Nur noch 55,2 Millionen Desktop-PCs, Laptops, Macs und Chromebooks wurden laut Gartner weltweit in den Monaten Januar bis März 2023 abgesetzt. Damit sind die Lieferzahlen gegenüber der Vorjahresperiode um 30 Prozent geschrumpft. Schon im vorhergehenden vierten Quartal 2022 waren die Verkaufszahlen um 28,5 Prozent auf weltweit 65,3 Millionen abgesetzte Geräte eingebrochen.
Derzeit trifft ein Überangebot auf geringe Kaufbereitschaft. Privatkunden halten sich genauso zurück wie Unternehmen. Vor allem kleine und mittelständische Betriebe tun sich derzeit mit Hardwareanschaffungen schwer. Viele haben sich während der Pandemie eingedeckt und halten aus Kosten- und Nachhaltigkeitsgründen länger an ihren Geräten fest. "Der Preisdruck hat sich im Laufe des Quartals zugespitzt, da manche Hersteller Preisnachlässe bieten, um ihre Lager leer zu bekommen", konstatiert Mikako Kitagawa, Director Analyst bei Gartner. Geräte, die sich schon länger in den verschiedenen Vertriebskanälen befänden, seien oft billiger zu haben.
PC-Hersteller wollen ihre Margen schützen
Andererseits dürften die Preise für brandneue Rechner, die erst jetzt in den Channel gelangen, weiter hoch bleiben. Gartner begründet das damit, dass die Hersteller infolge der anhaltenden Inflation genauso wie ihre Kunden mit gestiegenen Kosten zu kämpfen hätten. "Unterm Strich verfolgen die PC-Anbieter eher die Strategie, ihre Margen zu schützen, als durch Preissenkungen Marktanteile zu gewinnen", sagt Kitagawa. Auch in diesem Jahr würden deshalb die Durchschnittspreise wohl moderat steigen, da die Anbieter ihre höheren Kosten an die Endkunden weitergäben.
Im Ranking der Anbieter hat sich nicht viel getan. Auffällig ist aber, dass sich auch Apple der Krise nicht entziehen kann. Der zuvor weniger belastete Anbieter musste im abgelaufenen Quartal ein Minus bei den ausgelieferten Stückzahlen von 34,2 Prozent verkraften, heißt es bei Gartner. Nur für Acer (minus 36,3 Prozent) lief es noch schlechter. Abgesehen von HP (minus 24,2 Prozent) verloren allerdings alle anderen Wettbewerber, einschließlich Marktführer Lenovo, ebenfalls über 30 Prozent bei den Absatzzahlen.
Gartner weist darauf hin, dass HP nun bereits im siebten Quartal nacheinander zweistellig bei den ausgelieferten Stückzahlen verloren hat. Vor allem im Großraum Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) tue sich das Unternehmen schwer. Etwas besser laufe es für Dell, obwohl auch dieser Anbieter bereits seit vier Quartalen rückläufige Verkaufszahlen melde. Vor allem im asiatischen Raum hat Dell derzeit Probleme.
Generell laufen die PC-Geschäfte in den USA etwas besser als in der Emea-Region: Während der PC-Markt jenseits des Atlantiks um 25,8 Prozent einbrach, ging es in Emea sogar um 35,9 Prozent bergab. "Die Auswirkungen von politischen Unruhen, Inflationsdruck, Zinserhöhungen und einer drohenden Rezession haben zu einem massiven Rückgang des PC-Marktes im Großraum Emea geführt", bilanziert Kitagawa. "Keiner der sechs größten Anbieter war dagegen gefeit, alle verloren im Jahresvergleich mehr als ein Drittel ihres Liefervolumens."
Auch der Smartphone-Markt schrumpft
Ebenfalls nicht rosig, aber doch deutlich besser als die PC-Geschäfte läuft der Smartphone-Absatz. Hier berichten die Analysten von IDC, die ausgelieferten Stückzahlen seien im ersten Quartal 2023 um 14,6 Prozent auf 268,6 Millionen Geräte zurückgegangen. Auch hier leiden die Anbieter nun bereits seit sieben Quartalen unter der Kaufzurückhaltung der Konsumenten, die den Marktforschern zufolge auf die hohe Inflation und makroökonomische Unsicherheiten zurückzuführen ist.
"Die Branche durchläuft derzeit eine Phase der Bestandsbereinigung und -anpassung", sagt Nabila Popal, Research Director im Worldwide Tracker-Team von IDC. Die Anbieter seien eher vorsichtig und legten es nicht darauf an, ihre Bestände in den Vertriebskanälen aufzustocken, nur um vorübergehende Marktanteile zu gewinnen.
IDC ist optimistisch, dass sich die Lage bis Ende des Jahres wieder entspannen wird, aber: "Es liegen noch harte drei bis sechs Monate vor uns", sagt Popal. "Wenn keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, erwartet IDC, dass der Markt im dritten Quartal ins Plus zurückkehrt und bis zum Weihnachtsquartal ein gesundes zweistelliges Wachstum verzeichnet."
Grund für Optimismus
Ryan Reith, Group Vice President im Worldwide Tracker-Team von IDC stellt nach Gesprächen mit Anbietern und Zulieferern fest: "Positiv zu vermerken ist, dass die Branche anscheinend kollektiv das Vertrauen gewinnt, Ende dieses Jahres und dann bis weit in das Jahr 2024 hinein eine Rückkehr zum Wachstum zu erleben. Der Wettbewerb sei derzeit im mittleren und unteren Marktsegment besonders stark ausgeprägt - dort, wo mit geringen Gewinnspannen kalkuliert werden müsse. Doch es gebe Anzeichen dafür, dass auch in dieser Gruppe der Optimismus wachse.
Sowohl der PC- als auch der Smartphone-Markt dürften 2024 über dem Berg sein, bestätigen die Analysten von Gartner. Die Geschäfte mit Laptops sollen dann wieder um 10,4 Prozent, die mit Desktop-PCs um 5,9 Prozent anziehen. Insgesamt bedeutet das für den PC-Markt ein Plus von 9,2 Prozent auf 273 Millionen verkaufte Einheiten. Die Smartphone-Verkäufer sollen in ähnlicher Größenordnung (9,1 Prozent) zulegen, hier werden im nächsten Jahr laut Gartner-Prognose 1,33 Milliarden Geräte abgesetzt. (hv)