Hewlett-Packard geht auch als zweigeteiltes Unternehmen schwierigen Zeiten entgegen. HP Enterprise (HPE) und HP Inc. haben gestern das letzte gemeinsame Geschäftsergebnis veröffentlicht und zudem einen Ausblick auf das Anfang November 2015 gestartete neue Geschäftsjahr gegeben. Es zeigte sich, dass insbesondere die auf PCs und Drucker konzentrierte HP Inc. weiter mit Problemen zu kämpfen hat. Hintergrund ist die anhaltende Schwäche im PC-Markt: Unternehmen und Privatkunden investieren verstärkt in mobile Endgeräte - und hier ist HP schlecht aufgestellt.
Siehe auch Berichterstattung zur Konzernspaltung von HP:
Schwache zahlen der HP Inc.
Dion Weisler, CEO der HP Inc., spricht von einer schwierigen Marktdynamik": Printer- und PC-Verkäufe waren im vierten Geschäftsquartal 2015 (Ende: 31. Oktober) um 14 Prozent abgerutscht. Sowohl für das laufende erste Quartal als auch für das gesamte nächste Geschäftsjahr nahm Weisler die Ergebnisziele zurück und kündigte beschleunigte Kostensenkungs-Maßnahmen an. Die aus dem HP-Gesamtergebnis herausgerechneten Umsätze der HP Inc. beliefen sich auf 12,7 Milliarden Dollar - damit wurden selbst die konservativen Einschätzungen der Analysten, die von 12,9 Milliarden Dollar ausgegangen waren, untertroffen.
Mehr Entlassungen, und dann noch früher als geplant
Eigentlich wollte sich HP Inc. für die Entlassung von rund 3300 Mitarbeitern drei Jahre Zeit nehmen. Nun soll der Aderlass bereits innerhalb eines Jahres erfolgen. Außerdem denkt das Unternehmen über darüber hinausgehenden Personalabbau nach. "Natürlich schauen wir dabei vor allem auf die Bereiche im Unternehmen, die nicht umsatzrelevant sind", sagte Weisler. Geht es um das kommende Geschäftsjahr, ruhen seine Hoffnungen vor allem auf dem Einstieg in das 3D-Print-Business, der für 2016 geplant ist.
Konsolidierter HP-Umsatz neun Prozent unter Vorjahr
Meg Whitman, vormals CEO von HP insgesamt und nunmehr Chefin der HP Enterprise, unterstützte Weisler dabei, zum letzten Mal Quartalszahlen des Gesamtkonzerns zu präsentieren. Und die fielen mau aus: Der Umsatz von HPE und HP Inc. zusammengenommen belief sich auf 25,7 Milliarden Dollar und lag damit nicht nur um neun Prozent unter dem Vorjahreswert, sondern auch unter dem, was die Finanzanalysten an der Wallstreet erwartet hatten (26,5 Milliarden Dollar). Im gesamten Geschäftsjahr erzielte das Unternehmen Einnahmen von 103,4 Milliarden Dollar, ein Minus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Immerhin: Währungsbereinigt liegt der Umsatzrückgang nur bei zwei Prozent.
HPE in besserem Zustand
Für Whitmans Unternehmensbereich HPE laufen die Geschäfte derzeit besser. Für die Chefin liegt die Herausforderung darin, Kunden auch im Cloud-Zeitalter zu halten, zumal Cloud-Infrastrukturen meist auf hochskalierbarer Billighardware aufsetzen. Die Gewinnmargen für HPE dürften hier also dünner werden.
Anders als IBM, das spätestens mit der SoftLayer-Übernahme unterstrichen hatte, im Public-Cloud-Business gegen Amazon Web Services (AWS) und Microsoft anzutreten, hat HPE den Versuch, mit einer weltweiten Public-Cloud-Infrastruktur gegenzuhalten, wieder aufgegeben. Im Public-Cloud-Bereich arbeitet das Unternehmen mit Partnern - insbesondere mit Microsoft - zusammen, ansonsten konzentriert es sich auf Private- und Hybrid-Cloud-Umgebungen in den Anwenderunternehmen selbst.
Whitman glaubt, dass sich Unternehmen auf Dauer nur in begrenztem Umfang in die Public Cloud begeben werden. Deshalb werde es weiter einen Markt für Enterprise-Hardware für Endkunden geben. Gleichzeitig will HPE aber auch Cloud-Provider mit Low-Cost-Servern bedienen. Diese Anstrengungen tragen laut Whitman erste Früchte: Im abgeschlossenen Quartal seien die Umsätze mit solchen Intel-Servern um fünf Prozent gestiegen.
