IT-Gehälter 2013

Gehaltsrunde für IT-Profis fällt mager aus

30.12.2013
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Der Fachkräftemangel macht sich nicht im Portemonnaie der IT-Spezialisten ­bemerkbar. Ihr Einkommen stieg in diesem Jahr im Durchschnitt nur um ein Prozent, wie die aktuelle Gehaltsstudie von Personalmarkt und COMPUTERWOCHE zeigt.

Auf den ersten Blick ist das keine Nachricht, die IT-Profis jubeln lässt: Ein Prozent mehr Gehalt in Zeiten des Fachkräftemangels? Auf den zweiten Blick stehen hinter diesem Durchschnittswert sehr wohl auch viele IT-Experten, die weiter mit ordentlich gefüllten Brieftaschen nach Hause gehen, weil sie im Süden der Republik und in der richtigen Branche arbeiten. Daneben gibt es IT-Profis, die nichts zu verhandeln haben, weil sie in der ostdeutschen Provinz oder einer wenig gefragten Branche gelandet sind oder ein durchwachsenes Berufsprofil mitbringen.

Im Schnitt wuchsen die Gehälter der IT-Fachkräfte nur um ein Prozent.
Im Schnitt wuchsen die Gehälter der IT-Fachkräfte nur um ein Prozent.
Foto: Rene Schubert - Fotolia.com

Tim Böger kann das Ergebnis seiner Studie auch nicht auf Anhieb erklären. Immer noch „stehen vielen offenen IT-Stellen wenige Bewerber gegenüber", sagt Böger, der als Geschäftsführer der Hamburger Vergütungsberatung Personalmarkt wohl über die Datenbank mit den meisten Gehaltszahlen verfügt. Ein Grund könnte sein, dass „ITler eher an einem Arbeitsplatz interessiert sind, der ihren Wünschen entspricht, und nicht des Gehalts wegen den Job wechseln".

Grundgehalt von IT-Profis ausgereizt

Eine Entwicklung, die der Münchner Personalberater Guido Happe bestätigt. Heute informierten sich Bewerber genauer über ihren künftigen Arbeitsplatz. Stimmten Produkte, Markt, Unternehmenskultur und vor allem die Aufgaben, rücke die Gehaltsfrage in den Hintergrund. IT-Fach- und -Führungskräfte seien sich durchaus bewusst, dass sie im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sehr gut bezahlt sind. Manche IT-Spezialisten, so Happe, haben den Gehaltsrahmen ausgereizt: „Da ist nicht mehr viel Luft nach oben drin." Vielmehr müssten diejenigen, die in den vergangenen Jahren von überproportionalen Einkommenszuwächsen profitierten, zurück auf den Teppich geholt werden.

Personalberaterin Madeleine Braunwarth: Über variable Gehaltsbestandteile lässt sich gut verhandeln.
Personalberaterin Madeleine Braunwarth: Über variable Gehaltsbestandteile lässt sich gut verhandeln.
Foto: Privat

Spielraum für Gehaltserhöhungen macht Personalberaterin Madeleine Braunwarth in den Unternehmen aus, die die IT als wichtigen Bestandteil und Unterstützer des Kerngeschäfts ansehen. Agieren IT-Führungskräfte an dieser Stelle, stehe einer adäquaten Vergütung nichts im Wege. Einen zweiten Hebel für höhere Gehälter sieht die Personalexpertin aus der Schickler Unternehmensberatung in einer weiteren variablen Gestaltung des Gehalts.

Böger, Happe und Braunwarth sind sich einig, dass am Grundgehalt – bis auf Ausnahmen – nicht mehr viel nach oben zu drehen ist. Ist ein Kandidat oder Mitarbeiter am oberen Limit der vorgegebenen Gehaltsbandbreite angelangt, liegt es in der Phantasie der Unternehmen, weitere Möglichkeiten auszuloten. Braunwarth nennt Klassiker wie Dienstwagen und betriebliche Altersvorsorge, flexibles und von Zeit und Ort unabhängiges Arbeiten. Richtig sei aber, und damit liegt sie auf der Linie von Böger und Happe, dass die heutige Führungsgeneration genauer auf das Gesamtpaket achtet: Berufliches mit spannenden Aufgaben und Privatleben wollen darin in Einklang gebracht werden.

Tim Böger: "Die Spitzenverdienste von CIOs liegen bei über 300.000 Euro im Jahr."
Tim Böger: "Die Spitzenverdienste von CIOs liegen bei über 300.000 Euro im Jahr."
Foto: Personalmarkt

Für Personalmarkt-Chef Böger ist es ein Fakt, dass gute Leute nach wie vor überdurchschnittlich verdienen: „Die Spitzenverdienste von CIOs liegen bei deutlich über 300.000 Euro Jahresgehalt, die von IT-Projektleitern und IT-Beratern bei über 180.000 Euro." Und Headhunterin Braunwarth ergänzt: „Junge PHP-Entwickler und SAP-Berater, die sich während des Studiums die entsprechenden Kenntnisse in Theorie und Praxis angeeignet haben, steigen bei 50.000 bis 55.000 Euro im Jahr ein."

