Auch in deutschen Firmen wird die Cloud zur Commodity und zum integralen Bestandteil der IT-Landschaft. Der Trend geht dabei in Richtung Hybrid Cloud, eine Kombination aus unternehmensinternen IT-Services, Private Cloud sowie einer oder mehrerer Public Clouds (Multi-Cloud), bei der Unternehmen die Services verschiedener Cloud-Anbieter parallel nutzen.
Ganze 75 Prozent der IT-Entscheider in Deutschland sehen in der Hybrid Cloud das ideale Betriebsmodell für ihre IT-Infrastruktur, der weltweite Durchschnitt beträgt sogar 87 Prozent. Das zeigen die Ergebnisse des Nutanix Enterprise Cloud Index 2020. Für die Studie hat das Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne im Auftrag von Nutanix rund 3.400 IT-Entscheider weltweit zu ihren Cloud-Initiativen und deren Stellenwert im Vergleich zu anderen IT-Projekten und -Prioritäten befragt. Weiteres Thema der Umfrage waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf aktuelle und für die Zukunft geplante IT-Entscheidungen und -Strategien.
Hybrid Cloud ersetzt nicht-integrierte Umgebungen
Gerade einmal rund ein Viertel der hierzulande befragten IT-Entscheider (27 Prozent) gaben an, dass durch die Pandemie keine zusätzlichen Cloud-Investitionen erforderlich wurden. In EMEA waren dies nur 12 Prozent und weltweit sogar nur zehn Prozent.
Dieser Wert lässt aber nicht auf eine generelle Skepsis gegenüber der Cloud schließen. Denn bei den Antworten auf die Frage nach den strategischen Vorteilen des Hybrid-Cloud-Modells sind die Werte bei den deutschen Unternehmen im Vergleich zu den Firmen in EMEA und weltweit höher: So sehen 71 Prozent der Befragten in Deutschland in der flexibleren und 61 Prozent in einer schnelleren Unterstützung des Kerngeschäfts das wichtigste Argument für die Hybrid Cloud. Die Werte für EMEA liegen demgegenüber bei 55 Prozent und 50 Prozent, weltweit bei 55 Prozent und 51 Prozent. Kostensenkungen sind hingegen nur in einem Viertel der Unternehmen die treibende Kraft. Die Einstellung gegenüber Cloud-Technologien ist also grundsätzlich positiv.
Dazu passt, dass nur fünf Prozent der deutschen Unternehmen 2021 zusätzliche Anwendungen in Rechenzentren mit klassischer 3-Tier-Architektur betreiben wollen. Dieser Wert ist deutlich geringer als in EMEA (16 Prozent) und weltweit (15 Prozent). Bis 2025 soll auch der Anteil traditioneller 3-Tier-Rechenzentren in Deutschland um 13 Prozent von aktuell 17 Prozent auf vier Prozent sinken. Das entspricht in etwa dem weltweiten Rückgang von 15 Prozent.
Darüber hinaus ist in Deutschland vor allem die gemischte Infrastruktur auf dem Rückzug, sprich ein - im Gegensatz zur Hybrid Cloud - nicht-integriertes Nebeneinander aus eigenem Rechenzentrum mit klassischer Architektur oder auf Basis einer Private Cloud und verschiedenen Public-Cloud-Angeboten. Deren Anteil soll hierzulande bis 2025 von 52 Prozent (weltweit: 26 Prozent) auf 34 Prozent sinken. Fast in demselben Maße soll der Anteil der Hybrid Cloud in Deutschland um 17 Prozent auf dann 36 Prozent steigen. Weltweit wird dieser Wert in fünf Jahren allerdings bereits bei 49 Prozent liegen.
Fehlendes Knowhow als Hemmnis Nummer 1
Mit anderen Worten: Die Unternehmen in Deutschland werden ihre Rechenzentren modernisieren und ihre Infrastrukturen zu einer echten Hybrid Cloud weiterentwickeln. Sie benötigen für diesen Umbau aber mehr Zeit als in anderen Ländern und Regionen. Schließlich sind dafür Schritte wie die Einführung einer hyperkonvergenten Infrastruktur (HCI) in den Rechenzentren oder der Abbau nicht Cloud-fähiger Rechenzentren zugunsten der Nutzung von Private und Public Clouds erforderlich.
Interessant sind die Gründe für diese Verzögerung. Es liegt nicht wie vermutet an der berühmt-berüchtigten "German Cloud-Angst", sprich Bedenken in den Bereichen Sicherheit und Compliance. Hier liegen die Unternehmen in Deutschland mit 21 Prozent der Befragten gleichauf mit dem weltweiten und nur geringfügig höher als der EMEA-Durchschnitt (20 Prozent).
Auch Budget-Fragen spielen nicht die entscheidende Rolle. Nur 12 Prozent der deutschen Firmen sehen Kostenvorteile als Grund für die Hybrid Cloud, in EMEA sind es 17 Prozent und weltweit 18 Prozent. Zudem ist genügend Geld für den Kauf der verschiedenen Infrastrukturkomponenten vorhanden. Denn nur sechs Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen hier das wichtigste Argument für oder gegen eine Hybrid Cloud, in EMEA sind es zehn Prozent, weltweit neun Prozent.
Die größte Hürde auf dem Weg zur Hybrid Cloud in Deutschland ist fehlendes Knowhow beim Betrieb von On-Premises- und Cloud-Umgebungen. Hier sehen in Deutschland elf Prozent der Befragten die Antwort auf die Frage, ob sie eine Infrastruktur mit den vorhandenen IT-Kompetenzen betreiben können, als zentral an. In der EMEA-Region und weltweit sind das nur fünf Prozent. Das deckt sich mit den Ergebnissen einer ähnlichen Umfrage von Nutanix von Mitte 2020 zu den Hürden auf dem Weg zur Hybrid Cloud.
Hier sahen fast zwei Drittel der Befragten aus Deutschland (62 Prozent) in Kompetenzlücken die größte Herausforderung für die Umsetzung der Hybrid Cloud, weltweit und europaweit waren es jeweils "nur" 50 Prozent. Mangelnde Kenntnisse räumen die deutschen Firmen vor allem bei den Themen Multiple Plattformen, Public-Cloud-Infrastrukturen und auch On-Premises ein. Bei letzterem geht es vor allem um das Management und die Integration von Daten und Workloads zwischen der lokalen Infrastruktur und der Cloud sowie das Vermeiden von operativen Silos.
"Angesichts des IT-Fachkräftemangels in Deutschland dürfte ein Schwerpunkt für die Unternehmen in den kommenden Jahren darin liegen, das fehlende Wissen schnellstmöglich zu erwerben und sich mit Technologien und Lösungen vertraut zu machen, mit deren Hilfe sich echte hybride Umgebungen managen lassen", resümiert Peter Goldbrunner, Vice President Sales und Country Manager Deutschland und Österreich bei Nutanix. (mb)