Die Verantwortlichen des Chipkarten-Herstellers Gemalto haben das Übernahmeangebot des französischen IT-Dienstleisters Atos zurückgewiesen. Gemalto sei hervorragend aufgestellt, um eigenständig und langfristig zu wachsen, teilte das Unternehmen am in Amsterdam mit. Man werde seinen Anteilseignern nun einen Entwicklungsplan für die nächste Zukunft vorlegen, erklärte der Vorstandsvorsitzende Philippe Vallée.
Der französische IT-Serviceanbieter Atos hatte zuvor bekannt gegeben, den niederländischen Spezialisten für Chipkarten Gemalto übernehmen zu wollen. Die Franzosen boten 46 Euro pro Aktie, das entsprach einer Prämie von 42 Prozent für die Anteilseigner. Insgesamt hätte der Deal damit ein Volumen von 4,3 Milliarden Euro. "Wir glauben, eine Kombination von Atos und Gemalto würde zu einer verstärkten globalen Position in den Bereichen Cyber-Sicherheit, digitale Technologien und Dienstleistungen sowie zu einer Stärkung als europäischer Zahlungsdienstleister führen", sagte Thierry Breton, Chairman und CEO von Atos.
Der französische Dienstleister beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter in 72 Ländern und kam im zurückliegenden Geschäftsjahr auf einen Umsatz von rund 13 Milliarden Euro. Das Management verweist auf seine Erfahrung in der Integration größerer Zukäufe und führt als Beispiele die Übernahmen von Siemens Information Systems (SIS) mit 33.000 Beschäftigten, Bull (9300) und Xerox ITO (9600) an. Mit Gemalto kämen weitere 14.000 Mitarbeiter in 46 Ländern hinzu.
Atos spricht von einem 'freundlichen' Angebot
Atos hatte sein Angebot bereits Ende November abgegeben. Dabei wurden die Verantwortlichen des Dienstleisters nicht müde zu betonen, die Übernahmeabsichten seien freundlich. In Anbetracht eines erhöhten Risikos, das sich auf die Gemalto-Aktie auswirken könnte, und um den Markt zu informieren, habe der Verwaltungsrat von Atos beschlossen, seinen Vorschlag zu veröffentlichen, hieß es vor wenigen Tagen in einer offiziellen Verlautbarung. Gleichzeitig bekräftigte Atos seine Bereitschaft, Gespräche mit dem Verwaltungsrat von Gemalto aufzunehmen, um die Transaktion unter Dach und Fach zu bekommen.
Für Gemalto ist eine Übernahme nicht die beste Option
Gemalto erklärte daraufhin, von Atos einen Kaufvorschlag für alle Aktien erhalten zu haben, der bis zum 15. Dezember gültig sei. Man werde die Offerte prüfen und rechtzeitig antworten. Der Aufsichtsrat habe das Angebot zusammen mit Finanzberatern nun eingehend geprüft, hieß es von Seiten des Security- und Chipkarten-Spezialisten. Das Gremium sei dabei zu dem Schluss gelangt, dass eine Übernahme nicht die beste Lösung für das Unternehmen und seine Anteilseigner wäre. Nun bleibt abzuwarten, ob die Franzosen eine feindliche Übernahme versuchen.