ChatGPT-Herausforderer

Google Bard pimpt Gmail, YouTube und Docs

25.09.2023
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Google beginnt damit, seinen Chatbot Bard in die meisten öffentlich verfügbaren, kostenlosen Apps einzubetten. Für Nutzer von Diensten wie Gmail, Youtube oder Google Docs dürfte sich vieles ändern.
Die generative KI Google Bard, ein direkter Konkurrent von ChatGPT, soll künftig alle Apps und Services von Google bereichern.
Die generative KI Google Bard, ein direkter Konkurrent von ChatGPT, soll künftig alle Apps und Services von Google bereichern.
Foto: Google

Google Bard steht in direkter Konkurrenz zu Generative-AI-Technologien wie ChatGPT von OpenAI oder Microsofts KI-Erweiterung für Bing, die ebenfalls auf ChatGPT basiert. Microsoft hat die Funktionen inzwischen über seinen digitalen Assistenten Copilot in die Microsoft-365-Apps integriert. Und genauso, wie Copilot als Assistent in Word, Outlook, Teams, Excel, PowerPoint und anderen Anwendungen fungiert und Aufgaben automatisiert, arbeitet auch Google Bard oder das vor wenigen Wochen vorgestellte Duet AI: Der Bot dient als natürlichsprachlicher Assistent, der in den Google-Apps - und -Services Informationen sucht und zusammenfasst.

User können beispielsweise schnell ihre Google Docs durchforsten, Gmail-Nachrichten zusammenfassen lassen oder - so stellt Google in Aussicht - sich beim Planen von Reisen und dem Überprüfen von Flugpreisen in Google Flights helfen lassen. Wer künftig etwa eine Gruppenreise plane, könne Bard anweisen, die passenden Termine für alle in einem Gmail-Thread erwähnten Personen zu finden. Er könne Flug- und Hotelinformationen in Echtzeit abrufen, Google Maps für die Wegbeschreibung zum Flughafen nutzen und sich YouTube-Videos über das geplante Reiseziel ansehen.

Auch Workspace-Suite erhält KI-Unterstützung

Erst im vergangenen Monat hatte Google bekanntgegeben, dass seine kostenpflichtige Duet-AI für die professionelle Office-Suite "Workspace Enterprise" verfügbar sei. Google sprach von einem unsichtbaren "Realtime-Mitarbeiter", der für Nutzerinnen und Nutzer Chats zusammenfasse, E-Mails beantworte, Aufgaben beim Erstellen von Präsentationen übernehme sowie Live-Übersetzungen in Google-Meet-Konferenzen in 18 Sprachen anzeigen könne. Mit Duet AI lassen sich demnach auch während einer digitalen Konferenz automatisiert Protokolle anfertigen oder bisherige Inhalte für Nachzügler zusammenfassen. Diese Funktionen kosten 30 Dollar pro Nutzer und Monat, was dem Preis entspricht, den auch Microsoft mit seinem Copilot für die Office-Welt aufrufen wird.

Während Duet AI vielsprachig ist, kann der Bard-Chatbot in der jetzt angekündigten Erweiterung für kostenlose Apps wie Gmail, YouTube oder Docs erst einmal nur mit Anfragen auf Englisch umgehen. Um zu prüfen, ob die Antworten plausibel sind, können Nutzer den Button "Google it" von Bard nutzen. "Wenn Sie auf das 'G'-Icon klicken, liest Bard die Antwort und prüft, ob es im Web Inhalte gibt, die die Aussagen bestätigen", heißt es bei Google. Findet die Google-Suche dann weiterführende Inhalte im Web, können Anwender auf die jeweils gefetteten Phrasen klicken und die unterstützenden Informationen abrufen.

Automatisiert erzeugte GenAI-Anfragen mit Google Bard können mit dem "G"-Button auf Plausibilität überprüft werden - mithilfe der Suchmaschine.
Automatisiert erzeugte GenAI-Anfragen mit Google Bard können mit dem "G"-Button auf Plausibilität überprüft werden - mithilfe der Suchmaschine.
Foto: Google

Rund um Bard gibt es auch Collaboration-Funktionen: Anwender können Bard-Chats mit Dritten teilen, indem sie einen entsprechenden Link zu ihrem Prompt verschicken. Der Empfänger kann nun die Unterhaltung mit dem Bot fortsetzen, weitere Fragen zu einem Thema stellen oder den Prompt als Ausgangspunkt für eigene Recherchen verwenden.

Googles Large Language Model PaLM 2 macht's möglich

Die neuen Bard-Erweiterungen sind Teil eines Updates, das Google an seinem großen Sprachmodell PaLM 2 vorgenommen hat. Grundsätzlich antworte der Chatbot nun mit einer größeren Genauigkeit, verspricht Google.

Neben Google und Microsoft arbeiten auch viele andere Softwareanbieter daran, die Mitarbeiterproduktivität durch integrierte KI-Assistenten zu verbessern. Gerade erst hat Adobe die Verfügbarkeit des intelligenten Assistenten Firefly angekündigt, der Nutzer der Creative Suite bei der Arbeit unterstützen soll. Auch Salesforce will mit seiner neuen Generation der Einstein-KI dialogorientierte Hilfen für Anwender bieten. Die App ermöglicht es Benutzern, Fragen in natürlicher Sprache zu stellen und Antworten aus proprietären Unternehmensdaten der Salesforce Data Cloud zu erhalten.

Max Ball, Principal Analyst bei Forrester Research glaubt bei aller Euphorie, dass die Chatbot-Technologie noch einen weiten Weg vor sich habe, bevor sie selbständig Transaktionen wie das Aufgeben von Bestellungen, Geldüberweisungen zwischen Konten oder das Buchen von Terminen und Flügen vornehmen könne. "Generative AI ist erstaunlich gut in der Sprachverarbeitung, aber es müssen noch Funktionen hinzukommen, um etwa CRM-Systeme oder Online-Shops aktualisieren zu können", so der Marktforscher. (hv)