KI-Strategie

GenAI selbst entwickeln oder kaufen?

21.12.2023
Von 

David Linthicum ist ein US-amerikanischer Technologieexperte und Buchautor. Zu seinen Schwerpunktthemen gehören unter anderem Cloud Computing, SOA, Enterprise Application Integration und Enterprise Architecture.

Das Computing-Mantra lautet, so weit wie möglich die Technologie anderer zu nutzen. Überraschenderweise scheint das nicht für Generative AI zu gelten.
GenAI einkaufen oder selbst bauen - diese Frage stellen sich aktuell viele Unternehmen.
GenAI einkaufen oder selbst bauen - diese Frage stellen sich aktuell viele Unternehmen.
Foto: eamesBot | shutterstock.com

Generative künstliche Intelligenz (GenAI) forciert zahlreiche kritische Entscheidungen in Unternehmen. So gut wie jede Organisation steht derzeit vor der Frage, ob sie lieber selbst eine maßgeschneiderte GenAI-Plattform entwickeln oder eine fertige Lösung von einem KI-Anbieter einkaufen soll (die im Regelfall als Cloud Service bereitgestellt wird). Die Tendenz geht dabei ganz allgemein eher in Richtung Do-It-Yourself. Die Gründe dafür überraschen Sie eventuell - und führen unter Umständen sogar dazu, dass Sie Ihre GenAI-Strategie noch einmal überdenken.

GenAI - Buy vs. Build

Eine generative KI-Plattform von Grund auf neu zu entwickeln, gibt dem Anwenderunternehmen die vollständige Kontrolle über die Funktionen und Ausgestaltung. Das ermöglicht, die Technologie zielgenau auf die Anforderungen des Unternehmens anzupassen und so Workflows zu erhalten und eine maßgeschneiderte User Experience zu realisieren. Allerdings ist ein Expertenteam mit Spezial-Knowhow erforderlich, um so ein GenAI-Entwicklungsprojekt umsetzen zu können. Je nach Unternehmen kann es äußerst schwierig sein, die richtigen Personen dafür im vorhandenen Talent-Pool aufzutun. Das sind in erster Linie Data Scientists, KI-Entwickler, Plattform-Ingenieure und Cloud-Experten.

Die Talentnot ist dabei stellenweise groß. Ein befreundeter CIO schickt inzwischen Mitarbeiter zu den Abschlussfeiern guter technischer Unis, um mögliche Kandidaten direkt auf dem Schulparkplatz anzusprechen. Ein etwas beunruhigender aber auch innovativer Ansatz - der deutlich macht, dass die meisten Firmen wohl kreativ werden müssen, um die nötigen Fachkräfte für den Build-Ansatz zusammen zu bekommen. Der Wert einer selbstentwickelten GenAI-Lösung hängt im Wesentlichen davon ab, ob Sie wirklich eine maßgeschneiderte Lösung benötigen. Falls ja, setzen Sie darauf, dass die zusätzlichen Kosten sich am Ende auszahlen - auch wegen der umfassenden Kontrollmöglichkeiten.

Ein generatives KI-System einzukaufen, bietet in erster Linie den Vorteil, dass es direkt implementiert werden kann und bereits einige Funktionen liefert. Noch wichtiger: Wenn Sie einen GenAI-Service bei einem Anbieter buchen, sind dabei auch laufender Support, Aktualisierungen und Optimierungen inbegriffen. Das ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem Build-Ansatz: Wenn Sie ein System selbst bauen, sind sie in Sachen Support ebenfalls auf sich selbst gestellt. Ein weiterer Vorteil ist die Komplexitätsreduzierung.

Beim Buy-Ansatz gilt es jedoch zu bedenken, dass GenAI-Systeme sich unter Umständen schnell zu einer Kernkomponente des Unternehmens entwickeln können. Falls Sie in diesem Fall keine Kontrolle über Merkmale und Funktionen haben, riskieren Sie, Mehrwert zu verschenken. Ganz zu schweigen von den Problemen, die drohen, wenn Ihr Anbieter pleite geht.

Alle KI-Faktoren abwägen

Generative KI strategisch richtig einzusetzen, wird in den kommenden Jahren über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmens entscheiden - es steht viel auf dem Spiel. Deshalb sollten Sie bei der Entscheidung zwischen Buy- und Build-Ansatz im Zusammenhang mit GenAI alle Vor- und Nachteile gründlich abwägen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.