Zu den Fachkräften, die sich über einen überdurchschnittlichen Zuwachs freuen können, gehören nach Bögers Analysen vor allem SAP-Berater, Web-Designer und IT-Trainer. Die Gehälter der wenig Qualifizierten stagnierten dagegen oder gingen zurück: „Natürlich muss kein Mitarbeiter auf Geld verzichten, aber das Niveau bei Neueinstellungen hat das des letzten Jahres nicht erreicht." Der Druck auf Jobs etwa von Supportern oder Organisationsprogrammierern, die sich nach Osteuropa oder Indien verlagern ließen, wächst weiter.

IT-Projektleiter gehören mit einem Jahresgehalt von durchschnittlich 74.170 Euro zu den Spitzenverdienern unter den IT-Fachkräften ohne Personalverantwortung. Hat ein Projektleiter direkte Leitungsbefugnis über seine Mitarbeiter, kann er in der Regel mit einem Viertel bis zu einem Drittel mehr Einkommen rechnen. Es folgen SAP-Berater (66.457 Euro), IT-Berater (63.610 Euro) und IT-Sicherheitsspezialisten (62.360 Euro). Das Schlusslicht bilden – wie in den vergangenen Jahren – Mitarbeiter im Anwendersupport (39.840 Euro) und Web-Designer (37.000 Euro). Eine gute Nachricht: Vor zwei Jahren machte deren Jahresgehalt noch rund 35.000 Euro aus.

Eine gute Ausbildung lohnt sich

63 Prozent aller Personen, deren Daten in die Studie eingeflossen sind, verfügen über einen Hochschulabschluss. IT-Mitarbeiter mit Universitätsabschluss verdienen im Schnitt 60.000 Euro, ein Fachhochschulabschluss bringt 59.450 Euro. Der Master hat noch nicht das Niveau des Diploms erreicht, ist aber auf einem guten Weg und wird mit rund 53.500 Euro Jahresgehalt honoriert. Der Abstand liegt an dem noch niedrigen Durchschnittsalter der Master-Inhaber. Mit dem Bachelor-Diplom, für das dasselbe gilt, schafft man durchschnittlich 45.500 Euro. Absolventen von Berufsakademien oder Fachschulen mit staatlich anerkanntem Abschluss verdienen knapp 51.000 Euro im Jahr. Wer eine Lehre absolviert hat, muss sich mit 41.500 Euro im Jahr zufriedengeben. Wichtiger Hinweis: Bei den Zahlen handelt es sich nicht um Einstiegsgehälter, sondern um Einkommen, die im Schnitt mit dem jeweiligen Abschluss im Durchschnitt zu erreichen sind.

Berufserfahrung wirkt sich positiv im Portemonnaie aus: Spezialisten mit drei bis sechs Jahren Berufspraxis kommen auf rund 46.600 Euro jährlich, mit einer Berufserfahrung von sieben bis zehn Jahren liegen die Gehälter im Schnitt bei 51.460 Euro. Wer mehr als zehn Jahre im Geschäft ist, hat durchschnittlich 60.540 Euro im Jahr auf dem Lohnzettel.

Große Firma, großes Geld

Nach wie vor beeinflusst die Unternehmensgröße stark die Höhe des Gehalts. Je größer das Unternehmen, umso höher die Vergütung. Um diesen Unterschied zu verdeutlichen, hat Personalmarkt die Gehälter aller IT-Fachkräfte eines Unternehmens in einen Topf geworfen und den Durchschnitt ermittelt. In einem mittelständischen Betrieb mit bis zu 100 Mitarbeitern nimmt der Computerfachmann rund 43.410 Euro im Jahr nach Hause, wechselt er dann zu einem größeren Mittelständler mit bis zu 1000 Beschäftigten, sind es gleich 7000 Euro mehr im Jahr. Bevorzugt er einen Konzern, kommen nochmals rund 10.000 Euro drauf. Um weitere 40.000 bis 50.000 Euro kann das Gehalt steigen, wenn der IT-Experte eine Führungsfunktion mit Personalverantwortung übernimmt.

In Frankfurt und München liegen die Gehälter 15 Prozent über dem Durchschnitt.
In Frankfurt und München liegen die Gehälter 15 Prozent über dem Durchschnitt.
Foto: roberts_stockman/Fotolia.com

Große Gehaltsunterschiede lassen sich auch auf die Regionen zurückführen. Während Arbeitgeber in Metropolen wie München und Frankfurt am Main etwa 15 Prozent über dem Bundesdurchschnitt bezahlen, müssen sich IT-Mitarbeiter in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein mit drei Prozent unter dem Durchschnitt bescheiden. Noch stärker – aber auch das ist keine neue Erkenntnis – ist das Gefälle zwischen Ost und West. So liegt das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern 25 Prozent und selbst die Hightech-Region Dresden noch elf Prozent unter dem Durchschnitt.

