien in verschiedenen Formaten zur Verfügung:
Generic Linux Binaries als Tarballs,
.deb-Bundles für Ubuntu und Debian Linux, sowie
Linux RPM-Bundles für SUSE Linux Enterprise Server, Fedora und Red Hat Enterprise.
2. MySQL-Server konfigurieren
Nach erfolgreicher Installation besteht der nächste Schritt darin, den MySQL-Server zu konfigurieren. Falls Sie MySQL unter Microsoft Windows oder macOS installiert haben, führt Sie das GUI des Installationsprogramms schrittweise durch die wichtigsten Konfigurationsoptionen. Linux-Benutzer müssen das Gros dieser Optionen hingegen manuell konfigurieren.
Dabei unterscheidet sich der Prozess zur Konfiguration der RHEL/Fedora-Familie nur marginal von dem der Ubuntu/Debian-Familie. Folgende Schritte sind dabei besonders relevant:
MySQL auf Autostart setzen: Damit der MySQL-Service automatisch gestartet wird, müssen Sie unter Ubuntu Linux nichts weiter tun. Geht es um RHEL/Fedora, helfen die Befehle
sudo systemctl enable mysqld
sowiesudo systemctl start mysqld
.Bind Address für MySQL definieren: Die Bindungsadresse für MySQL kann bei einigen Linux-Distributionen automatisch konfiguriert werden. Gesetzt wird sie mit
bind-address
unter/etc/mysql/mysql.conf.d/mysqld.cnf
. Sollte es sich nicht die IP-Adresse des aktuellen Rechners sein, können Sie aufip address show
zurückgreifen, um diese zu ermitteln. Anschließend müssen Sie MySQL neu starten, damit die Änderungen wirksam werden.Root-Passwort setzen: Wenn der Befehl
mysqladmin password
mit Root-Rechten ausgeführt wird, werden Sie aufgefordert, ein neues Passwort anzulegen. Dieses wird aus Sicherheitsgründen bei der Eingabe nicht auf der Konsole ausgegeben.
Eine weitere, nützliche Möglichkeit, um MySQL für alle unterstützten Betriebssysteme zu konfigurieren, führt über folgenden Befehl:
mysql_secure_installation
Dieser sorgt dafür, dass viele gängige MySQL-Optionen auf vernünftige, sichere Standardwerte gesetzt werden. Diese Vorgehensweise ist besonders empfehlenswert, weil sie diverse separate Konfigurationsschritte in einer einzigen, skriptfähigen Aktion zusammenfasst.
3. MySQL mit phpMyAdmin managen
Wenn MySQL erst einmal läuft, ist ein webbasiertes Tool für Management-Zwecke oft sinnvoller und praktischer, als dazu ausschließlich die Befehlszeile zu nutzen. Etwa das Tool phpMyAdmin
, das für so gut wie alle Aufgaben in diesem Bereich eingesetzt werden kann, egal, ob es dabei um Datenbanken, Tabellen, User oder interne Settings geht.
Das Tool ist in den Package-Managern der meisten Linux-Distributionen enthalten. Für Windows und macOS dürfen Sie über das XAMPP-Projekt auf ein Bundle aus MySQL und phpMyAdmin
zugreifen. In diesem Fall bietet das XAMPP-Kontrollpanel einen "One Click"-Zugang zu dem Tool.
Dabei macht es phpMyAdmin
teilweise auch überflüssig, eine Konsolenverbindung zu MySQL zu öffnen - und bis zu einem gewissen Grad auch zur MySQL Workbench-App: Dafür bietet das Interface des Tools eine Autovervollständigungsfunktion. Darüber hinaus können Sie dieses auch nutzen, um Abfragen zu schreiben, anzustoßen, wiederzuverwenden und mit dem Keyword EXPLAIN
zu analysieren. (fm)
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.