Über den Mangel an Fachkräften lamentiert die IT-Branche lautstark. Angenommen, der IT-Nachwuchs ist wirklich so knapp wie behauptet, müssten die Unternehmen jede Möglichkeit nutzen, um neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen. So auch eine Computermesse wie die CeBIT. Um die Recruiting-Bereitschaft der Aussteller zu testen, schickten der TecChannel und die COMPUTERWOCHE unter dem Motto "Ready to recruit" drei Informatikstudenten über die Messe, die sich bei jeweils 50 Ausstellern über offene Jobs informieren wollten. Unternehmen, die in Hannover mit eigenen Recruiting-Ständen - etwa im Zentrum für Jobs und Karriere - vertreten waren, wurden nicht getestet.
Das Ergebnis der Begegnungen zwischen Studenten und Ausstellern war ernüchternd: 80 Prozent der Unternehmen verwiesen die potenziellen Bewerber auf die firmeneigene Website. Dort sollten diese sich über das Unternehmen informieren und online bewerben. Nur mit jedem fünften Aussteller sei überhaupt ein Informationsgespräch zustande gekommen, bilanziert Benjamin Klör. "Die meisten Firmenvertreter wollten auf der CeBIT nur ihr Produkt an den Mann bringen." Diese Erfahrung machte auch Thierry Ruch, der dennoch ein positives Fazit zog: "Es gab auch Unternehmen, die über Jobchancen informierten und sich um einen bemühten. Wenn Bewerber zur CeBIT viel Zeit und eine gewisse Hartnäckigkeit mitbringen, lohnt sich der Messebesuch."
IDS Scheer schnitt beim Bewerber-Test am besten ab
Insbesondere Unternehmen, die auch Personaler am Stand hatten, schnitten gut ab. In diesen Fällen kam es auch zu Vorstellungsgesprächen. Testsieger wurde das Software- und Beratungshaus IDS Scheer mit Hauptsitz in Saarbrücken. Dessen Standpersonal sammelte in den drei Kategorien "Kompetenz", "beste Ansprechpartner für Personalgespräche" und "Freundlichkeit" die meisten Punkte. Zu den fünf besten Firmen gehören zudem die Software AG, SoftM, IBM und Datev. Aber auch Behörden wie die Bundesdruckerei und die Hessische Zentrale für DV konnten überzeugen. Dagegen befassten sich bekannte Firmen wie Sun Microsystems, Fujitsu-Siemens Computers oder Vodafone kaum mit den Bewerbern.
Die Größe eines Standes erlaubte übrigens selten Rückschlüsse darauf, ob die Bewerber willkommen waren. Mitunter wurden die Studenten an einem großen Stand wie bei Intel abgewiesen. Dann wiederum bemühte sich ein Firmenvertreter an einem kleinen Stand um den potenziellen Nachwuchs, obwohl er als Vertriebsprofi mit Recruiting nichts zu tun hatte.