Hybrid-Work-Studie von Cisco

Im Office fehlen KI und attraktive Arbeitsplätze

28.03.2024
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Wider Erwarten stehen Europas Arbeitnehmer einer Rückkehr ins Office durchaus positiv gegenüber. Doch die Büros werden den geforderten Ansprüchen nicht gerecht.
Neue Büros braucht das Land - die vorhandenen Büroräume erfüllen nur selten die geänderten Anforderungen an einen modernen Arbeitsplatz.
Neue Büros braucht das Land - die vorhandenen Büroräume erfüllen nur selten die geänderten Anforderungen an einen modernen Arbeitsplatz.
Foto: insta_photos - shutterstock.com

Drei von vier Mitarbeitenden stehen einer Rückkehr ins Büro positiv gegenüber (Deutschland: 72 Prozent, Europa: 74 Prozent). Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle EU Hybrid-Work-Studie von Cisco. Allerdings erfüllen die vorhandenen Büroräume nur selten die geänderten Anforderungen an einen modernen Arbeitsplatz.

Zum Networking ins Büro

Die Hauptgründe für eine Rückkehr in das Büro sind für die Beschäftigten in Deutschland die Interaktion mit KollegInnen (74 Prozent, Europa: 74 Prozent), Zusammenarbeit im Team (72 Prozent, Europa: 71 Prozent) und das Zusammengehörigkeitsgefühl (60 Prozent, Europa: 46 Prozent). Von den befragten Arbeitgebern schreiben europaweit 73 Prozent, in Deutschland sogar 84 Prozent eine vollständige oder teilweise Rückkehr aus drei Hauptgründen vor: Teamkommunikation (53 Prozent), Produktivität (45 Prozent) und Arbeitsplatzkultur (43 Prozent).

Im Rahmen der Studie befragte Cisco 500 Arbeitnehmer und 150 Arbeitgeber in Deutschland. Ebenso viele waren es in anderen europäischen Ländern wie Großbritannien, die Niederlande, Polen, Frankreich, Spanien und Italien.

Aktuelle Büros killen die Produktivität

Allerdings glauben in Deutschland nur 38 Prozent der Mitarbeiter (Europa: 37 Prozent) und 37 Prozent (Europa: 32 Prozent) der Arbeitgeber, dass ihre Büros bereits "sehr gut vorbereitet" für hybride Arbeitsformen sind. So sagen etwa zwei Drittel der europäischen Mitarbeitenden und Arbeitgeber, dass die aktuelle Bürogestaltung kaum die Produktivität steigert.

Anton Döschl, bei Cisco Deutschland verantwortlich für Hybrid Work, kommt deshalb zu dem Schluss: "Wenn Mitarbeitende wieder in das Büro kommen sollen, müssen diese Orte Magnete werden und keine Verpflichtung. "Back to Office" wird nur in einer Balance erfolgreich sein, die auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden berücksichtigt."

Incentives für Back to Office

So halten es Europas Arbeitgeber mit der Office-Pflicht.
So halten es Europas Arbeitgeber mit der Office-Pflicht.
Foto: Cisco

Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kommt auch Danielle Togerson, Principal Analyst bei Gartner. In seinen Augen müssen Unternehmen sogar Incentives bieten, um die Arbeit vor Ort zu fördern. "Um überzeugende Anreize zu schaffen, die Mitarbeiter dazu bewegen, zu pendeln und vor Ort zu arbeiten, sollten Firmen die Mitarbeiter in Umfragen, persönlichen Gesprächen und Fokusgruppen direkt fragen, warum sie die Arbeit vor Ort schätzen", schreibt Torgerson in einem Blogbeitrag über Initiativen für hybrides Arbeiten.

Anforderungen ans Büro

Dabei haben der Cisco-Studie zufolge Arbeitgeber und Arbeitnehmer ähnliche Prioritäten für die Neugestaltung der Büros. Zu den Top 3 gehören Layout und Sitzmöglichkeiten, Technologie und Infrastruktur sowie Räume für Zusammenarbeit und Meetings. Aktuell sind nur etwas mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer in Deutschland der Meinung, dass ihr Unternehmen ihnen ein gutes Hybrid-Work-Erlebnis bietet. Europaweit sind es 45 Prozent.

So verfügt im Durchschnitt nur knapp die Hälfte der Besprechungsräume in Unternehmen über Video- und Audiofunktionen. Darüber hinaus herrscht das Gefühl vor, dass die derzeit verfügbaren Tools sich nicht nahtlos für die Zusammenarbeit im Büro einsetzen lassen. Etwa neun von zehn Arbeitnehmern und Arbeitgebern in Deutschland (Europa: 90 Prozent beziehungsweise 88 Prozent) haben dies in der Umfrage hervorgehoben.

Es fehlt KI

Ein anderes, zentrales Feature, um die Attraktivität der Office-Arbeitsplätze zu erhöhen, könnte die Integration von KI-Tools sein. Bis 2025, so der Cisco AI Readiness Index, werden 73 Prozent der Arbeitgeber in KI-gestützte Kollaborationssoftware investieren. 68 Prozent planen, ihre Arbeitsbereiche mit KI-Technologien zu verbessern. Etwa 80 Prozent der Arbeitgeber wollen bis Ende 2025 in KI für Arbeitsbereiche und Zusammenarbeit zu investieren.

Doch mit der Technik allein ist es nicht getan. So haben dem Index zufolge zwar 43 Prozent der Mitarbeiter bereits Zugang zu KI-Technologien, doch weniger als die Hälfte von ihnen fühlt sich in der Lage, diese zu nutzen. Dass jeder vierte Mitarbeiter nicht gut auf die Nutzung von KI vorbereitet ist, unterstreicht laut Cisco die Notwendigkeit von Schulungen. Zudem müssten Firmen KI so auswähle, dass sie sowohl den Anforderungen des Unternehmens als auch denen der einzelnen Teams gerecht wird.