Gute Chancen für SAP-, Mobile- und Security-Profis

Freiberufler und ihre Vermittler wollen 2015 weiter wachsen

14.01.2015
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Agenturen, die IT-Freiberufler vermitteln, konnten sich 2014 über ein zweistelliges Umsatzwachstum freuen. Auch für das neue Jahr rechnen sie mit einem deutlichen Plus. Freiberufler, die auf SAP, Mobile-Entwicklung oder IT-Security spezialisiert sind, werden stark gefragt sein, wie eine exklusive CW-Umfrage ergab.

Das Marktvolumen für freiberufliche IT-Spezialisten wird 2015 in Deutschland erstmals mehr als neun Milliarden Euro betragen", prognostiziert Nikolaus Reuter, Vorstandschef des Freiberuflervermittlers Etengo. Im Branchenvergleich nehme der IT-Freiberuflermarkt damit Platz 13 in der deutschen Wirtschaft ein und werde, gemessen am Gesamtumsatz, etwa gleichauf mit dem Textilgewerbe liegen.

Mit den positiven Erwartungen an das neue Jahr steht Reuter nicht allein. Alle von der COMPUTERWOCHE befragten Personaldienstleister rechnen mit bis zu zweistelligen Zuwachsraten. "Unternehmen werden vermehrt auf Freelancer setzen, da sie dadurch flexibel und schnell auf die wirtschaftliche Lage reagieren können und nicht in die Gefahr eines Fachkräftemangels laufen", sagt etwa Christian Neuerburg, Director Geschäftsbereichsleitung IT der DIS AG. Der Markt für freiberufliche Fachkräfte etabliere sich weiter, weil Unternehmen aller Branchen inzwischen bereit seien, auf flexible Arbeitsmodelle zu setzen.

Einer solchen Flexibilisierung wirke allerdings die striktere Auslegung der Gesetze zur Arbeitnehmerüberlassung sowie zur Scheinselbständigkeit entgegen, die von der Bundesregierung angestrebt werde. Auch für Maxim Probojcevic, Marketing-Leiter der Solcom GmbH in Reutlingen, birgt die Diskussion um Scheinselbständigkeit, Werkverträge und Arbeitnehmerüberlassung viel Unsicherheit.

Java- und SAP-Wissen bleiben gefragt

Simon Gravel, Geschäftsführer der Freelancer.Net GmbH, erwartet vor allem im Projekt- ­Management und im Engineering ein starkes Wachstum. Auch bestimmte Branchen, allen voran Elektrotechnik, Logistik, Pharma, erneuerbare Energien und Social Media Games, würden kräftig zulegen. Freiberuflern mit Java- und SAP-Know-how sagt Gravel für das neue Jahr beste Vermittlungschancen voraus. "Skills, die mit Mobile-Entwicklung (Web/Apps/Cloud) zu tun haben, ziehen stark an", ergänzt der ­Betreiber der Vermittlungsplattform Freelance.de. Für Gravel bleibt die Softwareentwicklung im Fokus: "Dementsprechend sind Datenbankkenntnisse rund um SQL, MySQL und Oracle sowie Programmiersprachen wie Java, PHP und .NET sehr wichtig." An IT-Freiberufler würden typische Projektaufgaben wie Konzeption, Entwicklung, Datenmigration und Tests, aber auch Projekt-Management übergeben.

Trendthema E-Mobility

Neben klassischen Einsatzfeldern in Entwicklung und Infrastruktur werden IT-Freiberufler laut Etengo-Chef Reuter auch Aufgaben in den Gebieten Security, E-Commerce und Mobile Commerce übernehmen. Zudem entwickle sich Big Data im Zusammenspiel mit In-Memory-Datenbanken zu einem wich­tigen Thema. Das gelte auch für ­das Internet der Dinge, das im Zusammenhang mit der Near Field Communication (NFC), ­neuer Sensortechnik sowie dem Bluetooth-4.0-Standard relevanter werde. Darum rechnet ­er mit verstärkten Projektanfragen zu diesen Skills.

Vor dem Hintergrund von Industrie 4.0 geht auch Peter Schneider, Vorstand der top itservices AG, davon aus, dass Anlagen- und Maschinenbaufirmen verstärkt nach IT-Freiberuflern suchen. Ein weiteres Trendthema aus seiner Sicht ist die E-Mobility, was sich schon heute in einer starken Nachfrage nach qualifizierten Experten durch Automobilhersteller und deren Zulieferer niederschlage. Insbesondere der Bereich Connected Car wird nach Meinung von Solcom-Marketier Probojcevic spannend. Die größten Wachstumschancen sieht er 2015 allerdings in den Branchen Transport und Logistik, Finanzen und Dienstleistung.

Freiberufler, die sich auf IT-Sicherheit oder Embedded Systems spezialisiert haben, wurden nach Probojcevics Einschätzung schon im vergangenen Jahr stark nachgefragt - ein Trend, der sich fortsetzen werde. Aber auch Projekte im Umfeld von Business Intelligence oder Cloud Computing brächten neue Aufträge für IT-Selbständige mit sich, ist der Solcom-Mann überzeugt.

Geco-Chef Günter Hilger erwartet vor allem in Big-Data- und Cloud-Computing-Projekten Aufträge für Freiberufler. Selbständige Security-Experten würden zudem gebraucht, um Sicherheitskonzepte zu erstellen und umzusetzen. Einsatzmöglichkeiten für Infrastruktur-Administratoren und Software-Deployment-Spezialisten sieht Hilger etwa, wenn die Inhouse-IT in ein Rechenzentrum verlagert wird. Zudem rechnet er mit großen E-Commerce-Projekten.

Dass die Nachfrage nach IT-Freiberuflern weiter steigt, führt Geco-Chef Hilger vor allem auf den anhaltenden Fachkräftemangel in der IT zurück: "Dort werden viele Projekte stattfinden müssen! Hierfür ist externes Know-how gefragt, aber auch einfach nur Manpower, um die Projekte umzusetzen. Nebenbei muss der normale Betrieb weiter funktionieren. Je mehr interne Mitarbeiter fehlen, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Unternehmen auf externes Personal zurückgreifen werden."

Mittelständler entdecken Freiberufler

Dass branchenübergreifend der Bedarf an Freiberuflern zunehmen wird, glaubt auch DIS-Manager Neuerburg: "Das meiste Wachstum wird es im Mittelstand geben, da diese Unternehmen in der Fläche noch nicht den direkten Nutzen von Freelancern gesehen haben und diesen aber für sich benötigen", lautet seine Prognose für 2015.