Hewlett Packard Enterprise (HPE) macht ernst mit seiner Ankündigung, sein gesamtes Portfolio in einem As-a-Service-Modell anzubieten. CEO Antonio Neri hatte den Strategieschwenk Mitte 2019 auf den Weg gebracht und versprochen, sämtliche Produkte des IT-Pioniers bis 2022 nutzungsabhängig in einem Pay-per-Use-Modell anzubieten.
Dreh- und Angelpunkt dieser Strategie ist HPEs Edge-to-Cloud-Plattform GreenLake. Damit sollen Unternehmen ihre hybriden IT-Infrastrukturen inklusive Workloads und Daten vom eigenen Rechenzentrum über die Cloud bis hin zum Netzwerkrand, dem sogenannten Edge, zentral orchestrieren und steuern können. HPE war mit GreenLake 2017 gestartet und baut seitdem die Plattform kontinuierlich aus.
Nachdem bereits weite Teile des Produktportfolios an GreenLake angebunden wurden, kommt nun ein weiterer wichtiger Building Block hinzu. HPE hat angekündigt, dass mit zusätzlichen Services für "Aruba Central" nun auch Netzwerkkomponenten und -management tiefer in die Plattform integriert werden. Als HPE und HP Inc. noch nicht getrennt waren, hatte der Konzern den Netzwerkspezialisten Aruba für etwa drei Milliarden Dollar übernommen. Das war 2015, im gleichen Jahr spaltete sich HP dann auf. Das Tochterunternehmen Aruba wurde HPE zugeschlagen.
Network as a Service (NaaS)
Mit "GreenLake for Aruba" baut HPE nun sein Network-as-a-Service-Portfolio (NaaS) aus. Mehr als 120.000 Kunden von Aruba könnten künftig via GreenLake Services bestellen und ihre Infrastruktur verwalten, verspricht der Anbieter.
Insgesamt hat HPE zwölf neue GreenLake-Dienste vorgestellt, davon allein acht Services für den Bereich Networking. As-a-Service sollen künftig verschiedene Wireless- und Wired-Dienste angeboten werden sowie SD-Branch als übergreifende Verwaltungsfunktion für die drahtlose und kabelgebundene WAN-Infrastruktur sowie UXI (User Experience Insight) als zentrales, Cloud-basiertes Dashboard, um Daten aus dem Netzwerkbetrieb zu monitoren. Diese Dienste sollen HPE zufolge den Beschaffungs- und Bereitstellungsprozess vereinfachen. Zudem könnten Kunden ihre Netzwerkausgaben besser an ihrem realen Bedarf ausrichten.
Neben den Netzwerkdiensten baut HPE seine GreenLake-Services mit folgenden Angeboten aus:
Mit "GreenLake for Block Storage" will HPE einen Block-Storage-as-a-Service anbieten, der Kunden 100-prozentige Datenverfügbarkeit in einem Cloud-Betriebsmodell garantieren soll. Per Self-Service-Bedienung könnten Geschäftsbereiche und Datenbank-Administratoren neue Anwendungen, Dienste und Projekte zügiger und flexibler bereitstellen. Durch das so genannte Intent-Based Provisioning lässt sich HPE zufolge dabei 98 Prozent der Zeit einsparen, die sonst für Konfiguration und andere administrative Tätigkeiten benötigt wird.
"Backup and Recovery" ist ein Backup-as-a-Service, den HPE speziell für die Anforderungen in hybriden Cloud-Umgebungen entwickelt hat. Der Hersteller verspricht: Kunden könnten damit ihre Daten schützen, Backups langfristig und kostengünstig in der Public Cloud speichern sowie Systeme schnell im eigenen Rechenzentrum wiederherstellen. Der HPE Backup and Recovery Service sei zudem jetzt für virtuelle Maschinen verfügbar, die auf heterogenen Infrastrukturen bereitgestellt werden. Die Konfiguration eines solchen Backup-Szenarios brauche lediglich drei Schritte und dauere weniger als fünf Minuten, hieß es. Darüber hinaus erweitert HPE seine Ransomware-Wiederherstellungslösungen um unveränderliche Datenkopien - im eigenen Rechenzentrum, auf AWS und in der Microsoft Azure Cloud.
