Unternehmen bleiben entschlossen und erweitern ihre IT-Teams für die digitale Transformation. So kann man die Zahlen des aktuellen Fachkräfte-Index der Personalberatung Hays interpretieren. Tatsächlich haben die Ausschreibungen für IT-Positionen im vierten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal um zehnProzentpunkte zugenommen und knacken damit wieder die 100.000-Marke an vakanten IT-Jobs. "Wir merken, dass die Kunden wieder vermehrt bereit sind, einzustellen. Das liegt sicherlich auch daran, dass viele Betriebe ihre Besetzungspläne an die veränderte Wirtschaftslage angepasst und ihre Bedarfe klarer priorisiert haben," so die Einschätzung von Andreas Sauer, Bereichsleiter Technologie bei Hays.
Spezialisten für die Umstellung auf SAP S/AHANA gesucht
Diese Priorisierung zeigt sich vor allem am Ausschreibungsanstieg für
SAP-Berater (38 Prozentpunkte),
IT-Administratoren (25 Prozentpunkte) sowie
IT-Security-Experten (25 Prozentpunkte).
Laut Hays lässt sich die verstärkte Suche nach SAP-Beratern darauf zurückführen, dass SAP seinen Support für Non-Cloud-Lösungen 2027 einstellen wird. Das bedeutet für viele Unternehmen, dass sie nur noch begrenzt Zeit dafür haben, ihre Systeme auf SAP S/AHANA umzustellen.
IT-Security-Koryphäen sind aus ganz anderen Beweggründen begehrt. "Im Bereich Cybersecurity haben die Firmen nach wie vor das Problem, sich reaktiv, anstatt präventiv vor Cyberattacken zu schützen. Das rührt teils daher, dass dieses Kompetenzfeld in der Vergangenheit häufig nur nebenher oder kommissarisch bearbeitet wurde. Angesichts der aktuellen Bedrohungslage kann sich das heute aber kein Unternehmen mehr leisten," erklärt Sauer.
Dementsprechend sind nicht nur kompetente Sicherheitsexperten gefragt, die sich beispielsweise in den Bereichen Governance, Risk und Compliance, Sicherheitsarchitekturen sowie Identitäts- und Zugriffsmanagement bestens auskennen. Es besteht auch ein dringender Bedarf an Führungskräften in Positionen wie dem Chief Information Security Officer (CISO).
Höhere Einstiegsgehälter bedingen gesteigerte Performance
Lohnend scheint ein Wechsel allemal, wenn man betrachtet, welche Gehälter wechselwilligen Security-Managern mit ein paar Jahren Berufspraxis winken. Personalberatern zufolge sind hier Jahresgehälter bis zu 150.000 Eurokeine Seltenheit mehr. "Im Schnitt haben sich die Einstiegsgehälter um rund 14 Prozent erhöht," bestätigt Christian Schmitz, Head of Technology bei Robert Half Deutschland, diesen Trend mit Verweis auf die hauseigene Gehaltsstudie 2024.
Wobei sich dieser Gehaltszuwachs sowohl auf Berufseinsteiger als auch auf erfahrene IT-Manager bezieht. Hiring-Manager wissen längst, dass hohe technische Expertise ihren Preis hat und sie kräftig an der Gehaltsschraube drehen müssen, um finanziell für SAP-Berater oder Security-Experten attraktiv zu sein. Da sind schon bei so manchem Einstiegseinkommen oft mehr als 100.000 Euro Jahresgehalt drin.
Sofortiges Business-IT-Alignment ist ein Muss
"Solche Gehaltsniveaus sind bei jungen IT-Beratern mittlerweile üblich. Allerdings bringt so ein Salär auch eine hohe Verantwortung mit sich," weiß Marc-David Rompf, Partner beim Headhunter digital leaders advisory. Ihre Tätigkeiten, so der Brancheninsider, hätten unmittelbaren Einfluss auf die Qualität der Sicherheit des Unternehmens und auf die Robustheit der IT-Infrastruktur. Und da die Firmen aufgrund der angespannten Lage am Arbeitsmarkt bereit seien, deutlich mehr Geld für Jobdebütanten auf den Tisch zu legen, steige auch ihre Erwartung an deren Performance.
"Hatten neue Mitarbeitende in der Vergangenheit noch ein halbes Jahr oder länger Zeit, sich in einer neuen Rolle zurechtzufinden, ist dieser Zeitraum heute deutlich kürzer," bringt Schmitz die Erwartungshaltung der Arbeitgeber auf den Punkt. Vor allem das vielbeschworene Business-IT-Alignment muss schneller gehen. Das bedeutet, dass neue IT-Leiter oder Security-Verantwortliche nicht erst abwarten, bis sich andere Fachbereiche auf sie zu bewegen. Es muss ihr eigenes Interesse sein, im Unternehmen von Anfang an für Transparenz und Verständnis der Funktionen und Abläufe im Tech-Bereich zu sorgen. Kommunikation müsse daher eine Schlüsselkompetenz von Fach- und vor allem Führungskräften im IT-Bereich sein, um das Wissen der IT-Experten jederzeit mit größeren Gruppen im Unternehmen zu teilen, konstatiert die Personalvermittlung Robert Half.
KI-Know-how macht Prompt Engineers zu Topverdienern
Auch der Markt für Zeitarbeitskräfte belebt sich wieder. Anwenderunternehmen, die anlässlich der Erhebung "IT Workforce Services" des Marktforschers Lünendonk befragt wurden, gehen von steigenden Budgets für den Einkauf externer Projektspezialisten aus. "Unsere Kunden brauchen vor allem externe Unterstützung bei der Modernisierung der IT-Infrastruktur sowie Konsolidierung der bestehenden IT-Systeme," erläutert Lena Singer, Junior Consultant bei Lünendonk. IT-Projekte müssen jetzt schnell und mit entsprechender Expertise umgesetzt werden, was intern immer häufiger weder qualitativ noch quantitativ möglich sei.
Neben der anhaltend hohen Nachfrage nach Projektexperten für Security oder SAP verzeichnen Marktspezialisten wie Etengo einen besonders hohen Bedarf im Bereich der künstlichen Intelligenz. "Prompt Engineering ist ein innovativer und spezialisierter Bereich innerhalb des expandierenden Feldes der KI," so Etengo-Vorstand Alexander Raschke. Gerade bei dieser noch recht neuen Tätigkeit seien bereits hohe Verdienstmöglichkeiten ein Thema. "Gehen wir mal von einem sehr guten freiberuflichen SAP-Experten aus, der einen Stundensatz von 150 bis 180 Euro hat. Da würde ich einen Prompt Engineer - mal konservativ gerechnet - zum jetzigen Zeitpunkt am unteren Ende dieser Spanne einordnen." (pg)