Studie von Bain & Company

IIoT-Anbietern läuft die Zeit davon

05.12.2017
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Showdown im Bereich Industrial IoT aka Industrie 4.0: Einer aktuellen Studie zufolge entscheiden sich die meisten Unternehmen in den nächsten Jahren für eine IIoT-Plattform. Damit stehen Anbieter aus der IT-Branche sowie Industrie-Schwergewichte unter Druck, sich mit einer geeigneten Lösung zu positionieren.

Das Internet der Dinge (IoT) boomt. Doch wenngleich die Aufmerksamkeit der Medien vor allem vernetzte Haushaltsgeräte und Wearables betrifft, findet der Großteil des Geschehens im Unternehmens- und Industrieumfeld statt. So prognostiziert die internationale Managementberatung Bain & Company, dass der Markt für IoT-Anwendungen bis 2020 weltweit auf rund 470 Milliarden Dollar anwächst. Mit einem Umsatz von 331 Milliarden Dollar soll sich dabei das IoT-Geschäft im Unternehmensumfeld besonders stark entwickeln. Davon wiederum macht laut Bain allein der Bereich Industrie 4.0 - also Anwendungen im verarbeitenden Gewerbe - 85 Milliarden Dollar aus.

Laut Bain soll der Markt für IoT-Lösungen bis 2020 auf rund 470 Milliarden Dollar anwachsen.
Laut Bain soll der Markt für IoT-Lösungen bis 2020 auf rund 470 Milliarden Dollar anwachsen.
Foto: Bain & Company

Noch relativ offen ist derzeit indes noch, welche der vielen IoT-Anbieter von der rasanten Entwicklung am meisten profitieren. Wie aus der aktuellen Bain-Studie "Choosing the Right Platform for the Industrial IoT" hervorgeht, haben sich die meisten der am Internet der Dinge interessierten Unternehmen noch nicht für einen Partner entschieden.

Der Befragung von rund 500 Industriekunden und 150 Technologieanbietern zufolge diskutieren mehr als 60 Prozent der Interessenten derzeit ihre Planungen in diesem Zukunftsfeld. Doch das Zeitfenster für die Auswahl des Anbieters ist eng: 2020 werden laut Umfrage bereits mehr als 60 Prozent der Firmen mit ersten Implementierungen von IoT-Lösungen begonnen haben, rund 20 Prozent installieren dann die Systeme unternehmensweit. Spätestens 2025 sind fast alle Investitionsentscheidungen gefallen.

Harter Wettbewerb im Wachstumsmarkt

Die Wahl des geeigneten IoT-Partners ist nicht einfach: Um die Gunst der Firmenkunden buhlen nicht nur die großen US-amerikanischen Cloud- und Netzwerkanbieter Amazon, Microsoft oder IBM, sondern auch Softwarekonzerne wie SAP oder Oracle, der Mischkonzern GE oder der Automatisierungsspezialist Rockwell Automation. Die deutschen Industriekonzerne Siemens und Bosch sowie Maschinenbauer wie Dürr, Trumpf und DMG Mori oder die französische Schneider Electric befinden sich ebenfalls im harten Wettbewerb um die Investitionsbudgets von Industrie, Logistik, Handel oder Gesundheitswesen.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet …

"Unternehmen müssen die Anbieter sorgfältig prüfen, um in diesem extrem fragmentierten Markt den richtigen Technologiepartner für ihr strategisch wichtiges Investment zu finden", erklärt Michael Schertler, Partner und Industrieexperte bei Bain. Die Qualität der Plattform spiele dabei eine entscheidende Rolle, da sie nicht nur Sensoren und Geräte vernetzen, sondern auch Cybersicherheit garantieren, Daten aggregieren und analysieren sowie externe und interne Weiterentwicklungen ermöglichen muss.

Hindernislauf der Industrie-Giganten

Hinzu kommt, dass sich die Anwenderunternehmen laut Bain-Studie um die Sicherheit der Systeme sorgen und entsprechend den Einbau der neuen Software in ihre bestehende Technikwelt fürchten. Viele fragten sich auch, ob ihnen das aufwendige und teure Projekt tatsächlich einen geschäftlichen Vorteil bringt.

Angesichts dieser Bedenken haben gerade die großen IoT-Pioniere Probleme, ihre Kunden mit umfassenden Lösungen zufriedenzustellen. "Alle Anbieter kündigen umfassende IoT-Plattformen an, aber die Resonanz potenzieller Kunden fällt sehr unterschiedlich aus", konstatiert Bain-Technologieexperte Dr. Hans Joachim Heider. "Kleinere Nischenanbieter mit spezialisierten Anwendungen sind häufig erfolgreicher als die großen Konzerne, die Milliarden in ihre IoT-Lösungen investieren."

Von Unternehmen besonders nachgefragte Use-Cases wie Predictive Maintenance oder Ressourcenoptimierung halten die IIoT-Anbieter bereits parat, bei anderen besteht Nachholbedarf.
Von Unternehmen besonders nachgefragte Use-Cases wie Predictive Maintenance oder Ressourcenoptimierung halten die IIoT-Anbieter bereits parat, bei anderen besteht Nachholbedarf.
Foto: Bain & Company

Dennoch haben laut Bain gerade Industriegiganten wie Siemens, Bosch oder GE gute Chancen, im boomenden IoT-Markt Fuß zu fassen, da sie das Vertrauen ihrer Kunden genießen. Die Berater empfehlen ihnen jedoch, sich mit passenden Partnern zusammenzuschließen, die ihnen Cloud-Dienste, Netzwerkservices oder Datenanalysesoftware liefern. Dabei sollten sie auch kleinere Anbieter oder Start-ups in Betracht ziehen. Zugleich müssen sie klare Prioritäten setzen und ihre Angebote aggressiv vermarkten.

Mit Partnerschaften zum Erfolg?

Wie unter anderem das Beispiel Siemens zeigt, befinden sich die Anbieter aus der Industrie dabei auf einem guten Weg. So hat der Elektronikriese erst kürzlich eine Kooperation mit der Software AG angekündigt. Im Rahmen der Partnerschaft wird der Darmstädter Softwareanbieter skalierbare Komponenten seiner Digital Business Platform auf Siemens MindSphere bereitstellen.

Auch Bosch unterhält seit längerem eine IoT-Partnerschaft mit der Software AG. Im Herbst 2017 haben sich außerdem Dürr, DMG MORI, Carl Zeiss Industrielle Messtechnik, ASM Assembly Systems und die Software Ag zusammengetan, um gemeinsam die speziell für den Maschinenbau gedachte White-Label-IIoT-Plattform Adamos ins Leben zu rufen.