Nachdem seit Mitte November Berichte über eine Einstellung von Watson IoT Ende 2023 die Runde machten, sah sich IBM nun zu einer Klarstellung gezwungen. Das Unternehmen bestätigte gegenüber der Computerwoche, dass IBM damit begonnen habe, die Watson IoT Platform on Cloud als eigenständigen Service aus dem Programm zu nehmen.
Gleichzeitig erklärte IBM, dass die Funktionen des Cloud-Dienstes weiterhin über die IBM Maximo Application Suite zur Verfügung stünden. Diese ermögliche es den Kunden, "die Vorteile einer breiteren Palette von Asset-Management-Technologien zu nutzen und sich mit dem breiteren Nachhaltigkeitssoftware-Portfolio von IBM in einer beliebigen Hybrid-Cloud-Umgebung zu verbinden". Aktuelle Kunden könnten den eigenständigen IBM Watson IoT Platform on Cloud Service bis zum 1. Dezember 2023 weiter nutzen, hieß es weiter.
Die Begründung: "Bei allen Softwareangeboten von IBM liegt unser Schwerpunkt auf der Bereitstellung von Funktionen, die unsere Kunden am meisten schätzen. In einigen Fällen bedeutet dies, dass wir Funktionen in umfassenderen Produktsuiten zusammenführen, anstatt sie als eigenständige Dienste zu betreiben."
The Register hatte am 15. November berichtet, dass IBM plant, "den Watson IoT Platform Service auf IBM Cloud zum 1. Dezember 2023 ohne direkten Ersatz einzustellen". Anschließend sei kein Zugriff auf die Plattform-APIs mehr möglich, zitierte der IT-News-Dienst aus einer IBM-Mail an einen Kunden: "Bitte beachten Sie, dass sich Geräte nicht mehr mit den MQTT- und HTTP-Endpunkten verbinden können und bestehende Verbindungen abgeschaltet werden. Alle verbleibenden Kunden, die diesen Service nutzen, sollten planen, vor diesem Zeitpunkt auf andere Dienste umzusteigen.
Hohe Erwartungen in IoT
Die Watson-IoT-Plattform ermöglicht es Kunden (wie ähnliche Lösungen der Konkurrenz), ihre IoT-Devices zentral in der Cloud zu verwalten, die Nutzung zu überwachen und die von ihnen generierten Daten zu sammeln und auszuwerten.
IBM hatte die Watson IoT-Plattform vor etwa einem Jahrzehnt eingeführt und den Service Anfang 2017 mit einem neuen Hauptsitz in München erweitert. Damals hatte Big Blue zahlreiche Kooperationspartner vorgestellt und vollmundig verkündet, im Rahmen des 200-Millionen-Dollar-Investments bis zu 1.000 Experten zu beschäftigen.
Über die Gründe für den Ausstieg lässt sich nur spekulieren. Glaubt man den Berichten von Marktforschern, dürfte es IBM jedoch schwer gefallen sein, sich von der Konkurrenz abzuheben und eine kritische Masse an Kunden zu erreichen. So halten laut IoT Analytics die drei großen Hyperscaler AWS, Google Cloud Platform und Microsoft Azure zusammen rund 80 Prozent des globalen IoT-Public-Cloud-Marktes. Vorreiter seien dabei AWS und Azure, während Google nicht mit der großen Konkurrenz mithalten könne.
Auch Google und SAP ziehen den Stecker
IBM ist nicht das einzige Unternehmen, das sich aus dem Geschäftsbereich zurückzieht. Mitte August 2022 gab Google bekannt, IoT Core binnen eines Jahres abzuschalten und forderte die Kunden auf, Alternativen zu suchen.
Und auch bei SAP scheint in Sachen IoT - zumindest als eigenständiger Service - etwas Nüchternheit eingekehrt zu sein, wie aus einer Release Note vom August 2022 hervorgeht. Dort heißt es:
"SAP Internet of Things (und alle seine Vorgängerservices) gibt es mit Wirkung vom 15. Juli 2022 nicht mehr. Während der Auslaufphase werden wir den Service bis zum Ende der Vertragslaufzeit weiterhin auf dem aktuellen Service-Level erbringen. Wir beabsichtigen nicht, den Anspruch oder den Vertrag zu verlängern. Wir werden weiterhin Bugs beheben und die erforderlichen Sicherheitskorrekturen einspielen. Es werden jedoch keine neuen Capabilitys hinzugefügt. Wenn Sie sich im Produktivbetrieb befinden, wenden Sie sich an das SAP-Kundenteam, um die zukünftige Architektur Ihrer IoT-Lösung zu definieren. Wir unterstützen Sie dabei, alle SAP-Anwendungen zu berücksichtigen, die weiterhin IoT-Anforderungen unterstützen, und wir positionieren die relevanten SAP BTP und Hyperscaler-Services."