SAP-Absturz

Hasso Plattner kauft - Marc Benioff lästert

27.10.2020
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der Börsenabsturz SAPs hinterlässt Spuren. Während sich Gründer Hasso Plattner mit Aktien eindeckt, reagiert die Konkurrenz dünnhäutig. Salesforce-Chef Marc Benioff nannte die Probleme hausgemacht und spekulierte über Führungsprobleme in Walldorf.

Der Crash der SAP-Aktie sorgt für etliche Nachbeben. Nachdem der deutsche Softwarekonzern am Montag seine Wachstumsziele kassiert hatte, brach der Kurs um über ein Fünftel ein und pulverisierte damit einen Marktwert von über 30 Milliarden Euro. Doch der Sturz des Papiers auf teilweise unter 100 Euro und damit den niedrigsten Stand seit April dieses Jahres rief auch die Spekulanten auf den Plan.

Bei SAP hängt der Haussegen schief - kein Wunder angesichts der gekappten Wachstumsziele und dem Börsenabsturz.
Bei SAP hängt der Haussegen schief - kein Wunder angesichts der gekappten Wachstumsziele und dem Börsenabsturz.
Foto: SAP SE

SAP-Gründer und Chef das Aufsichtsrats Hasso Plattner nutzte die Gunst der Stunde und deckte sich mit SAP-Aktien im Wert von rund 250 Millionen Euro ein. Plattner ist mit einem Anteil von knapp sechs Prozent nach wie vor der größte Einzelaktionär, vor seinem Kollegen und Mitgründer Dietmar Hopp, der etwa fünf Prozent am größten deutschen Softwarehersteller hält. Neben Plattner haben auch SAP-CEO Christian Klein und Finanzchef Luca Mucic zugeschlagen - allerdings in einem deutlich geringeren Volumen von gut 100.000 und 75.000 Euro.

SAP-Gründer Hasso Plattner hat zugeschlagen und für fast eine Viertelmilliarde Euro SAP-Papiere gekauft.
SAP-Gründer Hasso Plattner hat zugeschlagen und für fast eine Viertelmilliarde Euro SAP-Papiere gekauft.
Foto: SAP

Bedeckt hält sich noch Paul Singer: Der für seine rüden Methoden berüchtigte Lenker des Hedgefonds Elliott hatte im April 2019 rund 1,2 Milliarden Euro in SAP-Aktien investiert. Der Einstieg der "Heuschrecke" wurde damals mit gemischter Resonanz aufgenommen. Singer ist bekannt dafür, Renditen unnachgiebig einzufordern und nicht gerade zimperlich mit den Managern von Beteiligungsunternehmen umzuspringen, wenn diese nicht liefern. Konzerne wie Bayer, Thyssenkrupp und Uniper können ein Lied davon singen.

Wer den Schaden hat, …

Mit Häme reagierte unterdessen die Konkurrenz auf den Absturz SAPs. Marc Benioff, Gründer und CEO von Salesforce, bezeichnete die Probleme des Rivalen als hausgemacht. "Sie haben die Möglichkeiten der Cloud nicht gut für sich genutzt", sagte der Manager gegenüber Bloomberg TV. Die Probleme träfen einzig und allein auf SAP zu, wies Benioff Spekulationen um mögliche Probleme auch bei Salesforce von sich.

Von seiner sonst gerne zur Schau gestellten Lockerheit ist derzeit bei Salesforce-Chef Marc Benioff wenig zu spüren.
Von seiner sonst gerne zur Schau gestellten Lockerheit ist derzeit bei Salesforce-Chef Marc Benioff wenig zu spüren.
Foto: Salesforce / Jakub Mosur Photography

Benioff spekulierte auch darüber, dass SAP möglicherweise ein Management-Problem habe. Der Wechsel von Bill McDermott im Herbst vergangenen Jahres und die überraschende Auflösung der Doppelspitze im April 2020 mit dem Abgang von Jennifer Morgan sei ausgesprochen holprig über die Bühne gegangen. Die damit verbundene Unruhe spiegele sich nun in der Umsatzentwicklung wider.

Benioff selbst hat seit Mitte Oktober in mehreren Paketen eigene Salesforce-Aktien verkauft - insgesamt 135.000 Papiere für über 34 Millionen Dollar. Die letzte Tranche im Wert von 7,4 Millionen Dollar ging am 26. Oktober auf den Markt - dem Tag, an dem SAP einbrach. Der Kurs, zu dem Benioff seine Papiere zuletzt losschlug, lag bei 245 Dollar. Zwei Wochen vorher hatte die Salesforce-Aktie noch bei 260 Dollar gestanden.