Integration von Watson und Einstein

IBM und Salesforce schließen KI-Pakt

07.03.2017
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
IBM und Salesforce wollen ihre Plattformen für künstliche Intelligenz (KI) Watson und Einstein enger miteinander verzahnen. Anwender sollen so mehr Daten für bessere Entscheidungen auswerten können, versprechen die Anbieter.

IBM und Salesforce haben eine strategische, weltweit geltende Partnerschaft rund um Lösungen für künstliche Intelligenz (KI) bekannt gegeben. Die Vereinbarung des IT-Urgesteins und des Cloud-Spezialisten zielt darauf ab, gemeinsame Lösungen herauszubringen. Unternehmen sollen damit KI wirksamer einsetzen können, um Entscheidungen zielsicherer und schneller treffen zu können, hieß es in einer offiziellen Verlautbarung. Darüber hinaus verkündete IBM, künftig die Salesforce Service Cloud intern für die Betreuung der eigenen Kunden einsetzen zu wollen.

Das neue Traumpaar für Künstliche Intelligenz (KI): Salesforce-Chef Marc Benioff und IBM-Chefin Virginia Rometty wollen rund um das zukunftsträchtige Thema eng zusammenarbeiten.
Das neue Traumpaar für Künstliche Intelligenz (KI): Salesforce-Chef Marc Benioff und IBM-Chefin Virginia Rometty wollen rund um das zukunftsträchtige Thema eng zusammenarbeiten.
Foto: Jon Simon / IBM

Der Deal sieht eine engere Integration der verschiedenen KI-Plattformen beider Unternehmen vor. IBM arbeitet bereits seit einigen Jahren kontinuierlich am Ausbau seiner Cognitive-Computing-Lösungen rund um Watson. Salesforce hatte erst im vergangenen Jahr eine eigene KI-Initiative namens "Einstein" angekündigt. Mit Hilfe einer Integration beider KI-Welten könnten Anwender Kundendaten aus der Salesforce-Plattform mit weiteren externen Daten verknüpfen und auswerten. Das könne beispielsweise im Handel zu einer zielgenaueren Kundenansprache führen, weil sich E-Mail-Kampagnen besser personalisieren und lokalisieren ließen. Zudem soll es von Seiten IBMs eine Application Integration Suite für Salesforce geben. Anwender könnten damit eine Daten-Brücke zwischen ihrer On-Premise-Welt und dem Cloud-Kosmos von Salesforce schlagen.

Darüber hinaus ist geplant, Daten der IBM-Tochter The Weather Company, die Big Blue im Herbst 2015 übernommen hatte, in die Salesforce-Plattform einfließen zu lassen. Die Wetterdaten sollen Teil der AppExchange-Plattform von Salesforce werden. Dort könnten könnten dann verschiedenste Cloud-Anwendungen aus dem Salesforce-Universum darauf zugreifen. Beispielsweise könnte ein Versicherungsunternehmen seine Kunden mit einer Kfz-Versicherung warnen, wenn ein Hagel-Unwetter droht, ihre Autos in die Garage zu stellen, um Blechschäden zu vermeiden.

Bluewolf soll Spezial-Services für KI-Kombi entwickeln

Um Kunden dabei zu helfen, die kombinierten KI-Lösungen aus Watson und Einstein möglichst effizient in den eigenen Geschäftsprozessen zu implementieren, will die IBM-Tochter Bluewolf dedizierte Consulting Services dafür anbieten. Geplant sind ferner industriespezifische Blueprints auf Basis der beiden KI-Angebote. IBM hatte den speziell auf Salesforce-Lösungen ausgerichteten Dienstleister im Sommer vergangenen Jahres geschluckt und in seinen Bereich Global Business Services eingegliedert. Bluewolf arbeitet bereits seit 2001 eng mit dem Cloud-Spezialisten zusammen und verfügt über 500 Mitarbeiter an 13 Standorten in Amerika, Europa und Australien.

Die Application Integration Suite soll bereits ab Ende März verfügbar sein. Die anderen Integrations-Offerten wie auch die speziell auf das kombinierte KI-Angebot ausgerichteten Services sollen in der zweiten Jahreshälfte 2017 folgen. Zu den Preisen wollten sich die beiden Unternehmen noch nicht äußern. Diese würden bekannt gegeben, wenn die Angebote starteten, hieß es.

Die Verantwortlichen beider IT-Anbieter setzen große Hoffnungen auf das Thema KI und damit auch auf die Kooperation. "In wenigen Jahren wird jede Entscheidung, egal ob geschäftlich oder persönlich, von KI- und Cognitive-Computing-Techniken unterstützt", prognostizierte IBM-Chefin Virginia "Ginni" Rometty. Im Laufe des Jahres würden bereits rund eine Milliarde Menschen weltweit mit Watson-Technik in irgendeiner Art und Weise in Berührung kommen.

Salesforce wird volljährig

Die Kombination von Einstein und Watson mache das Business intelligenter und die Kunden erfolgreicher verspricht Salesforce-Gründer und CEO Marc Benioff, der sich zudem in einem Gespräch mit dem US-Magazin Fortune als großer IBM-Fan outete. Das IT-Urgestein habe ihn stark inspiriert, als er vor 18 Jahren sein Unternehmen gründete. Salesforce wird nach Benioffs Angaben volljährig. Der 18. Geburtstag des Unternehmens werde am 8. März 2017 gefeiert.

Aus Sicht beider Unternehmenslenker ergänzten sich die KI-Angebote. Salesforce komme aus dem Funktions- und Prozess-Spektrum rund um das Kunden-Management, IBM könne auf eine solide Branchen-Expertise in verschiedensten Bereichen bauen. "Es gibt fast keine Überschneidungen in unseren Geschäften", beteuerte Benioff gegenüber Fortune. IBM-CEO Rometty verwies auf die rund 5000 gemeinsamen Kunden. "Aus meiner Sicht ist KI fundamental für IBM", sagte sie. Der Konzern habe in der Vergangenheit verschiedene Plattformen gebaut, rund um den Mainframe, Middleware und Managed Services - jetzt folge die Ära von KI. Die Technik werde sich wie ein roter Faden durch alles ziehen, was IBM tue, kündigte Rometty an.