IBM hat mit Release 11.5 eine neue Version seiner Datenbank DB2 vorgestellt. Der Fokus lag dabei auf dem Ausbau der KI- und Data-Science-Funktionen. Anwender sollen damit in die Lage versetzt werden, leichter KI-Funktionen in Anwendungen zu integrieren, die auf Daten in DB2 zugreifen. Auch andere Hersteller wie Microsoft und Oracle als Anbieter klassischer Relational Database Management Systems (RDBMS) sowie Herausforderer im Datenbankmarkt wie Amazon Web Services (AWS) forcieren die Entwicklung von KI-Funktionen.
"Heute sind die Erwartungen an ein Datenbank höher", sagt Prasun Mahapatra, Senior-Datenbank-Administrator beim Softwarehaus Micro Focus, das IBMs Datenbank einsetzt. Die Ausprägung von DB2 als KI-Datenbank ermögliche es den Nutzern, verschiedene Aspekte rund um die Datenbank zu optimieren, von den Datenstrukturen, über Speicherinfrastrukturen bis hin zu komplexen Abfragen.
IBM hat im jüngsten Release von DB2 die Unterstützung von Programmiersprachen und Frameworks erweitert. Release 11.5 unterstützt die Sprachen Go, Ruby, Python, PHP, Java, Node.js und Sequelize sowie die Frameworks Visual Studio Code und Jupyter Notebook. Die benötigten Treiber und Code Samples sind über die Plattform GitHub verfügbar.
Datenabfragen werden einfacher
Neu in DB2 11.5 ist der "Augmented Data Explorer". Damit sollen Anwender die Möglichkeit bekommen, die Datenbank auch mit Befehlen in natürlicher Sprache abfragen können. Antworten und Ergebnisse werden in Form von leicht verständlichen Datenvisualisierungen beziehungsweise Zusammenfassungen in natürlicher Sprache zurückgespielt. Das soll das Verständnis von Datenzusammenhängen erleichtern sowie die Auswertung von Datensätzen beschleunigen.
Darüber hinaus hat IBM seine aus der Daten- und Analyseplattform "Cloud Private for Data" bekannte Daten-Virtualisierungstechnik auf die Datenbank erweitert. Das soll die Integration verschiedener Datenquellen für Suchabfragen erleichtern. So verringere sich in erster Linie der Aufwand für klassische ETL-Prozesse (Extract, Transform, Load), versprechen die IBM-Verantwortlichen. Neben IBM-eigenen Produkten wie dem DB2 Warehouse, DB2 Big Query und dem Integrated Analytics System könnten Anwender über eine sogenannte "Common SQL Engine" (CSE) auch auf Daten in Oracle-, Teradata- und Microsoft-SQL-Systemen sowie Cloud-Systemen wie Amazon Redshift zugreifen.
DB2 unterstützt im neuen Release darüber hinaus Blockchain-Technik. Anwendungsentwickler seien damit in der Lage, mit ihren Apps auf Daten aus einer Blockchain zuzugreifen und diese mit anderen Daten aus der Datenbank zu kombinieren.
Eine Datenbank - drei Editionen
IBM will seine neue DB2-Version in drei Editionen anbieten: DB2, DB2 Standard und DB2 Advanced. Das einfache DB2 steht als kostenloser Download frei zur Verfügung. Die Testversion richtet sich an Entwickler, die Anwendungen für DB2-Client- oder Serverplattformen erstellen und testen beziehungsweise als Prototypen betreiben. Der Betrieb als Produktionssystem ist laut den IBM-Lizenzstatuten nicht gestattet. Diese Edition enthält alle Funktionen von DB2, unterliegt jedoch spezifischen Hardware-Einschränkungen. Die Datenbank kann lediglich auf vier Rechenkernen mit insgesamt 16 GB Arbeitsspeicher laufen.
