Trotz Entlassungen Schluck aus der Pulle

Hohe CEO-Bezüge bringen Googlers in Rage

08.05.2023
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Während die Beschäftigten über Kostensenkungsprogramme stöhnen, kassierte Google-CEO Sundar Pichai im vergangenen Jahr 226 Millionen Dollar – Aktienprämie inklusive. Das sorgt für Unruhe.
Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Google kritisieren das hohe Einkommen von CEO Sundar Pichai in Zeiten der Krise.
Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Google kritisieren das hohe Einkommen von CEO Sundar Pichai in Zeiten der Krise.
Foto: Google

Die Beschäftigten von Google kritisieren ihren Vorstand dafür, dass er die Kosten im Unternehmen senkt und 12.000 Stellen streicht, gleichzeitig aber dem CEO Pichai stolze 226 Millionen Dollar auszahlt, anstatt hier ein Zeichen zu setzen. Auch der beschlossene Aktienrückkauf im Wert von 70 Milliarden Dollar, zieht den Zorn der Mitarbeitenden auf sich, wie CNBC berichtet. Die jüngste Vergütung macht Pichai zu einem der bestbezahlten CEOs in den USA.

In den Wochen seit der Bekanntgabe von Pichais Jahressalär haben sich dem US-Sender zufolge die Google-internen Plattformen und Foren mit Kommentaren gefüllt, in denen die Management-Vergütung heftig kritisiert wurde. Einige Mitarbeiter monieren auch den geplanten Aktienrückkauf, der in diesem Jahr trotz Sparmaßnahmen erneut auf dem Niveau von 2022 liegen soll.

Pichai erhielt Aktien im Wert von 218 Millionen Dollar

Wie Unterlagen der US-Börsenaufsicht SEC zeigen, hat Pichai im vergangenen Jahr den größten Teil seiner Bezüge in Form einer Aktienprämie in Höhe von 218 Millionen Dollar erhalten. Diese Auszahlung fällt beim Internet-Konzern turnusmäßig alle drei Jahre an. Das letzte Mal, im Jahr 2019, betrug sie 276,6 Millionen Dollar und Pichai konnte satte 280,6 Millionen Dollar einstreichen.

Die weiteren acht Millionen Dollar, die Pichai 2022 erhielt, setzen sich aus zwei Millionen Dollar Grundgehalt und sechs Millionen Dollar für seine persönliche Sicherheit zusammen. Im Jahr 2021 hatte Pichai 6,3 Millionen Dollar erhalten, bestehend aus einem Gehalt von zwei Millionen Dollar und 4,3 Millionen Dollar an anderen Vergütungen.

Tim Cook, hier bei der Eröffnung des Apple Store in South Reno, zeigte sich in Sachen Gehaltsforderungen sensibler.
Tim Cook, hier bei der Eröffnung des Apple Store in South Reno, zeigte sich in Sachen Gehaltsforderungen sensibler.
Foto:

Die Diskussion wird bei Google auch deshalb so hitzig geführt, weil Apple-Chef Tim Cook im Januar für das neue Jahr 2023 auf Wunsch vieler Aktionäre einer Kürzung seiner Gesamtvergütung für 2022 um 40 Prozent zugestimmt hatte. Cook wird insgesamt 49 Millionen Dollar erhalten, 2022 hatte er noch Aktien im Wert von 83 Millionen Dollar plus zwölf Millionen Dollar in Form von Incentives und drei Millionen als Grundgehalt bekommen. Hinzu kamen Zuwendungen für die Altersvorsorge, Aufwendungen für Sicherheit, das Privatflugzeug und anderes.

Den Beschäftigten wurde ein Sparprogramm verordnet

Mehr als ein Dutzend Memes von Mitarbeitenden füllen laut CNBC die internen Diskussionsforen von Google, viele davon erhielten mehrere hundert Likes. Kritisiert wird etwa eine Mitteilung von Finanzchefin Ruth Porat, die in einer unternehmensweiten E-Mail geschrieben hatte, das Unternehmen werde für mehrere Jahre die Dienstleistungen für Mitarbeitende kürzen. Dem US-Sender zufolge betreffen die Einsparungen Mitarbeiter-Laptops, Spesen, Fitnesskurse und auch die Angebote in den internen Cafés.

Die Verärgerung richtet sich auch gegen Googles Plan, Aktien im Wert von 70 Milliarden Dollar zurückzukaufen, um Kurskosmetik zu betreiben. Für die Beschäftigten ist das ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen über genügend Barmittel verfügt, um seinen Betrieb wie bisher am Laufen zu halten und seine Investitionen zu decken. Ein Meme, das mehr als 700 Likes bekam, lautet: "70 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe zeigen, dass wir externe Aktionäre mehr respektieren als Googler." (hv)