Musk cancelt Twitter-Deal

Gute Bots, schlechte Bots

11.07.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Wegen Differenzen über den Anteil an Fake- und Spam-Accounts auf der Plattform hat Elon Musk die Übernahme von Twitter aufgekündigt. Doch was sind Spam-Bots und warum stellen sie ein Problem für Musk dar?
Wie weiß ist Twitters Weste wirklich? Ein nach dem Rückzug von Elon Musk drohendes Gerichtsverfahren könnte das klären.
Wie weiß ist Twitters Weste wirklich? Ein nach dem Rückzug von Elon Musk drohendes Gerichtsverfahren könnte das klären.
Foto: rafapress - shutterstock.com

Rund zweieinhalb Monate nach der Ankündigung, die Kurznachrichten-Plattform Twitter vollständig zu übernehmen und den bestehenden Aktionären 54,20 Dollar pro Aktie zu zahlen, macht der Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk einen - finalen - Rückzieher. Als Grund nannte der vermutlich reichste Mensch der Welt in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC die von Twitter zu niedrig angesetzte Zahl der sogenannten Spam-Bots.

Disput wegen Spam-Bot-Anteil

Der Anteil an Spam- und Fake-Accounts ist schon seit längerem ein Streitpunkt zwischen dem Social-Media-Unternehmen und Musk. So besteht Twitter bereits seit dem Börsengang im Jahr 2013 darauf, dass weniger als 5 Prozent seiner Konten Fake- oder Spam-Bots sind. Der streitsame Multimilliardär hingegen geht von einem Anteil von rund 20 Prozent - werbetechnisch irrelevanten - Fake-Usern unter den mehr als 200 Millionen Nutzern aus, weshalb er den Deal Mitte Mai kurzerhand auf Eis legte, bis Twitter mehr Details über das Volumen von Spam und gefälschten Konten auf der Plattform bereitstellt.

Doch obwohl ihm Twitter weitere Informationen zur Verfügung stellte, gibt sich der Multimilliardär nicht zufrieden - vermutlich auch, weil der Börsenwert von Twitter in den vergangenen Monaten steil nach unten ging und aktuell gerade einmal 28 Milliarden Dollar umfasst. Musk selbst ist laut Berechnungen von Bloomberg aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage - ein Großteil seines Vermögens machen Tesla-Aktien aus - 62 Milliarden Dollar ärmer geworden.

Als Konsequenz auf Musks Absage kündigte der Twitter-Verwaltungsrat noch am Freitag an, man poche auf den Vollzug der Transaktion zu dem mit Musk vereinbarten Preis und den Bedingungen. Falls nötig, werde man den Kauf auch vor Gericht durchsetzen, so Twitter-Verwaltungsratschef Bret Taylor.

Was sind Spam-Bots?

Im Mittelpunkt der nun folgenden juristischen Auseinandersetzung zwischen Twitter und Musk steht vermutlich die Frage, was ein Spam-Bot-Konto ist und wie viele es derzeit bei Twitter gibt. Die Klärung ist nicht so einfach. So entfernt Twitter zwar nach eigenen Angaben jeden Tag etwa eine Million Spam-Bot-Konten und sperrt wöchentlich weitere Millionen, bis die Personen hinter den Konten die Anti-Spam-Tests bestehen.

Auf der anderen Seite lässt das Unternehmen aber nützliche automatisierte Bots, die über eine Twitter-API eine Dienstleistung erbringen, auf seiner Plattform zu. Als Beispiele für solche automatisierte Accounts, nennt die Company Bots, die helfen, Impftermine zu finden, oder Katastrophenfrühwarnsysteme. Voraussetzung dabei ist allerdings, dass diese Accounts mit einem von Menschen geführten Account verbunden sind.

Die von Musk primär beanstandeten Spam-Bots dagegen werden von Regierungen, Unternehmen oder böswilligen Akteuren für eine Reihe von schändlichen Zwecken eingesetzt. So nutzte Russland etwa während der Präsidentschaftswahlen 2016 in den USA Spam-Bot-Konten, um die Wählerschaft zu spalten.

Andere Spam-Accounts, die häufig auf Twitter - und speziell in Musks Twitter-Thread - zu finden sind, versuchen, Menschen dazu zu bewegen, Kryptowährungen oder digitale Währungen an Online-Geldbörsen zu senden, um Preise zu gewinnen, die es gar nicht gibt. Manchmal werden Spam-Bots auch eingesetzt, um Prominente oder Politiker anzugreifen und sie im Internet schlecht darzustellen.