DB2 Standard adressiert Produktionssysteme in mittelständischen Unternehmen und Abteilungen in großen Unternehmen. Auch diese Version unterliegt gewissen Hardware-Limitierungen: Es sind maximal 16 Rechenkerne und 128 GB RAM gestattet. Keine Hardware-Einschränkungen gibt es dagegen für DB2 Advanced. Das System kann auf physischen und virtuellen Servern eingesetzt werden. Es wird als Teil der IBM Hybrid Data Management Platform bereitgestellt, so dass Administratoren einfacher auf Funktionen außerhalb der Transaktionsdatenbank zugreifen könnten, hieß es. Diese Edition richtet sich an mittelgroße bis große Unternehmen und ist IBM zufolge für transaktionale und operative analytische Workloads optimiert.
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Da jede Ausführung die gleiche gemeinsame Codebasis hat, können Anwender laut IBM leicht upgraden und von der kostenlosen Version auf Standard oder Advanced wechseln, wenn sich ihre Anforderungen ändern. Bestehende DB2-Kunden können ihre Datenbanklizenzen auf Version 11.5 umstellen, gab das Unternehmen bekannt. Mit den drei Editionen seines jüngsten DB2-Release hat IBM die Versionierung seiner Datenbank deutlich vereinfacht. In der Vorgängerversion 11.1 mussten Anwender noch unter acht verschiedenen Editionen wählen.
IBM plant weitere KI-Funktionen
"Die Weiterentwicklung von DB2 reflektiert die Beschleunigung der KI-Akzeptanz, die wir alle erwarten", sagte Daniel Hernandez, Vice President für den Bereich Data and AI bei IBM. Datenbanken entwickelten sich von Systemen für die Datenablage zu elementaren Bestandteilen von KI-Vorhaben. "DB2 ist so eine KI-Datenbank." Jon Lind, Principal Offering Manager für DB2 bei IBM, ergänzte in einem Blog-Beitrag, dass es bereits Pläne gebe, das KI-Angebot innerhalb der gesamten DB2-Familie im Laufe des Jahres mit zusätzlichen Funktionen auszubauen.
Für IBM ist die Ankündigung wichtig, das Unternehmen droht im weltweiten Datenbank-Geschäft weiter zurückzufallen. In der jüngsten Ausgabe des Gartner Magic Quadrant, der im Herbst vergangenen Jahres veröffentlicht wurden, konnte sich IBM gerade noch im so wichtigen Leaders-Quadranten positionieren. Doch gegenüber dem Spitzenquartett hat der Datenbankpionier weiter an Boden verloren. Ganz vorne liefern sich Microsoft und Oracle einen Zweikampf um die Spitzenposition, dicht gefolgt von der SAP und Amazon Web Services.
Die Analysten von Gartner heben zwar das breite Portfolio rund um DB2 in On-Premise- und Cloud-Umgebungen hervor. Punkten könne IBM außerdem in Sachen Funktionalität, Verfügbarkeit und Stabilität seiner Datenbanken sowie mit gutem Support. Schwächen hat Gartner aber in der Vermarktung identifiziert. Seit Jahren gingen IBMs Datenbankumsätze zurück. Als möglichen Grund haben die Analysten unter anderem die komplexen Preis- und Lizenzmetriken ausgemacht, die von vielen Kunden bemängelt würden. Probleme soll es auch bei der Integration zwischen Cloud- und On-Premise-Systemen geben.
Datenbanken wandern in die Cloud
Aus Sicht der Gartner-Analysten dürfte sich der Datenbankmarkt in den kommenden Jahren drastisch verändern. Die Verantwortlichen in den Anwenderunternehmen müssten ihre Optionen vor allem mit Blick auf die künftigen Anforderungen rund um die Digitalisierung und Analytics neu prüfen, hieß es. Die Möglichkeiten dafür würden vielfältiger. Hatten bis vor wenigen Jahren noch die klassischen Anbieter Oracle, Microsoft und IBM mit ihren on premise betriebenen Relationalen Datenbanksystemen alles im Griff, könnten Anwender heute aus einer wesentlich breiteren Angebotspalette wählen. Sie umfasse auch nichtrelationale und Cloud-basierte Produkte. Entsprechend seien die etablierten Player gefordert, ihre Portfolien zu überarbeiten und zu ergänzen.