IBM prüft einen Verkauf seines Wetter-Business. Das berichten verschiedene US-Medien wie das Wall Street Journal und Bloomberg unter Berufung auf Insider. Allerdings stünden die Verhandlungen mit potenziellen Interessenten erst am Anfang, hieß es. Es sei nicht sicher, ob ein Deal zustande komme. Laut den derzeit kursierenden Spekulationen soll eine Investorengruppe interessiert sein. Das Volumen des Geschäfts könnte bei über einer Milliarde Dollar liegen.
IBM hatte die Weather Company 2015 gekauft. Offiziell wurde damals kein Preis genannt. Hinter den Kulissen war von etwa zwei Milliarden Dollar die Rede. Dafür erhielt Big Blue das B2B-Geschäft, die mobilen und Cloud-basierten Web-Angebote, unter anderem WSI, weather.com sowie Weather Underground und deren Marke. Vom TV-Geschäft mit The Weather Channel ließ IBM die Finger, konnte mit dem Wettersender aber einen langfristigen Vertrag für Vorhersagedaten und Analytics unterzeichnen.
Mit der Akquisition wollte die IBM ihr Analytics- und Big-Data-Geschäft anhand von externen Daten aufwerten. Wetterdaten sollten in verschiedenste Business-Entscheidungen integriert werden. Prominentes Beispiel, das IBM auch offensiv mit TV-Spots bewarb: Bäckereien, die anhand von Wettervorsagen ihr Sortiment an Backwaren planen. Im Laufe der Zeit baute der Konzern seine Wetterservices immer weiter aus und verfeinerte sie, indem beispielsweise zusätzliche Daten von Flugzeugen und Smartphones in die Auswertungen mit einbezogen wurden.
Fokus auf Cloud, Security und KI
Ende 2022 bezifferte IBM die Zahl seiner Abonnenten für Wetterinformationen auf weltweit 415 Millionen. Um die Reichweite zu erhöhen, kooperierte das Unternehmen mit Dritten und schnürte diverse Produkt-Bundles, beispielsweise mit Medien wie USA Today und dem Wall Street Journal, ebenso mit Tripadvisor und dem Händler MightyNest.
Die Pläne, das Wetter-Business nun zu verkaufen, würden allerdings zur veränderten IBM-Strategie der vergangenen Jahre passen. Der IT-Pionier will seine Geschäfte fokussieren und auf lukrative Zukunftsmärkte ausrichten, etwa Cloud Computing, Security und künstliche Intelligenz. Andere Segmente, die dazu nicht passen, werden abgestoßen.
IBM kappt Geschäftsbereiche und entlässt
So trennte sich IBM 2021 von den klassischen IT-Infrastrukturservices, die in das Spin-off Kyndryl ausgelagert wurden. Im vergangenen Jahr verkauft Big Blue seinen auf der KI-Technik Watson basierenden Healthcare-Bereich an die Investoren von Francisco Partners. Ende 2022 wurde zudem bekannt, dass IBM auch seinen Cloud-Service "Watson IoT Platform" ersatzlos einstellen will.
So verwundert es nicht, dass IBM zu den Tech-Unternehmen gehört, die im größeren Umfang Entlassungen angekündigt haben. Anfang des Jahres teilte der Konzern mit, 3.900 Arbeitsplätze streichen zu wollen. Finanzchef James Kavanaugh begründete diesen Schritt damit, die internen Strukturen müssten nach dem Rückzug aus besagten Geschäftsbereichen wieder gerade gezogen werden. Sollte der Verkauf des Wettergeschäfts klappen, könnten bei IBM weitere Stellenstreichungen ins Haus stehen.