- Die Story von Hewlett-Packard
Hewlett-Packard (HP) durchlebt seit drei, vier Jahren sehr stürmische Zeiten. Das liegt nicht nur an Verschiebungen auf dem Markt und starkem Wettbewerb, sondern auch an der Sprunghaftigkeit sowie Fehlentscheidungen im Topmanagement und in der Unternehmensstrategie. Allerdings hat der Konzern seit seiner Gründung bereits erfolgreich eine respektable Metamorphose durchgemacht. - 1939: In der Garage fing alles an
In der mittlerweile wohl berühmtesten Garage der Welt findet Hewlett-Packard 1939 seinen Anfang. Damals gründen Bill Hewlett und David Packard ihr Unternehmen und schrauben neben ihren eigentlichen Jobs in der Garage gleich auf dem Grundstück in Palo Alto, auf dem sie wohnen, einen Tongenerator zusammen. Sie legen damit unbewusst den Grundstein für das Silicon Valley, die vielbeachtete Hightech-Region in Kalifornien. - Die Walt Disney Studios zählen zu den ersten Kunden ...
... und kaufen gleich acht Oszillatoren HP200B, um ein innovatives Tonsystem für den Film "Fantasia" zu entwickeln. - 1957: Der Gang an die Börse mit Messtechnik
1951 erfindet HP mit dem 524A ein Hochgeschwindigkeits-Frequenzmessgerät. Damit ist technisch die Grundlage für das Analysegeschäft gelegt. Fünf Jahre später baut das Unternehmen sein erstes Oszilloskop. 1957 geht HP an die Börse. Eine Aktie kostet 16 Dollar. (In Frankfurt wurde die HP-Aktie am 30. April 2013 für knapp 15,50 Euro gehandelt.) - 1959: Produktion in Deutschland
Die erste Produktion außerhalb der USA baut HP 1959 in Deutschland auf. Hier hat das amerikanische Unternehmen die meisten Kunden im europäischen Geschäft. Die Standortentscheidung für Baden-Württemberg ist angeblich eine Entscheidung gegen Bayern: In München soll ein Ministeriumsvertreter bei Gesprächen mit Bill Hewlett die bayerische Lebensart mit deftiger Brotzeit und Bier allzu sehr gelobt haben. Der Amerikaner war aber mehr an Produktivität als an Lebensgenuss interessiert und entschied sich deshalb für das als tüchtig und arbeitsam geltende Schwaben. - 1962: Böblingen verantwortet das Softwaregeschäft
Der nächste Umzug steht im Jahr 1962 an: Über 150 Mitarbeiter ziehen in das HP-eigene Werk in der Herrenberger Straße, an der noch heute der Sitz der deutschen Tochter liegt. Im Jahr 1963 wächst die technologische Bedeutung der deutschen GmbH: Böblingen baut eine Entwicklungsabteilung auf. - 1966: Marktpremiere des ersten HP-Computers
1967 zeigt HP Deutschland, dass das Unternehmen nicht nur technologisch an der Spitze stehen will und führt als internationaler Vorreiter flexible Arbeitszeiten ein. Stechuhren haben ausgedient, auch in der Produktion. In den USA führt HP ein solches Arbeitszeitmodell erst sechs Jahre später ein. - 1972: Der Taschenrechner hält Einzug
Mit dem HP-35 bringt Hewlett-Packard 1972 den ersten wissenschaftlichen Taschenrechner der Welt auf den Markt, zwei Jahre später kommt der erste programmierbare Taschenrechner dazu, der HP 65. - 1977: Miniaturisierung mit dem HP-01
n der Elektronik treibt HP die Miniaturisierung voran und bringt 1977 eine Art Personal Digital Assistant fürs Handgelenk heraus: Die HP-01 trägt sich wie eine Armbanduhr, zeigt aber nicht nur die Uhrzeit an, sondern dient auch als Taschenrechner und Kalender. - 1980: Der erste Personal Computer HP 85
Im Jahr 1980 bringt HP seinen ersten Personal Computer auf den Markt, den HP 85. Mit kleinem Bildschirm und schmalem Druckwerk erinnert er noch stark an eine Schreibmaschine. Für die deutsche Tochtergesellschaft gewinnt das Softwaregeschäft an Bedeutung: Die GmbH übernimmt die Verantwortung für Entwicklung und Vermarktung von Anwendungssoftware im CAD/CAM-Bereich und behält sie auch bis zur Abspaltung des Geschäftsbereichs im Jahr 2000. - 1988: Die fetten Druckerjahre kommen
Ab 1988 beliefert Hewlett Packard mit seinem Tintenstrahldrucker HP DeskJet den Massenmarkt, ab 1991 auch mit einem Farbdrucker, dem DeskJet HP 500C. - 1993: Jörg Menno Harms prägt HP Deutschland
Im Jahr 1993 übernimmt Jörg Menno Harms den Vorsitz in der Geschäftsführung der HP GmbH. Bis heute ist er dem Unternehmen verbunden und hat den Vorsitz des Aufsichtsrats inne. Die ersten x86-Server von HP kommen unter dem Namen ProLiant auf den Markt. - 1998: Jordana - der erste PDA
Mit dem HP Jornada PDA baut Hewlett-Packard 1998 seinen ersten echten Personal Digital Assistant. - 2001: Fusion mit PC-Hersteller Compaq
