Am 29. Dezember 2014 hat IBM in Frankfurt am Main sein erstes SoftLayer-Rechenzentrum in Deutschland eröffnet. Nach den Anlagen in Amsterdam, London und Paris hat der amerikanische IT-Konzern damit ein viertes SoftLayer Data Center in Europa eingerichtet. Die Cloud-Anlage in Frankfurt soll deutschen Unternehmen eine lokale Cloud-Infrastruktur bieten, die es den Kunden erlaubt, ihre in die Cloud verlagerten IT-Aufgaben und Daten datenschutzkonform abzubilden, verspricht die offizielle Ankündigung des IT-Anbieters.
IBM arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, seine Cloud-Infrastruktur weltweit auszubauen. Das SoftLayer Data Center ist in Europa das dritte, das der Konzern im zweiten Halbjahr 2014 in Betrieb genommen hat - für das laufende Jahr sind weitere Eröffnungen geplant. IBM hatte SoftLayer Mitte 2013 für knapp zwei Milliarden Dollar übernommen. Das 2005 gegründete US-Unternehmen mit Schwerpunkt Infrastructure as a Service (IaaS) betrieb zum damaligen Zeitpunkt eine skalierbare, globale Cloud-Plattform mit 100.000 Servern in weltweit 13 Rechenzentren. Eine der Stärken von SoftLayer ist Experten zufolge der hohe Grad der Automatisierung. Anwender können über ein entsprechendes Portal ihre benötigten Kapazitäten an virtuellen und nichtvirtuellen Servern flexibel und schnell hoch- und herunterfahren.
Nach der Akquisition hatten die IBM-Verantwortlichen angekündigt, das SoftLayer-Angebot sukzessive zu erweitern und internationalisieren. Im Vordergrund stand dabei zunächst der Ausbau der vorhandenen Rechenzentren. Mit einem Investitionsvolumen von mehr als 1,2 Milliarden Dollar will der Konzern nun bis Ende 2015 weltweit 40 Data Centers einrichten. Dabei spielt für Big Blue der deutsche Markt eine besonders wichtige Rolle, wie die Ankündigung zeigt. Cloud Computing sei trotz aller Sicherheits- und Datenschutzbedenken auch in Deutschland auf dem Vormarsch. IBM zufolge ist von 2012 auf 2013 die Zahl der hiesigen Unternehmen, die Cloud-Services nutzen, um rund ein Drittel gestiegen. Bis 2017 sei hierzulande ein Cloud-Marktvolumen in Höhe von rund 18 Milliarden Euro zu erwarten, prognostiziert IBM unter Berufung auf Zahlen der Experton Group.
Nationale Vorgaben zu beachten
Beim Ausbau seiner Cloud-Infrastruktur muss sich IBM auf die nationalen Anforderungen und Befindlichkeiten einstellen. Die Datenschutzbestimmungen der Europäischen Union (EU) gehörten zu den strengsten weltweit, und Deutschland habe eine der härtesten Richtlinien überhaupt, heißt es in der Mitteilung des Konzerns. "Sicherheit, Datenschutz und Standort der Cloud sind von größter Bedeutung für Kunden aus Deutschland", betonte Lance Crosby, CEO von SoftLayer. Sämtliche SoftLayer-Clouds erfüllten dieselben hohen Standards für Sicherheit und Datenschutz.
Darüber hinaus biete die Cloud in Frankfurt den Unternehmen eine nationale Datenspeicherung - eine Anforderung, die das deutsche Datenschutzgesetz für viele Branchen und Anwendungen vorgebe. Die Anlage in Frankfurt ist IBM zufolge nahtlos mit allen SoftLayer-Clouds auf der ganzen Welt integriert. Dabei sei der Datentransfer zwischen den Rechenzentren kostenfrei. Kunden, die einen Cloud-Service buchten, erhielten zudem für eine begrenzte Zeit eine Gutschrift von 500 Dollar für den ersten Nutzungsmonat.
Cloud-Rechenzentren in Deutschland
2014 haben etliche Cloud-Anbieter auf die Security-Bedenken hiesiger Unternehmen reagiert und Rechenzentren innerhalb der deutschen Grenzen eröffnet oder angekündigt. So hat Amazon Web Services (AWS) ein Data Center in Frankfurt am Main eingerichtet. Die Anlage ist als hochverfügbare Umgebung ausgelegt, die aus zwei räumlich voneinander getrennten Data Centers besteht. Zuvor hatte VMware den Bau eines Rechenzentrums in Deutschland bekannt gegeben, das - wie gefordert - Datenschutz, Datensicherheit und Datenhoheit gewährleisten soll.
Erste Services sollen in den kommenden Monaten verfügbar werden. Oracle will je ein Rechenzentrum in Frankfurt und München ans Netz bringen. Damit entspreche man dem Wunsch der Kunden, ihre Daten in Deutschland zu speichern, hieß es. Andere Cloud-Anbieter bauen zwar keine eigenen Rechenzentren hierzulande, kooperieren aber mit deutschen Infrastruktur-Betreibern. Dazu zählen Cisco und Salesforce.com, die mit der Deutschen Telekom beziehungsweise deren Tochter T-Systems zusammenarbeiten.