Nachhaltig und für Nutzer leicht reparierbar

Fairphone 5 im Test

03.10.2023
Von Christoph Hoffmann, und Viviane Osswald
Henry schreibt für unsere Schwesterpublikation TechAdvisor.com.
Das Fairphone 5 ist das bisher beste Telefon des Unternehmens. Getreu der Firmenphilosophie stehen Langlebigkeit und Reparierbarkeit eindeutig vor den technischen Daten und der Ausstattung.
Foto: IDG

Auf einen Blick

Pro

  • Reparaturfähig und -freundlich

  • Fünf Jahre Garantie

  • Acht Jahre Software-Support Desktop-Modus

Kontra

  • Klobiges Design

  • Unterdurchschnittliche Leistung

  • Hält die Hardware acht Jahre lang durch?

Fazit

Das Fairphone 5 ist tatsächlich kein Smartphone der Superlative. Allerdings hat das Unternehmen recht, wenn es die Ethik der Branche infrage stellt und ein fair hergestelltes, reparierbares Handy produziert. Der versprochene Software-Support bis 2033 und möglicherweise darüber hinaus ist ein Beweis dafür, dass andere Hersteller mit ihrer Hardware andere Ziele verfolgen und mit den Ressourcen verschwenderisch umgehen.

Das Fairphone 5 soll kein leistungsfähiges Smartphone sein - so ist es das auch nicht. Es soll keine Kameras haben, die besser sind als die des iPhone 14 Pro oder des Google Pixel 7 Pro, also ist auch das so. Und auch beim Design will der Hersteller nicht beeindrucken.

Stattdessen hat sich Fairphone vorgenommen, ein Smartphone zu bauen, das acht Jahre lang Software-Support erhält, möglicherweise sogar zehn. Und damit die Hard- nicht vor der Software schlapp macht, ist das Fairphone 5 so konzipiert, dass es Besitzer selbst reparieren können.

Foto: IDG

Die Langlebigkeit des Fairphone 5 hängt davon ab, ob das Unternehmen im Jahr 2033 noch existiert. Aber Fairphone hat bisher eine gute Erfolgsbilanz vorzuweisen.

Als kleines Unternehmen will Fairphone beweisen, dass ein längerer Software-Support durchaus möglich ist. Zudem stellt Fairphone gleichzeitig die Umweltethik von Smartphones infrage, deren Komponenten oft nur wenige Jahre halten.

Das Unternehmen sagt auch, dass es alle Komponenten des Handys auf faire Weise beschafft und die Arbeiter in jeder Phase der Lieferkette bis hin zu den eigenen Fabriken fair behandelt und damit über das hinausgeht, was andere Handy-Hersteller tun.

Design & Verarbeitung

  • Transparentes Modell

  • Einfache modulare Reparierbarkeit

  • Solide, aber klobige Bauweise

Das Fairphone 5 sieht dem Fairphone 4 sehr ähnlich, ein paar Änderungen gibt es dann aber doch. Das Design ist recht schlicht gehalten, mit seinem 9,6 Millimetern dicken Gehäuse sowie den abgerundeten Kanten und Ecken. Bei meinem Exemplar handelt es sich um die transparente Version, bei der man durch die abnehmbare Rückseite auf den herausnehmbaren Akku und das durchdachte modulare Design darunter blicken kann. Es gibt auch nicht durchsichtige Modelle in Schwarz und Blau.

Allerdings ist das Fairphone 5 mit 212 Gramm ziemlich schwer und entspricht nur der Schutzklasse IP55 für Staub- und Wasserdichtigkeit. Man sollte es also nicht nass werden lassen. Aber das ist natürlich nachvollziehbar: Das Handy ist so konzipiert, dass Sie es selbst komplett auseinandernehmen und wieder zusammenbauen können.

Das Smartphone wird in einer wiederverwertbaren Verpackung geliefert, aber ohne Ladekabel, Netzteil oder Schraubendreher. Letzteren können Sie separat bei Fairphone von iFixit kaufen, um das Fairphone 5 zu zerlegen.

De Akku können Sie ohne Werkzeug herausnehmen. Für andere Komponenten gibt es winzige Schrauben. Sind diese entfernt, können Sie Teile wie Display, Kameras, Hörmuschel, USB-C-Anschluss und Lautsprecher ersetzen, die alle direkt bei Fairphone erhältlich sind.

Ich habe das Smartphone mit Leichtigkeit auseinandergenommen und hatte auch keine Probleme, es wieder zusammenzusetzen. Das ist viel einfacher als beim Nokia G22. Hier muss man nämlich die Hälfte des Geräts auseinandernehmen, bevor man überhaupt an den Akku kommt, von dem man dann auch noch die Kabel abziehen muss. Das Fairphone ist deutlich leichter zu reparieren.

Doch bevor Sie etwas reparieren müssen, greift die fünfjährige Garantie.

Display & Lautsprecher

  • 6,4-Zoll-OLED

  • Gorilla Glas 5

  • Display und Lautsprecher austauschbar

Dies ist das erste Fairphone-Gerät mit einem OLED-Display. Es ist hell und scharf mit einer Auflösung von 1.224 × 2.770 Pixeln und einer Bildwiederholfrequenz von 90 Hertz. Das Display ist sehr anständig, aber es ist nicht das hochwertigste Panel, das es zu diesem Preis gibt. Das Google Pixel 7 hat ein besseres Display.

Foto: IDG

Trotzdem war ich erfreut, in den Einstellungen eine Menge anpassbarer Optionen zu finden. Sie können den Farbmodus anpassen, einen Blaulichtfilter aktivieren sowie einen Lesemodus nutzen. Er verleiht dem Bildschirm einen papierähnlichen Glanz für längere Lesesitzungen.

Foto: IDG

Technische Daten & Leistung

  • Der Prozessor ist die Schwachstelle des Handys

  • Schwache Leistung

  • Großzügiger 256-GB-Speicher

Im Fairphone 5 arbeitet der Prozessor Qualcomm Snapdragon QCM6490 - was eher unüblich ist. Doch Fairphone glaubt, dass er am besten dafür geeignet ist, acht Jahre lang Software-Updates zu erhalten. Außerdem unterstützt er 5G.

Das Problem: Die Leistung ist enttäuschend. Das Smartphone hat Aussetzer und ist selbst bei einfachen Aufgaben schwerfällig. Meine persönliche Meinung: Sollte Fairphone sein Modell tatsächlich acht Jahre lang mit Software-Updates unterstützen, wird die Hardware wohl vorher in die Knie gehen.

Ich habe Fairphone gefragt, ob sie wirklich glauben, dass das Fairphone 5 solange durchhalten wird. Ein Sprecher teilte mir mit, dass sie zuversichtlich sind, dass das Smartphone "mindestens acht Jahre lang" verwendet werden kann. Das Fairphone 2 von 2015 hat mehr als sieben Jahre lang Updates erhalten.

Ergänzend sagt der Hersteller: "Im Durchschnitt werden Smartphones nach nur zwei bis drei Jahren ausrangiert. Selbst wenn Nutzer das Fairphone 5 fünf oder sechs Jahre lang behalten, wäre das bereits ein großer Schritt bezüglich Nachhaltigkeit. Wir erwarten auch, dass wir die Leistung in zukünftigen Software-Updates weiter verbessern können." Hoffen wir es.

Außerdem gibt es Dual-SIM (eine physische, eine eSIM), NFC, Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.2 LE. Eine Kopfhörerbuchse ist nicht vorhanden.