Eine weitere Änderung äußert sich 2001 in der Gründung von HP Services. Der Computerhersteller will stärker auch mit Dienstleistungen Geld verdienen und bietet jetzt Consulting, Outsourcing, Support und Solution Deployment Services an. Das Internet und elektronische Dienstleistungen bilden den Kern der neuen HP-Strategie. Nach dem Abschluss der Übernahme von Compaq geht auch in Deutschland das neue Unternehmen HP am 3. Mai an den Start. - 2004: Geschäftsfeld IT-Services wird ausgebaut
Das Unternehmen erweitert sein Angebot für Privatanwender um digitale Unterhaltungstechnik vom Fotodrucker bis zum Personal Media Drive. Im selben Jahr macht HP einen großen Schritt in Richtung Dienstleister und schließt zum 1. April 2004 die Akquisition von Triaton ab, dem von ThyssenKrupp ausgegründeten IT-Dienstleister des Stahlkonzerns. - 2005: HP feuert Fiorina und holt Mark Hurd
Der Verwaltungsrat entlässt 2005 die Konzernchefin Carleton Fiorina. Ihr Compaq-Deal bleibt umstritten. Ihr Versuch, Konkurrenten wie Dell im unteren und IBM im oberen Leistungsbereich des IT-Geschäfts anzugreifen, gilt als wenig erfolgreich. Ihr Nachfolger wird Mark Hurd, Chef der NCR Corporation. - 2008: EDS-Übernahme macht HP zum Servicegiganten
Mit dem Zukauf von einer ganzen Reihe an Unternehmen will HP sein Geschäft in den Bereichen Software und Services stärken. 2008 übernimmt HP schließlich für 13,9 Milliarden Dollar den IT-Dienstleister EDS, nach der Compaq-Übernahme der zweitgrößte Deal der Unternehmensgeschichte. EDS beschäftigte damals knapp 120.000 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 21,3 Milliarden Dollar erwirtschafteten. HP wird damit im Dienstleistungsgeschäft zu einem absoluten Schwergewicht mit 210.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 38 Milliarden Dollar. - 2009: HP kauft den Networking-Spezialisten 3Com
Seine Netzwerkkompetenz baut HP schließlich 2009 durch die Akquisition der 3Com Corporation aus. In Deutschland übernimmt zum 50-jährigen Bestehen der HP GmbH Volker Smid den Vorsitz in der Geschäftsführung. Er leitet bis heute die Deutschland-Tochter. - 2011: eBay-Chefin Meg Whitman übernimmt das Ruder
Der Verwaltungsrat ist gegen Apotheker und holt eBay-Chefin Meg Whitman. Seit dem 22. September 2011 ist sie CEO von HP. Sie geht einen anderen Weg, sieht das Hardwaregeschäft als wichtiges Standbein. Mittlerweile hat sie HP einen harten Sparkurs verordnet. Die Geschäftszahlen für 2012 waren noch katastrophal: Bei einem Umsatz 120,4 Milliarden Dollar machte HP einen Verlust von 12,7 Milliarden Dollar. - 2013: Das PC-Geschäft bricht ein
Unter Whitman will HP wieder in die technologische Offensive gehen. Neue Produkte rund um Cloud Computing, Big Data und Analytics sollen helfen, das Runder herumzureißen. Sie sollen das wegbrechende PC-Geschäft kompensieren helfen. HP ist zwar noch Marktführer, doch die PC-Verkäufe sind im ersten Quartal 2013 um fast 24 Prozent abgesackt. - 2014: Die Aufspaltung kommt
Anfang Oktober 2014 nimmt der einstige Branchenprimus Anlauf für den finalen Befreiungsschlag: Bis November 2015 soll der Konzern durch einen Aktiensplitt aufgeteilt werden in HP Inc. als Anbieter von Personal Computern und Drucker sowie in Hewlett-Packard Enterprise (HPE) mit Unternehmenslösungen für Infrastruktur, Software und Services. - 2015: Neues Enterprise-Logo
Im April stellt Hewlett-Packard Enterprise sein neues Logo vor.
Restrukturierung bei HPE geht weiter
HPE hatte im September angekündigt, rund 30.000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Im Zuge einer Restrukturierung will sich der Konzern aus wenig einträglichen Geschäften, etwa einfachen IT-Services, zurückziehen und sich auf profitablere Bereiche, darunter IT-Sicherheit, fokussieren. Bei den Analysten kam es gut an, dass HPE seine Ertragsziele für 2016 aufrechterhalten will. Auch die Einnahmen dieses Unternehmensbereichs fielen im abgelaufenen vierten Quartal 2015 besser als erwartet aus: Sie lagen bei 14,1 Milliarden Dollar, während die Wallstreet-Analysten lediglich 13,5 Milliarden vorhergesagt hatten.
Börse straft HP Inc. ab
Während die Aktie der HP Inc. nach Bekanntgabe der Ergebnisse und der Pläne für 2016 an der Wallstreet nachbörslich um rund acht Prozent einbüßte, hielt sich die HPE-Aktie mit minus 1 Prozent wacker. Kein Wunder: HP Inc. musste die Vorhersage des Ertrags je Aktie für das angelaufene Geschäftsjahr auf einen Wert zwischen 1,59 und 1,69 Dollar je Anteil nach unten korrigieren. Vorher war die Finanzwelt durchschnittlich von 1,71 Dollar je Aktie ausgegangen.