Mit der Akquisition von Silver Peak will Hewlett Packard Enterprise (HPE) sein Netzwerkgeschäft ausbauen. Der Deal ist dem IT-Pionier 925 Millionen Dollar in bar wert. Geben die Aufsichtsbehörden grünes Licht, könnte die Übernahme bis zum vierten Fiskalquartal 2020, das im Oktober dieses Jahres endet, abgeschlossen werden. Silver Peak soll mit HPEs Netzwerksparte Aruba verschmolzen werden. Den Netzausrüster hatten die Kalifornier im Jahr 2015 für rund 2,7 Milliarden Dollar übernommen.
Was der Kauf von Silver Peak bringt
Silver Peak positioniert sich als Spezialist für Software-defined Wide Area Networks (SD-WANs), wobei die Verantwortlichen des Anbieter SD auch als "Self-Driving" interpretieren. Zentrales Produkt ist die "Unity EdgeConnect"-Plattform. Seinen Kunden verspricht Silver Peak damit, Netzwerke modernisieren und flexibler betreiben zu können. Unity EdgeConnect soll sich in Niederlassungen, regionalen Hubs, Rechenzentren und in der Cloud bereitstellen lassen. Die Plattform gibt es in zwei unterschiedlichen Ausprägungen - für Firmenkunden und für Service Provider. Verwaltet wird sie zentral über den "Unity Orchestrator". Anwender können damit Quality-of-Service- (QoS-) sowie Sicherheitsrichtlinien für den Anwendungsbetrieb festlegen. Das Optimierungs-Tool "Unity Boost" soll die Leistung von latenzempfindlichen Anwendungen verbessern und Datentransfers effizienter abwickeln.
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Silver Peak betreut eigenen Angaben zufolge rund 1500 Kunden in über 100 Ländern, darunter der deutsche Hersteller von Spezialprodukten für die Pharma- und Healthcare-Branche Gerresheimer aus Düsseldorf. Im Gartner Magic Quadrant für WAN Edge Infrastructure aus dem November 2019 haben die Analysten Silver Peak an zweiter Stelle hinter VMware im Leaders-Quadranten eingeordnet. Zu den Verfolgern zählen Anbieter wie Fortinet, Cisco, Citrix und Huawei. HPE mit Aruba sortieren die Analysten dagegen nur als Nischen-Player ein. Als Stärken des Silver-Peak-Angebots nennt Gartner einen leistungsfähigen Anwendungsbetrieb sowie die Optimierungsmöglichkeiten der Netzinfrastruktur. Zudem adressiere das Portfolio die kommenden Anforderungen auf Anwenderseite und lasse sich einfach und automatisiert bedienen. Lücken gebe es aber noch im Security-Bereich und bei den Cloud-Gateways.
Zukauf soll Edge-to-Cloud-Strategie beschleunigen
Silver Peak und Aruba könnten sich gut ergänzen. "Mit dieser Übernahme beschleunigen wir unsere Edge-to-Cloud-Strategie, um ein echtes verteiltes Cloud-Modell für alle Anwendungen und Daten bereitzustellen", sagte Antonio Neri, Präsident und CEO von HPE. Silver Peak bringe entscheidende Fähigkeiten mit, die Kunden bei der Modernisierung und Umgestaltung ihrer Netzwerke helfen würden.
HPE hatte 2018 angekündigt, rund vier Milliarden Dollar in den Ausbau von Lösungen für das Edge-Computing zu investieren. Ziel ist, eine Managementzentrale für hybride IT-Landschaften zu bauen, mit der sich Infrastrukturen vom Netzwerkrand, dem Edge, über die Cloud bis in das eigene Rechenzentrum steuern und verwalten lassen. Dafür hat der Anbieter erst vor kurzem weitere Service-Pakete aus seinem Greenlake-Portfolio vorgestellt sowie mit "Ezmeral" eine neue Softwareinitiative gestartet.
FAQ: Was Sie über SD-WANs wissen sollten
Vom SD-WAN-Zukauf verspricht sich HPE außerdem bessere Geschäfte. Das weltweite Geschäftsvolumen in diesem Segment soll sich von 2,3 Milliarden Dollar in diesem Jahr bis 2024 auf 4,9 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln, hieß es unter Berufung auf Analysten der 650 Group.