Kryptomining ist ein sehr energieintensiver Prozess, bei dem spezialisierte Computer im Dauerbetrieb komplexe mathematische Probleme lösen, um neue virtuelle Münzen zu erzeugen/schürfen. Schätzungen zufolge liegt der jährliche weltweite Stromverbrauch von Bitcoin bei 130 Terawattstunden (TWh), was in etwa dem jährlichen Gesamtstromverbrauch von Ländern wie Norwegen und Schweden entspricht. Nimmt man die zweitstärkste Kryptowährung Ethereum (die "bald" mit dem sparsameren Proof-of-Stake arbeitet) noch dazu, beläuft sich der Wert sogar auf 300 TWh, vergleichbar mit dem jährlichen Stromverbrauch von Großbritannien. Die beim Mining von Bitcoin und Ethereum verbrauchte Energie hat außerdem erhebliche Auswirkungen auf die Emissionen, im Jahr 2021 belief er sich auf fast 80 Millionen Tonnen CO2.
Angesichts dieser Werte und der weltweiten Nachhaltigkeitsziele ist es kein Wunder, dass viele Länder das Verfahren längst nicht mehr kritiklos hinnehmen. Dies gilt insbesondere für die USA, die sich nach dem Schürfverbot in China vor gut einem Jahr zum Zentrum des Kryptomining entwickelt haben. Wie aus der Mining Map der Cambridge University hervorgeht, ist der Anteil der USA an der weltweiten Rechenleistung zum Bitcoin-Mining bis Januar 2022 auf 38 Prozent gestiegen - im Januar 2019 waren es noch vier Prozent.
USA und EU: Krypto-Unternehmen unter Beobachtung
Als erste Reaktion haben die Demokraten im Kongress nun die Umweltschutzbehörde EPA und das Energieministerium in einem Schreiben aufgefordert, von den Kryptoanbietern die Offenlegung ihrer CO2-Emissionen und ihres Energieverbrauchs zu verlangen. So hätten die Daten von sieben der größten US-Kryptounternehmen, darunter Stronghold, Greenidge, Bit Digital, Bitfury, Riot, BitDeer und Marathon, gezeigt, dass die Branche eine beträchtliche Menge an Strom verbraucht, die Produktion hochfährt und erhebliche Kohlenstoffemissionen verursacht - und das zu einer Zeit, in der die USA ihre Emissionen drastisch reduzieren müssen, um die Klimakrise zu bekämpfen.
"Der derzeitige Energieverbrauch des Kryptomining führt zu großen Mengen an Kohlendioxidemissionen und anderen negativen Auswirkungen auf die Luftqualität sowie zu Beeinträchtigungen des Stromnetzes", heißt es in dem Schreiben. Gleichzeitig gehe der Energieverbrauch auch zu Lasten der Verbraucher, nämlich in Form von gestiegenen Energiekosten.
Auch in der EU wird das aufwändige Schürfen und Handeln mit Kryptowährungen nicht mehr so ohne weiteres hingenommen. Ende Juni erzielte das EU-Parlament und der Ratsvorsitz eine vorläufige Einigung über einen Vorschlag zu Märkten für Kryptowerte (MiCA). Dieser verpflichtet Anbieter von Krypto-Dienstleistungen nicht nur, strenge Vorgaben zum Schutz der Wallets der Verbraucher zu erfüllen, sie benötigen auch eine Zulassung, um in der EU tätig zu werden. Um diese zu erhalten, müssen sie unter anderem Informationen über ihren ökologischen und klimatischen Fußabdruck abgeben.
Der neue Gesetzesrahmen enthält allerdings weder ein Verbot für das umstrittene Proof-of-Work (PoW) Konsensverfahren - was indirekt ein Bitcoin-Verbot bedeuten würde - noch Regulierungsvorschriften für Non-Fungible Tokens (NFT). Um in Kraft zu treten, muss MiCA außerdem noch von EU-Rat und EU-Parlament abgesegnet werden.