HPE erweitert sein Angebot "GreenLake for High Performance Computing" um neue Technologien für KI- und ML-Initiativen. Beispielsweise könnten Anwender zusätzliche GPU-Optionen mit dem HPE Apollo 6500 Gen10 System nutzen. Dazu gehörten NVIDIA A100, A40 und A30 Tensor-Core-GPUs. Darüber hinaus bietet der neue Service NVIDIA NVLink eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen GPUs, die wie ein einziger robuster Beschleuniger zusammenarbeiten. Mit der High-Performance-Ethernet-Fabric "HPE Slingshot" sollen sich Hochleistungsnetzwerke bereitstellen lassen, die die höheren Anforderungen gerade bei datenintensiven und KI-Workloads erfüllen. Mehr Leistung beim Durchsatz für HPC- und KI-Anwendungen soll HPEs skalierbare Hochleistungs-Speicherlösung "Parallel File System Storage" bieten. Zudem sollen Kunden künftig auf einem niedrigeren Level ins High Performance Computing einsteigen können. HPE will kleinere Konfigurationen von zehn Knoten anbieten, mit denen Unternehmen Anwendungen testen und bei Bedarf weiter skalieren könnten.
"GreenLake Compute Ops Management" hat HPE bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Dabei handelt es sich um eine Cloud-native Verwaltungskonsole für den Zugriff, die Überwachung und die Verwaltung von Servern. Der Service automatisiert das Lebenszyklus-Management der Serverumgebung eines Kunden über alle Standorte hinweg. Aktuell stehe der Dienst für eine 90-tägige kostenlose Testphase zur Verfügung, meldete HPE. Ab Juni 2022 soll er zum Kauf angeboten werden.
Neben den funktionalen Erweiterungen von GreenLake feilt HPE auch an anderen Stellen seiner Plattform. Eine neue, vereinheitliche Nutzererfahrung soll den Zugriff auf alle Cloud-Dienste des HPE-Portfolios vereinfachen. Dazu zählen Single-Sign-on sowie Funktionen für Sicherheit, Compliance und Elastizität. Zudem erweitert HPE das Partner-Ökosystem rund um GreenLake.
Die Plattform sei jetzt auf den Cloud-Marktplätzen und E-Commerce-Plattformen von ALSO Group, Arrow Electronics, Ingram Micro und TD Synnex verfügbar, hieß es. Damit könnten über 100.000 Partner GreenLake nutzen, um ihren Kunden Cloud-Dienste anzubieten und bereitzustellen. Zu den Neuerungen gehörten ein Katalog mit vordefinierten Cloud-Diensten für die Marktplätze sowie Verbesserungen beim Automatisieren von Bestellung und Abrechnung.
HPE-CEO Antonio Neri verspricht bessere Datennutzung
Insgesamt sieht sich HPE mit GreenLake auf einem guten Weg. Im ersten Quartal 2022 sei der As-a-Service-Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr um 136 Prozent gestiegen. Der Annual Recurring Revenue - also der aufs Geschäftsjahr hochgerechnete Quartalsumsatz mit wiederkehrenden As-a-Service-Einkünften - habe bei knapp 800 Millionen Dollar gelegen.
"HPE war einer der ersten Anbieter einer Cloud-Plattform, die es Kunden ermöglicht, ihre Daten vom Edge bis zur Cloud zu verwalten und Erkenntnisse daraus zu gewinnen", betonte HPE-Chef Neri und verwies auf Einfachheit, Harmonisierung und Tiefe der Cloud-Services für die Steuerung hybrider IT-Infrastrukturen. "GreenLake ist die ideale Plattform für Kunden, die eine datenzentrierte Modernisierung vorantreiben wollen."