Selbstständige mit einem Uni- oder Fachhochschulabschluss stehen mit einem Stundensatz von 96 Euro, verglichen mit ihren nicht-akademischen Kollegen, deutlich besser da. Die Nürnberger Projektplattform freelancermap hat in einer weiteren Auswertung des "Freelancer-Kompass 2020" ermittelt, wie der Bildungsgrad den Berufsalltag von Selbstständigen in der IT- und Engineering-Branche formt. An der Studie nahmen insgesamt über 1800 Freelancer, Selbstständige und Freiberufler teil.
Bevor Freelancer überhaupt den Schritt ins eigene Business machen, bedarf es finanzieller Sicherheit. Bemerkenswert ist, dass Uni- und FH-Abgänger mit 26.000 Euro wesentlich mehr Geld ansparen, um ins freie Projektgeschäft einzusteigen als ihre Kollegen ohne Hochschulabschluss. Freiberufler ohne akademischen Grad wagen den Schritt bereits mit einem Eigenkapital von knapp 15.000 Euro.
Studium bringt höheren Stundensatz
Für die Freelancer mit Universitäts- oder Fachhochschulreife zahlt sich die Studienzeit jedoch in barer Münze aus. Die Kasse klingelt bei mittlerweile selbstständigen Uni- oder FH-Absolventen lauter als bei ihren Kollegen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss. Im Schnitt setzen sie ihren Stundensatz bei 96 Euro an, während Freelancer ohne erfolgreich beendetes Studium durchschnittlich neun Euro weniger pro Stunde fordern.
Obwohl freie Akademiker im Schnitt eine Stunde weniger pro Woche arbeiten, summiert sich diese Differenz im Stundensatz im Laufe der Zeit zu ihren Gunsten auf. Sie verdienen im Monat durchschnittlich 6000 Euro netto und im Durchschnitt monatlich rund 200 Euro mehr als selbstständige Experten ohne höheren Abschluss. Mehr Geld macht aber nicht automatisch glücklicher, wie sich auch bei Freelancern zeigt. Die IT-Freiberufler ohne akademischen Grad sind laut Studie etwas zufriedener mit ihren Einkommen als ihre höher qualifizierten Kollegen.
Nicht-Akademiker gehen früher in Rente
Arbeit und Wochenende trennen akademische IT-Selbstständige der Erhebung zufolge strikter als ihre Counterparts, denn nur 29 Prozent unter ihnen widmen sich auch am Wochenende ihrem Job. Unter den Spezialisten ohne weiterführenden Abschluss sind hingegen etwas mehr als ein Drittel auch am Samstag oder Sonntag in Sachen Projektarbeit aktiv.
Auch was den Urlaub betrifft, gönnen sich selbstständige Uni- oder FH-Absolventen mit 27 Tagen zwei freie Tage mehr pro Jahr. Aber ebenfalls interessant: Freelancer ohne Abschluss geben ihren Beruf schon mit 64 Jahren auf, für ihre Kollegen beginnt der Ruhestand durchschnittlich erst ein Jahr später.
Innovationen brauchen keinen Abschluss
Thomas Maas, CEO von freelancermap, ordnet ein: "Alles in allem zeigen die Auswertungen, dass Universitäts- und Fachhochschul-Absolventen sehr gut verdienen, sogar überdurchschnittlich laut dem Freelancer-Kompass 2020. Aber auch ohne Abschluss zeigt sich, dass freie Experten auf ein gutes Einkommen blicken und damit auch zufriedener sind.
Klar ist aber auch, dass Unternehmen, die aktuell gezwungenermaßen die Digitalisierung über alle Ebenen vorantreiben müssen, kaum an IT-Freelancern vorbeikommen. Sie bündeln fundiertes Branchenwissen mit praktischer Erfahrung und können oft renommierte Projekte und Auftraggeber vorweisen. Sind diese Grundlagen geschaffen und weitreichende Kompetenzen vorhanden, spielt es kaum eine Rolle, ob Freelancer studiert haben oder nicht, denn: Innovationen brauchen keinen Abschluss."