Der PC- und Druckerhersteller HP Inc. muss sparen und will in den kommenden Jahren zwischen 7000 und 9000 Mitarbeiter loswerden. Das kündigte der Konzern am 3. Oktober auf dem Securities Analyst Meeting (SAM) im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms an. Die Stellenstreichungen will das Management über die kommenden drei Jahre verteilen und mittels Frühverrentungen und Entlassungen durchsetzen. Damit könnte die etwa 55.000 Köpfe zählende Belegschaft um rund 16 Prozent schrumpfen.
Enrique Lores, der Ende Oktober 2019 den scheidenden Dion Weisler als President und CEO von HP Inc. ablösen soll, machte keinen Hehl daraus, wo seine Prioritäten liegen. "Wir sehen erhebliche Chancen, um Shareholder Value zu schaffen", sagte der Manager und sprach von mutigen und entschlossenen Maßnahmen, um das nächste Firmenkapitel aufzuschlagen. Lores kündigte an, Führungsstrukturen sowie die Arbeitsweisen des IT-Pioniers massiv verändern zu wollen. "Wir werden ein noch kundenorientierteres und digitales Unternehmen werden, das mit Innovation führt und zielgerichtet handelt."
Dem HP-Management geht es eigenen Angaben zufolge auch darum, das eigene Betriebsmodell zu vereinfachen. Mit dem Stellenabbau soll bis Ende des Geschäftsjahres 2022 eine Milliarde Dollar eingespart werden. Den gleichen Betrag kalkuliert der Hersteller als Kosten für das Restrukturierungsprogramm ein. 100 Millionen Dollar sollen noch im vierten Quartal 2019 verbucht werden, 500 Millionen Dollar im kommenden Fiskaljahr 2020 und der Rest zu gleichen Teilen auf die Geschäftsjahre 2021 und 2022 aufgeteilt werden. Neben den Einschnitten im Personalbereich kündigte HP Inc. an, sein Aktienrückkaufprogramm auszuweiten. Neben noch ausstehenden 1,7 Milliarden Dollar will der Konzern weitere fünf Milliarden Dollar in eigene Anteile investieren.
PC-Markt schwächelt
HP Inc. machen vielschichtige Probleme in seinen Kernmärkten zu schaffen. Zwar legte Gartner zufolge der weltweite PC-Markt im zweiten Quartal des laufenden Jahres wieder etwas zu. In den vorangegangenen Quartalen kauften Endverbraucher und Unternehmen jedoch deutlich weniger Rechner als in den Vergleichszeiträumen des Vorjahrs. Die Schwierigkeiten dürften mit der jüngsten Erholung nicht vorbei sein. So gehen die Experten nicht davon aus, dass sich die PC-Verkäufe langfristig und stabil erholen. Der jüngste Anstieg sei vielmehr darauf zurückzuführen, dass viele Unternehmen im Rahmen ihres Umstiegs auf Windows 10 auch neue Hardware anschaffen, konstatierte Gartner-Analyst Mikako Kitagawa. Microsoft stellt Mitte Januar 2020 den Support für das beliebte Vorgängersystem Windows 7 ein.
HP Inc. konnte in den Monaten April bis Juni 2019 weltweit knapp 14 Millionen PCs verkaufen, 2,6 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Damit kam der Konzern auf einen Marktanteil von 22,2 Prozent und lag Gartner zufolge auf Platz zwei im Markt-Ranking. Lenovo konnte seinen Absatz im Jahresvergleich um 15,9 Prozent steigern und brachte knapp 15,8 Millionen Rechner an den Mann. Das bedeutete einen Marktanteil von 25 Prozent für die Chinesen und damit Platz eins. Dell auf Rang drei verkaufte rund 10,7 Millionen Geräte (plus 2,1 Prozent) und erreichte einen Marktanteil von 16,9 Prozent. Im Gesamtjahr 2018 setzte HP Inc. global etwa 56,3 Millionen PCs ab. Das bedeutete gegenüber dem Vorjahr zwar ein leichtes Plus von 2,1 Prozent. Dennoch verlor der Konzern die Führung im weltweiten PC-Geschäft an Lenovo. Die Chinesen konnten ihren PC-Absatz um fast sieben Prozent auf rund 58,5 Millionen Geräte steigern. Insgesamt schrumpfte der Markt 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent auf knapp 259,4 Millionen verkaufte PCs.
Drittanbieter fahren Druckerherstellern in die Parade
Auch der weltweite Druckermarkt bleibt rückläufig. IDC zufolge verkauften die Hersteller im zweiten Quartal 2019 mit 22,2 Millionen Geräten 5,6 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. HP Inc. schnitt dabei mit einem Minus von 3,3 Prozent auf knapp 9,5 Millionen verkaufte Drucker noch vergleichsweise gut ab. Die anderen Top-five-Anbieter im Markt Canon, Epson, Brother und Kyocera beklagten noch größere Rückgänge. Dabei dürfte der rückläufige Gerätemarkt noch das kleinere Übel sein. Probleme bereitet den Herstellern vor allem das zunehmend schwierigere Geschäft mit Verbrauchsmaterialien, das in der Vergangenheit mit hohen Margen extrem lukrativ lief. Seit einigen Jahren drängen mehr und mehr Drittanbieter auf den Markt, die günstige Toner und Tinten anbieten.
Das schwierige Marktumfeld spiegelt sich in den Geschäftszahlen wider. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2019, das mit dem Juli endete, verbuchte HP Inc. einen im Vergleich zum Vorjahresquartal stagnierenden Umsatz von 14,6 Milliarden Dollar. Das Ergebnis von knapp 1,2 Milliarden Dollar (Vorjahr 880 Millionen Dollar) rettete ein Steuervorteil. Der Gewinn vor Steuern brach von einer Milliarde Dollar im dritten Fiskalquartal 2018 auf aktuell 248 Millionen Dollar ein. Schon im August sagte der scheidende CEO Weisler, er sei zuversichtlich, dass der Konzern die richtigen Maßnahmen ergreife, um HP richtig für die Zukunft zu positionieren.
Dabei ist es längst nicht das erste Mal, das HP versucht sich neu aufzustellen. 2015 hatte sich der Konzern in zwei Teile aufgespalten - HP Enterprise (HPE) übernahm das Server- und Enterprise-Geschäft, HP Inc. das angestammte PC- und Drucker-Business. Im Zuge der Teilung mussten 30.000 Mitarbeiter ihren Hut nehmen, nachdem bereits in den Jahren zuvor über 50.000 Stellen gestrichen worden waren. Auch danach ging der Schrumpfkurs weiter. Ein Restrukturierungsprogramm der vergangenen Jahre kostete bei HP Inc. rund 5000 Jobs. Nun könnten weitere 9000 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen. Und dabei muss es nicht bleiben. Es wäre nicht das erste Mal bei HP, dass sich die Zahl den angekündigten Stellenstreichungen im Nachhinein noch erhöht.