Um den Teilnehmern zu zeigen, was IoT und Cloud Computing im Verbund leisten können, bediente sich IBM eines kleinen, aber effektvollen Tricks: Jeder Besucher, der sich zum Auftakt der Konferenz im gigantischen Auditorium des MGM Hotels einfand, bekam ein Armband angelegt, dass mit einem Embedded-Chip und einigen Leuchtdioden ausgestattet war. Als der Zeremonienmeister in seiner Eröffnung einige Statistiken vortrug und Dinge sagte wie "41 Prozent der CIOs sagen, die Cloud transformiere ihr Business", begannen exakt 41 Prozent aller Armbänder zu leuchten. Die abgedunkelte Arena in dem gigantischen Hotel verwandelte sich in ein gewaltiges "menschliches Balkendiagramm", wie der Sprecher es formulierte.
Für die eigentlich eher konservative Company war das ein ungewöhnlich schriller Veranstaltungsauftakt - und die Rockband Aerosmith, die am heutigen Mittwochabend aufspielen wird, dürfte noch eins drauf setzen. IBM bleibt wohl auch gar nichts anderes übrig, als Wind zu machen - Wettbewerber wie Oracle und Salesforce.com haben sich diesbezüglich mit der OracleWorld beziehungsweise der Dreamforce einen ordentlichen Vorsprung verschafft.
Pulse, Innovate und Impact zusammengelegt
IBM ist denn auch darum bemüht, die Aufbruchstimmung im Markt und im Konzern selbst in Szene zu setzen. Bislang hatte der Konzern mehrere kleine Konferenzen rund um bestimmte Technologien veranstaltet. Auf der "Pulse" drehte sich alles um die mobile Entwicklung, die "Innovate" war generell eine Entwicklerkonferenz und die "Impact" hatte Cloud Computing zum Thema. Jetzt sind laut IBM 21.000 Gäste vor Ort, darunter angeblich 40 Prozent, die noch nie zuvor auf einer IBM-Veranstaltung waren.
Die Interconnect ist zugleich der erste ganz große Auftritt von Robert LeBlanc, IBMs neuem Vice President für die Cloud Operations. Cloud Computing ist der Hoffnungsträger für Big Blue, an den sich das Unternehmen nach elf Quartalen ohne Umsatzwachstum festklammert. Das Unternehmen behauptet, das Cloud-Business sei im vergangenen Jahr um 60 Prozent gewachsen und stehe inzwischen für Einnahmen von sieben Milliarden Dollar.
LeBlanc gab sich denn auch alle Mühe, den Druck zu verdeutlichen, dem die Industrien angesichts der Digitalisierung ausgesetzt seien. "Wenn Sie nicht glauben, dass sich Ihre Industrie verändert, dann treten Sie einfach mal einen Schritt zurück und schauen sich an, was ihre Wettbewerber tun", sagte der Manager. "Es macht einfach mehr Spaß, selbst ein ‚Disruptor‘ zu sein als durch disruptive Marktveränderungen unter die Räder zu kommen." Er empfahl allen Teilnehmern darüber nachzudenken, wie Cloud, Datenanalyse, Mobile Computing und das Internet der Dinge ihr Business transformieren könne.
Airbus und Citigroup zeigen, was geht
IBM beließ es nicht bei aufrüttelnden Worten. Auf die Bühne trat gleich eine ganze Reihe von Kunden, die berichteten, wie die Cloud ihren Betrieb verbessert habe. So nutzt Airbus einen Cloud-basierten IBM-Service, um Flugzeugdaten zu verarbeiten. Mehr als 20.000 betriebliche Metriken werden für jeden Flug erfasst und kontrolliert. Bei der nächsten Flugzeuggeneration sollen es sogar mehr als 400.000 sein - gut 18 Gigabyte Daten für jeden Flug.
Damit sollen die Wartungsabläufe vor jedem Flug so weit wie möglich automatisiert werden. Außerdem gewinnt Airbus Informationen darüber, ob Teile ersetzt und außer der Reihe Wartungsaufgaben erledigt werden müssen (Predictive Maintenance). Laut LeBlanc erwirtschaften Fluglinien pro Passagier durchschnittlich einen Gewinn von nur vier Dollar. Jede Sparoption, die ihnen ein Flugzeugbauer wie Airbus biete, sei hochrelevant und wirke sich unmittelbar auf die Ertragssituation aus.
Auch die US-Bank Citigroup zeigte, was sie unter Digitalisierung versteht. Das Unternehmen hat eine ganze Reihe von Application Programming Interfaces (APIs) geöffnet, damit Dritte seine Lösungen wie die "digitale Geldbörse" oder andere Dienste in ihre Apps integrieren können.
Neue Produkte für offenes Daten-Management
IBM selbst führte auf der Interconnect eine ganze Palette neuer Services ein, die Entwickler helfen sollen, solche Anwendungen zu bauen. "DataWorks" beispielsweise bereitet die Daten eines Unternehmens für den externen Gebrauch vor. Administratoren nutzen die Software um zu spezifizieren, welche Felder in einer Datenbank für den Zugriff Dritter geöffnet werden können. Die Software hilft zudem dabei, Daten zu bereinigen und in die geeigneten Formate zu konvertieren, damit sie für die öffentliche Nutzung bereitstehen.
Mit "API Harmony" präsentierte IBM zudem einen Aggregationsdienst, der Entwicklern hilft, offene APIs anderer Unternehmen und Entwickler zu finden und in die eigenen Anwendungen zu integrieren. In ein Suchfeld gibt man etwa "Restaurantkritiken" ein und findet eine Liste mit in Frage kommenden Programmierschnittstellen sowie Hinweise, wie sich an diese einbauen lassen.
Aus IBM-Sicht wichtig ist zudem die hauseigene Cloud-Plattform "BlueMix", von der das Unternehmen auf der Interconnect eine "Local"-Variante angekündigt hat. Sie bietet Funktionen und Management-Tools, um Private- und Hybrid-Cloud-Anwendungen zu entwickeln. Unternehmen sollen mit der Local-Variante Cloud-Dienste inhouse entwickeln und einführen. Wenn alles reibungslos funktioniert können sie später als Hosted Service aus der IBM-Cloud bezogen werden.
"Es gibt nicht die eine Cloud", sagte IBM-Managerin Angel Diaz. "Unsere Kunden haben Clouds, und wir haben Clouds. Die Kunden wollen ihre mit anderen Clouds verbinden." Gleichzeitig gelte es, die getätigten Investitionen zu schützen und die vorhandene Infrastruktur beim Kunden mit der Public Cloud sinnvoll zu verbinden.
Hybrid Clouds sind ein Milliardengeschäft, wenn man den Erhebungen von Marktforschern wie MarketsAndMarkets folgt. Weltweit sollen 80 Milliarden Dollar jährlich in den Bau und Betrieb hybrider Systeme fließen, behaupten die Analysten. Und Gartner glaubt, dass schon heute knapp drei von vier Unternehmen an einer Hybrid-Strategie arbeiten.
Neu im IBM-Portfolio ist auch der "Enterprise-Container"-Service, mit dem sich virtuelle Container managen lassen sollen. Ähnlich wie bei vergleichbaren Diensten von Google, Amazon oder Microsoft basiert der Dienst auf dem populären Open-Source-Container Docker. IBM hat allerdings eine Reihe von Sicherheits- und Management-Tools dazu gepackt. Anwender sollen die Möglichkeit haben, ihre Container-basierten Workloads zwischen der IBM-Cloud und den internen Systemen zu verschieben.