Sandbox AQ, ein Software-Startup, das Tools für Quanten-Computing und Künstliche Intelligenz für die kommerzielle Nutzung entwickelt, hat sich nun, wie das Wall Street Journal berichtet, offiziell von Alphabet abgespalten und firmiert alseigenständiges Unternehmen. Dem Schritt voraus ging eine"neunstellige" Finanzierungsrunde. Zu den Finanziers gehören unter anderem Breyer Capital, T. Rowe Price Associates Inc. sowie Guggenheim Partners LLC. Weitere Details zu der Finanzierungsrunde wurden nicht bekannt gegeben.
Neues Geld für Quantenexperten
Zum Chairman wurde der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt ernannt. Eine Reihe anderer hochkarätiger Investoren wird laut Sandbox als Berater fungieren. Sandbox wurde vor sechs Jahren als unabhängige Abteilung von Google gegründet und beschäftigt heute etwa 55 Ingenieure, Wissenschaftler und Techniker aus Bereichen wie Physik, Chemie, KI, Neurowissenschaften, Kryptographie, Mathematik und anderen Disziplinen. Mit dem frischen Kapital will Sandbox nach eigenen Angaben weitere KI-Experten, Physiker und Ingenieure einstellen.
Software-Tools für Quantencomputer
"Der Hauptgrund für die Unabhängigkeit des Unternehmens war,an externes Kapital zu kommen, um schneller wachsen zu können", erklärt Jack Hidary, Geschäftsführer von Sandbox, die Trennung von Google. Nach Ansicht von Branchenanalysten wird es zwar noch Jahre dauern, bis Quantencomputer in vollem Umfang kommerziell genutzt werden können, doch das Ziel von Sandbox ist es, quantenfähige Software-Tools zu entwickeln. Diese sollen von Unternehmen in Bereichen wie Telekommunikation, Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen eingesetzt und zudem von Behörden genutzt werden.
Das in Palo Alto, Kalifornien, ansässige Unternehmen vertritt die Ansicht, dass die Kombination von Quantencomputern mit Modellen des maschinellen Lernens unter anderem Fortschritte in der Arzneimittelentwicklung, bei der Energiewende sowie bei der Datensicherheit beschleunigen werden. Derzeit bietet Sandbox ein Cloud-basiertes Cybersicherheits-Tool an, das den potenziellen Einsatz von Quantenfähigkeiten zum Entschlüsseln verschlüsselter Daten verhindern soll.
New Yorker Krankenhäuser setzen auf Quantencomputer
Das New Yorker Krankenhausnetzwerk Mount Sinai Health System befindet sich in Gesprächen mit Sandbox, um quantengestützte Tools zur Unterstützung klinischer Entscheidungen zu entwickeln. Hierzu ist laut David Reich, Präsident von Mount Sinai Health System, eine komplexe Integration von elektronischen Gesundheitsakten, Apps für die Gesundheitsvorsorge zu Hause und tragbaren Geräten sowie Bildgebungsdaten erforderlich. Reich geht davon aus, dass diese und andere Anwendungen innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre eingeführt werden. Die Arbeit mit KI-Software ist für Mount Sinai kein Neuland: Im Jahr 2020 begann das Netzwerk mit fortschrittlicher KI-Software zu arbeiten, um Corona zu diagnostizieren und zu behandeln.
Jim Breyer, Gründer und CEO von Breyer Capital und einer der Finanziers von Sandbox, erklärte, dass die Quantentechnologie einen großen Einfluss auf Kommunikation, Gesundheitswesen, Finanzen und andere Sektoren haben wird. "Während sich viele Quantenunternehmen auf die Entwicklung von Computerhardware konzentrieren, löst Sandbox AQ bereits jetzt reale Herausforderungen und liefert Anwendungen für die", begründete Breyer sein Engagement.
Allerdings hält es Gartner für wahrscheinlich, dass es noch mehr als 10 Jahre dauern wird, bis maschinelles Lernen auf Quantenbasis in vollem Umfang möglich ist. Dennoch experimentieren Unternehmen wie Visa Inc., JPMorgan Chase & Co. und die Volkswagen AG bereits mit der Quantentechnologie.