Theoretisch müsste der Münchner IT-Profi mit Freude in die ostdeutsche Provinz wechseln, denn mit seinem hohen bayerischen Gehaltsniveau wäre er dort König, zumal auch die Lebenshaltungskosten inklusive Mieten sehr niedrig sind. Leider sind die Jobs dort jedoch bekanntlich Mangelware. Umgekehrt sind die Headhunter oft genug frustriert, dass sie nur mit Mühe Kandidaten aus der Provinz in die bayerische Hauptstadt locken können – die exorbitant hohen Mieten stellen für viele ein Ausschlusskriterium dar, und die Gehaltserhöhungen fallen in der Regel bei Weitem nicht so hoch aus, dass sie das Leben in München wirklich attraktiv machen – zumindest für einige Berufsgruppen.

Top- und Flop-Branchen für IT-Profis

Eklatant sind die Einkommensunterschiede auch zwischen den Branchen. Man kann also nicht nur Pech mit der Region, sondern auch mit dem Industriezweig haben, in dem man landet – natürlich vorausgesetzt, dass man das Salär als wichtigen Maßstab anlegt. Ein IT-Projektleiter zum Beispiel, der im Maschinenbau mit 79.160 Euro im Jahr rechnen kann, muss sich im Einzelhandel mit 62.320 Euro bescheiden. Noch weniger erhalten IT-Projektleiter im Gesundheitswesen (58.420 Euro) sowie in Ingenieurbüros (53.360 Euro).

Der Handel, egal ob Versand- oder Einzelhandel, gehört zu den Branchen, die IT-Profis niedriger vergüten.
Der Handel, egal ob Versand- oder Einzelhandel, gehört zu den Branchen, die IT-Profis niedriger vergüten.
Foto: timstieffenhofer - Fotolia.com

Ähnliches gilt auch für andere IT-Berufe, etwa für Entwickler, Administratoren oder Berater. Wer also als Programmierer auf ein hohes Einkommen schielt, sollte sich, zumindest laut den Personalmarkt-Analysen, in der Pharmabranche bewerben, weil er hier mit einer Vergütung von fast 58.000 Euro jährlich rechnen kann. Etwas weniger, aber noch immer über 55.000 Euro, zahlen die Automobilbauer und die Finanzinstitute. Das Schlusslicht bilden hier der Versandhandel (45.000 Euro) und die Werbe- und PR-Branche (42.000 Euro).

Keine Frage: Berater haben schon immer gut verdient, müssen aber auch viel arbeiten. Umso genauer sollte man sich die Branche anschauen, zu der das Unternehmen gehört. In Topbranchen wie Elektrotechnik und Chemie kommt ein IT-Berater auf 30.000 Euro mehr im Jahr als in der der Werbebranche (49.300 Euro) oder im Gesundheitswesen (51.700 Euro).

Auch für Systemadministratoren macht es einen großen Unterschied, in welcher Branche sie arbeiten. Am wenigsten verdienen sie in Medienhäusern (33.000 Euro) und in Werbeagenturen (35.900 Euro). Etwas besser geht es ihnen – zumindest finanziell – in sozialen Einrichtungen, die 38.280 Euro im Jahr überweisen. Auch der Einzelhandel, der andere Berufsgruppen ebenfalls unterdurchschnittlich vergütet, begnügt sich damit, die Administratoren mit 37.830 Euro im Jahr zu entlohnen. Wesentlich mehr auf den Tisch – auch das keine Überraschung, aber dennoch gut zu wissen – legen die Finanzinstitute (50.330 Euro im Jahr) und die Pharma- und Chemiefirmen (rund 47.000 Euro).

Jeder dritte IT-Profi bekommt eine Prämie

36 Prozent aller IT-Fachkräfte haben eine Prämienregelung, unter den Führungskräften sind es mit 70 Prozent fast doppelt so viele. Der Prämienanteil beläuft sich den Experten zufolge auf rund 4000 Euro jährlich, bei den Häuptlingen ist es gleich dreimal so viel, nämlich 12.100 Euro im Jahr. Fast ein Viertel aller Fachkräfte und 41 Prozent der Manager erhalten Arbeitgeberleistungen zur betrieblichen Altersvorsorge. Dieser Anteil beläuft sich bei Ersteren auf 1800 Euro, bei den Chefs sind es 3160 Euro. Einen Firmenwagen fahren elf Prozent aller IT-Mitarbeiter, bei den Führungskräften verständlicherweise mehr – 43 Prozent. Der Neuwert des Wagens liegt für Fachkräfte durchschnittlich bei etwa 35.000 Euro, bei den Managern bei knapp über 45.200 Euro.

Überstunden gehören zum Alltag der IT-Mitarbeiter. Allerdings haben laut Personalmarkt-Erhebung nur 6,7 Prozent der Befragten einen monetären Ausgleich der geleisteten Überstunden im Arbeitsvertrag. Wer eine solche Regelung hat, kann sein Gehalt noch einmal um rund 2230 Euro pro Jahr steigern. Wesentlich häufiger ist Freizeitausgleich.